Newsarchiv

Newsarchiv

"Fit to Run" Thema des Monats April: Spinning – Vorsicht vor zu hohen Intensitäten

Spinning oder auch Indoor Cycling wird in den deutschen Fitness-Studios immer beliebter. Das Ausdauertraining auf dem Fahrradergometer wird auch von vielen Läufer und Inline-Skatern als Alternative zum Outdoor-Training genutzt. In verschiedenen Studien konnte nun belegt werden, dass beim Spinning in der Regel viel zu intensiv trainiert wird – auch wenn die die Belastung von den Teilnehmern nur als mäßig empfunden wird.

Laute Musik und die motivierende Moderation der Trainer – immer Freizeitsportler schätzen das Gruppentraining auf dem Fahrrad. Gemeinsam geht es über bei virtuellen Radtour über Berge und durch Täler. Das Indoor Cycling Bike unterscheidet sich in einigen wesentlichen Bestandteilen von einem klassischen Fahrrad. Mit einer ca. 15 kg schwere Schwungscheibe und einer Konstruktion ähnlich den Rennmaschinen von Bahnradfahrern ist ein „runder Tritt“ möglich. Ein Leerlauf existiert nicht, so dass ein permanentes Pedalieren erforderlich ist. Die Intensität kann zum einen durch die Trittfrequenz reguliert werden, zum anderen durch ein stufenloses mechanisches Bremssystem am Schwungrad.

Beim konventionellen Radfahren gibt es immer wieder Phasen des Leerlaufs sowie mit sehr niedrigen Trittfrequenzen und geringer Intensität (insgesamt etwa 40 Prozent der Gesamtbelastung). Diese Phasen gibt es beim Indoor Cycling nicht. Der Ablauf einer Spinning-Einheit erfolgt in der Regel nach einem einheitlichen Schema: 10 Minuten Aufwärmen, 30 bis 50 Minuten Hauptprogramm und 10 Minuten Abkühlen.

Studien belegen sehr hohe Intensitäten bei geringem Belastungsempfinden

Eine Studie des Instituts für Sportmedizin der Universität Münster mit einer Gruppe unerfahrener Teilnehmer beim Indoor Cycling hat nun gezeigt, dass beim Indoor Cycling häufig zu intensiv trainiert wird.  Sowohl die Herzfrequenz als auch die Laktatkonzentration deuteten auf Belastungen im anaeroben Bereich hin – und nicht wie gewünscht auf den aeroben Grundlagenbereich. Im Gegensatz dazu wurde die Belastung von den Teilnehmern selbst jedoch nur als mäßig empfunden. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie der Universität des Saarlandes. Hier wurden Freizeitsportler mit sehr guten Ausdauerfähigkeiten untersucht. Sie trainierten beim Indoor Cycling nahe der Ausbelastungsgrenze – ohne dass sie diese Anstrengung selbst wahrnahmen.

Vorsicht vor falschen Versprechen der Fitness-Studios

Bei Belastungen in diesen hohen Intensitäten ist jedoch der Anteil der Fettverbrennung fast gleich Null und damit auch der Trainingseffekt für den Fettstoffwechsel. Dieses so genannte anaerobe Training über eine Dauer von bis zu 60 Minuten beim Spinning ist zwar nicht unbedingt schädlich, ist jedoch kaum geeignet die persönliche Grundlagenausdauer zu verbessern, so wie es die Fitness-Studios versprechen. Spinning oder Indoor Cycling ist vielmehr ein intensives Intervalltraining, das durch ein umfangreiches Grundlagenausdauertraining abgefedert werden muss.

Herzfrequenz im Auge behalten

Wer dennoch seine Grundlagenausdauer beim Spinning trainieren möchte, muss seine Herzfrequenz unbedingt im Auge behalten – eine Vorgehensweise die in den meisten Fitness-Studios unüblich ist. Diese sollte auf keinen Fall höher als 75 Prozent der maximalen Herzfrequenz sein. Das heißt Ruhe bewahren, auch wenn der Trainer zum Gipfelsturm aufruft.

Belastungs-EKG vor Trainingsbeginn

Insbesondere Personen jenseits des 40. Lebensjahrs sowie Personen mit Herz-Kreislauf-Risikofaktoren sollten sich vor Trainingsbeginn ein Belastungs-EKG sowie eine standardisierte sportmedizinische Untersuchung durchführen lassen. Zudem bietet SCC RUNNING auf seinen Internet-Seiten den so genannten PAPS-Test an, mit dessen Hilfe online das individuelle Herz-Kreislauf-Risiko getestet werden kann.

Weitere Informationen finden Sie unter „Indoor Cycling – das andere Ergometertraining“, erschienen im Deutschen Ärzteblatt, Jg. 103, Heft 7 vom 17. Februar 2006.

Anzeige

Anzeige