Die besten Zeiten der European 10 000 m-Challenge scheinen der
Vergangenheit anzugehören, auch wenn die einstmals als inoffizielle 10
000 m-Meisterschaft gehandelte Veranstaltung gerade erst neun
Austragungen hinter sich hat. Vorbei die Vision eines
leistungsfördernden, zentral angelegten 10 000 m-Rennens für die besten
europäischen Langstreckler zu Beginn der Freiluftsaison, deren
überragende Resultate wie die von Paula Radcliffe, Fernanda Ribeiro,
Dieter Baumann, Fabian Roncero, Alberto Garcia oder José Manuel
Martinez in den Weltranglisten auf den vordersten Plätze Eingang
fanden? „Man möchte zumindest am Konzept festhalten“ fasst
DLV-Langstreckentrainer Detlef Uhlemann seine Eindrücke nach dem
European 10 000 m-Cup, so der aktuelle Titel des einstigen
Langstrecken-Gipfeltreffens im spanischen Barakaldo, zusammen. „Aber
wir wurden aufgefordert, Verbesserungsvorschläge so rasch wie möglich
einzubringen!“ Dies alleine schon vor dem Hintergrund, dass im
kommenden Jahr aufgrund der erst Anfang April in Fukuoka stattfindenden
Cross-Weltmeisterschaften der Termin im türkischen Urlaubsparadies
Antalya erst für den 15. April fixiert werden konnte und klimatische
Probleme ein weiteres Handikap sein dürfte.
Nur 2 Teams
Unbestritten,
die Leistungen von Sabrina Mockenhaupt und Juan Carlos de la Ossa mit
31:21,28 bzw. 27:27,80 sind Spitzenergebnisse, in der jungen
Freiluftsaison sogar Jahresweltbestleistungen. Aber die Zeiten sind
vorbei, wo die Nationaltrainer um die Startplätze in den schnellen
A-Läufen dealen mussten, weil 40 oder 50 Langstreckler zu Beginn der
Bahnsaison auf die 10 000 m-Challenge gesetzt hatten. Dies gehört
längst der Vergangenheit an wie auch der eigentliche Ansatz eines
Team-Wettbewerbs. So standen gerade einmal dreizehn Frauen an der
Startlinie, mit Portugal und Spanien nur zwei Teams. Bei den Männern
ist die Situation kaum besser, unter zwanzig Startern fanden sich
gerade drei Teams ein, sodass der Europäische Leichtathletik-Verband
(EAA) dem Begriff „European Cup“ kaum noch gerecht werden kann.
Trostlos – nur 13 Frauen
„Es
ist schon trostlos, wenn bei uns gerade einmal 13 Frauen am Start
stehen und keine rechte Spannung aufkommen kann“. Sabrina Mockenhaupt
musste allerdings ohne Zögern zugeben, dass für sie als aufstrebende
Läuferin die zweifellos prominenten Fernanda Ribeiro und Margaret Maury
der rechte Prüfstein auf dem Weg zur europäischen Medaillenelite waren.
Für die deutschen Langstreckler und den DLV ist das Auftreten der
kleinen Delegation mit dem Sieg durch Sabrina Mockenhaupt und dem
selbstbewussten Auftreten der Junioren Pollmächer und Koch sicherlich
als ein kleiner Erfolg zu werten. Ein erster Sieg der kleinen Schritte.
Auch wenn hier Junioren-Leistungen gelobt werden, die vor wenigen
Jahren von jungen Burschen wie Alexander Lubina, Mario Kröckert und Co.
noch um dreißig, vierzig Sekunden getoppt wurden, aber kaum eine Zeile
wert waren. Weil wir zu diesem Zeitpunkt noch Asse wie Dieter Baumann
oder Stéphane Franke hatten... Aber in der Jetztzeit klingt das
Fazit so: „Wenn wir das nicht feiern, dann weiß ich es auch nicht, was
wir dann noch feiern sollten“ zeigt sich Langstreckencoach Uhlemann
auch in entsprechend bester Laune.
Wilfried Raatz