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21. World Mountain Running Trophy in Wellington/NZL - Heimspiele für Wyatt und McIlroy

20 000 Neuseeländer feierten den überragenden Auftritt ihrer Asse am Mt. Victoria – Berglauf-World-Trophy in Wellington mit neuer Qualität – Helmut Schiessl erneut mit Weltklasseleistung auf Rang fünf – DLV-Junioren überraschten

Das ist eine neue Qualität bei der World Trophy

Zwanzigtausend begeisterte Zuschauer feierten auf Wellingtons Hausberg Mt. Victoria die überragenden Vorstellungen von Jonathan Wyatt und Kate McIlroy bei der 21. World Mountain Running Trophy. „Das ist eine neue Qualität bei der World Trophy“, lobte dann auch Danny Hughes, der Präsident des Berglauf-Weltverbandes WMRA die organisatorische Leistung auf dem fünften Kontinent, schließlich gab es noch kein Berglauf-Weltchampionat mit einem derartigen Zuschauerzuspruch, mit städtischem und maritimen Flair durch die mondänen Villen an der Strandpromenade Oriental Bay und mit dem steil aufragenden Mt. Victoria höchsten Berglaufansprüchen für einen Bergauf-Bergab-Parcours zugleich auf engstem Terrain.

„Nicht alleine durch die geographische Lage haben sich die Teilnehmerfelder stark verändert“, musste der deutsche Berglauf-Chef Wolfgang Münzel, der übrigens im angegliederten Berglauf-Kongress für weitere zwei Jahre als WMRA-Organisationsdirektor gewählt wurde, erkennen. „Dass gerade Neuseeland im eigenen Land ihre Stärken zeigen wollte, das konnte voraus gesehen werden, aber auch der Typus des Bergläufers hat sich merklich verändert!“

Wyatt auch auf Bergauf-bergab-Strecken dominant

Nach vier World-Trophy-Titeln auf ausschließlich Bergaufstrecken hat sich Jonathan Wyatt in seiner Heimatstadt Wellington erstmals auch den Titel auf einer Bergauf-bergab-Strecke gesichert. Der 33jährige Berglaufstar düpierte, und das war die eigentliche Überraschung im über 13,2 km führenden Männerrennen, mit dem bislang lediglich auf den Bergaufstrecken gewohntem Vorsprung auch auf diesem Terrain die Konkurrenz.

Mehr als zwei Minuten trennten den „Kiwi“-Läufer aus dem Norden Wellingtons von der Konkurrenz. In Abwesenheit des verletzten Bergauf-Bergab-Weltbesten Marco de Gasperi, der sich zudem mit Verbandscoach Raimondo Balicco überworfen zu haben scheint, holten dessen Landsleute Gabriele Abate, Davide Chicco und Marco Gaiardo die Plätze zwei bis vier – und zum 20. Male auch den Mannschaftstitel. Alleine 1992 konnten Frankreichs Männer in Susa die Siegesserie der Italiener unterbrechen. 

„Fuzzy“ Schiessl auch auf ungewohntem Terrain Weltklasse

Dahinter überraschte mit Helmut Schiessl der derzeit mit Abstand erfolgreichste beste deutsche Läufer auf der ungewohnten Bergauf-bergab-Distanz. „Ich will unter die top five“ legte der Allgäuer Long-Distance-Weltmeister die Karten sehr zur Überraschung aller bei der Präsentation der Weltklasseläufer offen auf den Tisch. Im Kampf um Rang fünf hatte sich Helmut Schiessl letztlich erfolgreich gegen die Angriffe des starken neuseeländischen Marathon- und Cross-Spezialisten Dale Warrander, des mexikanischen Langdistanzspezialisten Ricardo Mejia und des italienischen Bergauf-bergab-Asses Emanuele Manzi durchsetzen können.

„Es war ein hartes Stück Arbeit“, gestand „Fuzzy“, wie er gerne von Freunden gerufen wird, „bergab ist nicht unbedingt meine Stärke. Aber es hat gereicht!“ „Damit hat sich Helmut auch auf diesem Terrain in die absolute Weltspitze hinein gelaufen“, freute sich DLV-Berglaufchef Wolfgang Münzel. „Mit Timo Zeiler auf Rang 29 haben wir leider nur einen weiteren Läufer unter die besten Dreißig bringen können.

Das ist zu wenig für ein Spitzenresultat in der Teamwertung“, zeigte sich Münzel jedoch etwas enttäuscht über den siebten Mannschaftsplatz der DLV-Männer. Vor allem der frühere Hindernis- und Crossmeister André Green zeigte zwei Runden lang ein überaus bemerkenswertes Rennen, lag direkt hinter Timo Zeiler, musste jedoch in der Schlussrunde seiner Erkältung Tribut zollen und viel weit zurück. Das wirkte sich letztlich massiv auf das Punkteresultat der Mannschaft aus, die mit 21 Punkten Rückstand auf Frankreichs Bronzeplatz letztlich Siebter wurde.

„So eine Erkältung rächt sich natürlich mit zunehmender Belastungslänge“, zeigte sich das Nordlicht im Team der Bergläufer merklich enttäuscht. „Endlich hatte ich einmal das Gefühl, hier etwas reißen zu können. Aber leider nur zwei Runden lang. Aber so leicht werde ich mich nicht unterkriegen lassen!“

Melissa Moon präsentierte bereits ihre Nachfolgerin: Kate McIlroy

Eigentlich war der Boden für einen weiteren Sieg für die bereits zweimal bei World-Trophy-Rennen erfolgreiche Melissa Moon bereitet. Doch das inzwischen 36jährige neuseeländische Ass, bereits 2001 und 2003 auf Bergauf-bergab-Strecken Weltbeste, geriet durch eine Verletzung in Trainingsrückstand – und hatte jedoch mit ihrer jungen Landsfrau Kate McIlroy die Nachfolgerin parat, die wie zuvor Jonathan Wyatt vom Start weg zum überlegenen Sieg auf und davon stürmte. Exakt zwei Minuten Abstand legte die 24jährige Cross-Spezialistin auf den 9,1 km am Mt. Victoria zwischen sich und der Schottin Tracey Brindley und Berglauf-bergab-Europameisterin Anna Pichrtova.

Nicht in die Gänge gekommen

Die deutschen Frauen kamen auf dem selektiven Kurs überhaupt nicht in die Gänge, hatten mit Rang 27 durch Stefanie Buss ihr bestes Einzelresultat und wurden in der Mannschaftswertung lediglich Zehnte. „Das ist natürlich ein enttäuschendes Ergebnis“, so Münzel, „aber wir befinden uns im Frauenbereich im Umbruch. Annette Bendig und Anja Carlsohn fehlt natürlich in einem Weltklassefeld natürlich noch die Erfahrung, um hier mithalten zu können“.

Türkei drängt mit Macht in die Berglaufszene

Während die Neuseeländer bei den Aktiven die Gewinner schlechthin waren, trumpften bei den Junioren die türkischen Läufer in unerwarteter Stärke auf. Unter der Führung des früheren Marathonläufers Mehmet Terzi (der unter anderem auch den Frankfurt-Marathon in den 80er Jahren gewinnen konnte) hat der türkische Leichtathletik-Verband vor dem Hintergrund der World Trophy 2006 in Bursa erhebliche Anstrengungen unternommen, um im eigenen Land erfolgreich zu sein. Ein erster Angriff in Richtung Weltklasse gelang dabei dem Nachwuchs mit dem Halbmond auf der Brust im fernen Wellington.

Mit Einzelsieger Vedat Gunen war auch die Teamwertung vor den erfolgverwöhnten Italienern möglich geworden. Bei den Juniorinnen wurde Hulya Ongun hinter der in der Nacht zuvor erst angereisten russischen Titelverteidigerin Jioula Mochalova und der Slowenin Mateja Kosovelj auch eine Türkin Dritte wie auch die Mannschaft.

Starke Vorstellung des jungen Manuel Stöckert

Stark präsentierten sich die DLV-Junioren. Mit 67 Punkten belegten Manuel Stöckert, Quirin Schmölz und Dominik Wagner einen beachtlichen vierten Rang hinter der Türkei, Italien und Tschechien. Bester Einzelstarter war dabei der Ostheimer Manuel Stöckert als Zwölfter, der sich taktisch geschickt im ersten internationalen Einsatz präsentierte und auch noch im kommenden Jahr in Bursa für die Juniorenklasse startberechtigt ist. „Die Junioren haben natürlich Spaß gemacht, mit etwas mehr Risiko wäre hier sogar eine Medaille realistisch gewesen“ zog Münzel Bilanz.

WMRA-Präsident Hughes für weitere vier Jahre im Amt

Im Rahmen der Berglauf-World-Trophy in Wellington wurde auch beim Congress von den Delegierten der 27 anwesenden Nationen das Direktorium des Berglauf-Weltverbandes einschließlich des Präsidenten gewählt. Einstimmig im Amt bestätigt wurde dabei der Engländer Danny Hughes als Präsident. Unverändert wird sich auch für die kommende Legislaturperiode das Direktorium mit Generalsekretär Bruno Gozzelino (Italien), Schatzmeisterin Nancy Hobbs (USA) sowie den Direktoren Tomo Sarf (Slowenien/ Development), Wolfgang Münzel (Erlenbach/ Organisation) und Raimondo Balicco (Italien/ Competition) präsentieren. Lediglich um die Position des Marketing Direktors gab es eine Kampfabstimmung, bei der sich der Waliser Adrian Woods gegen den Franzosen Roger Bonnifait mit 17 zu 8 Stimmen durchsetzen konnte.

Wilfried Raatz

21. World Mountain Running Trophy in Wellington/ Neuseeland (25.9.):

Männer (13,2 km/ HD 930 m):

1. Jonathan Wyatt (NZL) 53:23, 2. Gabriele Abate (ITA) 55:35, 3. Davide Chicco (ITA) 55:41, 4. Marco Gaiardo (ITA) 56:08, 5. Helmut Schiessl (De/ TSV Buchenberg) 56:22, 6. Dale Warrander (NZL) 56:24, 7. Ricardo Mejia (MEX) 56:28, 8. Emanuele Manzi (ITA) 56:47, 9. Epiney (SUI) 57:13, 10. Gutierrez (USA) 57:20, 11. Rinaldi (ITA) 57:30, 12. Rancon (FRA) 57:34, 13. Lamovec (SLO) 57:42, 14. Kosovelj (SLO) 47:43, 15. Dupont (FRA) 57:58, 16. Burns (ENG) 58:03, 17. Symonds (SCO) 58:05, 18. Taggart (ENG) 58:08, 19. Kröll (AUT) 58:17, 20. Breuil (FRA) 58:22… 29. Timo Zeiler (DE/ TSV Trochtelfingen) 59:22, 41. Dominik Ulrich (De/ USC Freiburg) 1:00:15, 47. Marcus Enders (De/ SV Frankenheim) 1:00:38, 63. André Green (De/ LG Wedel-Pinneberg) 1:02:15, 73. Thomas Doll (De/ SV Steinach) 1:03:27 (105 Läufer im Ziel).

Mannschaften: 1. Italien (Abate, Chicco, Gaiardo, Manzi) 17, 2. Neuseeland (Wyatt, Warrander, Revell, Wakelin) 75, 3. Frankreich (Rancon, Dupont, Breuil, Fourdin) 101, 4. England 106, 5. Schweiz 114, 6. USA 119, 7. Deutschland (Schiessl, Zeiler, Ulrich, Enders) 122, 8. Mexiko 136, 9. Slowenien 140, 10. Österreich 159.

Frauen (9,1 km/ HD 620 m):

1. Kate McIlroy (NZL) 39:40, 2. Tracey Brindley (SCO) 41:42, 3. Anna Pichrtova (CZE) 41:59, 4. Mary Wilkinson (ENG) 42:39, 5. Isabelle Guillot (FRA) 42:47, 6. Vittoria Salvini (ITA) 42:56, 7. Melissa Moon (NZL) 43:21, 8. Laura Haefeli (USA) 43:38, 9. Roberti (ITA) 43:46, 10. Baronchelli (ITA) 44:10, 11. Pott (AUS) 44:20, 12. Fairweather (AUS) 44:34, 13. Melicherova (SVK) 44:38, 14. Hizar (SLO) 44:46, 15. White (ENG) 44:48, 16. Young (SCO) 45:02, 17. Etzensperger (SUI) 45:04, 18. Lindy (USA) 45:09, 19. Matyasova (CZE) 45:14, 20. Mudge (SCO) 45:16… 27. Stefanie Buss (De/ ASC Rosellen-Neuss) 45:42, 30. Annette Bendig (De/ TG Nürtingen) 46:25, 36. Kerstin Harbich (De/ TSV Oberstaufen) 47:22, 38. Anja Carlsohn (De/ SC Potsdam) 47:32 (62 Läuferinnen im Ziel). 

Mannschaften: 1. Italien (Salvini, Roberti, Baronchelli) 25, 2. Schottland (Brindley, Young, Mudge) 38, 3. Tschechien (Pichrtova, Matyasova, Milesova) 48, 4. England 48, 5. Neuseeland 48, 6. Australien 57, 7. Frankreich 62, 8. USA 63, 9. Slowenien 68, 10. Deutschland (Buss, Bendig, Herbich) 93.

Junioren (9,1 km/ HD 620 m):

1. Vedat Gunen (TUR) 36:48, 2. Juan-Carlos Carera (MEX) 37:20, 3. Martin Dematteis (ITA) 37:28, 4. Ahmet Arslan (TUR) 37:46, 5. Bernard Dematteis (ITA) 38:34, 6. Jan Hamr (CZE) 38:57, 7. Fahri Tunctan (TUR) 38:59, 8. Diego Scaffidi Ingiona (ITA) 39:02, 9. Choquert (FRA) 39:38, 10. Weberhofer (AUT) 40:00, 11. Guest (AUS) 40:03, 12. Manuel Stöckert (De/ TSV Ostheim) 40:08, 13. Rizzardini (ITA) 40:26, 14. Rosenberg (CZE) 40:57, 15. Tratnik (SLO) 41:18, 16. Homa (POL) 41:24, 17. Quirin Schmölz (De/ LG Würm Athletik) 41:37, 18. Cornock (WAL) 41:48, 19. Jackson (NZL) 41:53, 20. Pauritsch (AUT) 42:04 … 30. Dominik Wagner (De/ TV Hauzenberg) 42:47 (48 Läufer im Ziel).

Mannschaften: 1. Türkei (Gunen, Arslan, Tunctan) 12, 2. Italien (M. Dematteis, B. Dematteis, Scaffidi Ingiona) 16, 3. Tschechien (Hamr, Rosenberg, Zapalac) 41, 4. Deutschland (Stöckert, Schmölz, Wagner) 59, 5. Österreich 67, 6. Slowenien 72, 7. Schottland 77, 8. Neuseeland 79, 9. England 80, 10. USA 102.

Juniorinnen (4,7 km/ HD 310 m):

1. Jioulia Mochalova (RUS) 21:50, 2. Mateja Kosovelj (SLO) 22:00, 3. Hulya Ongun (TUR) 22:46, 4. Lucija Krkoc (SLO) 22:54, 5. Suza Mladenovic (SLO) 22:31, 6. Ruth Croft (NZL) 23:45, 7. Rachael Thompson (ENG) 23:31, 8. Katarina Beresova (SVK) 23:46, 9. Ghiazza (ITA) 23:48, 10. Saglan (TUR) 23:50, 11. Nemkina (RUS) 23:51, 12. Allen (ENG) 23:57, 13. Sabrina Prager (De/ LG Passau) 23:58, 14. Castellani (ITA) 24:11, 15. Green (NZL) 24:15 (30 Läuferinnen im Ziel).

Mannschaften: 1. Slowenien (Kosovelj, Krkoc) 6, 2. Russland (Mochalova, Nemkina) 12, 3. Türkei (Ongun, Saglan) 13, 4. England 19, 5. Neuseeland 21, 6. Italien 23, 7. Tschechien 45, 8. Polen 47.

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