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Susanne Hahn vor dem Vattenfall BERLINER HALBMARATHON: „Ich möchte Bestzeit laufen“

Susanne Hahn (geborene Ritter) wird am Sonntag beim Vattenfall BERLINER HALBMARATHON an den Start gehen. Die 28-Jährige zeigte mehrmals eine herausragende Leistung, wenn es im Crosslaufen hart auf hart kam. Bei den Cross-Weltmeisterschaften erreichte die Läuferin, die für den SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken startet und von ihrem Mann Frank trainiert wird, dabei die mit Abstand besten Platzierungen deutscher Starter seit vielen Jahren. Gegen die knallharte afrikanische Konkurrenz lief sie auf die Ränge 23 (2004), 22 (2005) und 37 (2006). Das sind Platzierungen, die selbst ein Dieter Baumann bei seinen Cross-WM-Starts nicht annähernd erreicht hat. Auch ihren wohl größten Sieg feierte Susanne Hahn im Cross: 2005 gewann sie überraschend den Diekirch Eurocross, ein Rennen, das zur Cross-Serie des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF zählt. Dass sie im Sommer über die Bahn-Langstrecken beziehungsweise auf der Straße diese Form nicht umsetzen konnte, liegt vor allem an einem gesundheitlichen Handikap: Susanne Hahn leidet unter einer starken Pollenallergie. Dennoch lief die Germanistik-Studentin vor einem Jahr ein gutes Marathondebüt. In Rotterdam wurde sie mit 2:32:34 Stunden Vierte – dies ist nach wie vor ihre Bestzeit. Bei den Europameisterschaften in Göteborg 2006 gewann sie in der Team-Wertung eine Bronzemedaille.

 

Sie haben eine Halbmarathonbestzeit von 1:14:03 Stunden aus dem Jahr 2005. Ist es Ihr Ziel, diese am Sonntag zu verbessern?

Susanne Hahn: „Ja, auf jeden Fall möchte ich eine neue Bestzeit über die Halbmarathondistanz aufstellen. Es wird langsam Zeit, dass ich die deutlich verbessere. Ich bin 2006 auf die Marathondistanz gegangen und trainiere entsprechend. Das kommt natürlich auch dem Halbmarathon zu Gute. Ich habe den Trainingsumfang erhöht und laufe viele 30-km-Trainingsläufe. Beim Rotterdam-Marathon bin ich die halbe Distanz in 74 Minuten angegangen. Alleine deswegen bin ich überzeugt, wesentlich schneller laufen zu können. Mental hilft es natürlich zu wissen, dass man nur die Hälfte der Strecke laufen muss anstatt der vollen 42 Kilometer. Ich kann das Rennen anders angehen.“

Sie sind die international erfolgreichste deutsche Crossläuferin – dennoch haben Sie auf einen Cross-WM-Start in diesem Jahr verzichtet. Waren Ihnen die Titelkämpfe nicht mehr so wichtig, nachdem Sie den Fokus doch mehr auf die Straße gelegt haben?

Susanne Hahn: „Die Cross-Weltmeisterschaften sind mir schon wichtig. Es macht mir noch immer sehr viel Spaß, Cross zu laufen. Allerdings war ich durch einen Virus zunächst körperlich nicht fit, und den Fokus habe ich in diesem Jahr auf den Marathon gelegt. Da passte es einfach, auch aufgrund der Krankheit, nicht in das Konzept. Vielleicht hätte ich die Cross-WM noch eingeschoben, wenn diese in Europa stattgefunden hätte. Die Bedingungen in Mombasa sind für einen Athleten sehr schwer. Die Entfernung, die Hitze und die Feuchtigkeit, das alles muss der Körper verarbeiten. Ich schließe aber nicht aus noch einmal bei einer Cross-WM teilzunehmen, sofern diese in Europa stattfindet.“

Sie leiden unter einer Pollenallergie – welche Rolle spielt die Witterung am Sonntag für Sie?

Susanne Hahn: „Inzwischen spielt das Wetter eine nicht mehr allzu große Rolle. Aber das war mal anders. Ich habe jahrelang im Winter gut trainiert und konnte dennoch die Leistung im Frühsommer und Sommer nicht abrufen. Es war schlimm, und ich wusste einfach nicht, woran das liegen könnte. Ich habe mich oft schlapp gefühlt. Mein Trainer und Ehemann Frank Hahn kam dann 2003 darauf, einen Allergietest beim Arzt durchführen zu lassen. Das Ergebnis war eindeutig, und die Ursache für die jahrelangen Probleme war identifiziert. Es stellte sich heraus, dass ich an Heuschnupfen litt, und ich hatte zudem noch eine Lactose-Intoleranz. Das waren zwar keine besonders tollen Nachrichten für mich als Leistungssportlerin, die hauptsächlich im Sommer aktiv ist, aber immerhin hatte ich den Grund für meinen Leistungsabfall im Frühjahr und Sommer herausgefunden.“

War die Pollenallergie ein Grund dafür, sich stärker auf die Straßenrennen anstelle der Bahnsaison im Sommer zu konzentrieren?

Susanne Hahn: „Irgendwie schon, denn Marathons und andere Straßenläufe finden ja vor allem im Frühjahr und im Herbst statt. Seit dem ich weiß, was mich jahrelang behindert hat, kann ich natürlich auch viel besser trainieren und vom Kopf her ganz anders in einen Lauf gehen.“

Was haben Sie verändert nach dem Allergietest?

Susanne Hahn: „Zunächst haben wir ein paar Dinge ausprobiert. Da ich keine typischen Anzeichen wie tränende Augen oder eine laufende Nase hatte, hätten also auch keine Antihistamine geholfen. Ich habe es mit Homöopathie probiert. Da wurde das Problem dann ganzkörperlich gesehen und zusammen mit meiner Lebensmittelunverträglichkeit behandelt. Jetzt konnte mein Trainer die Trainingszeiten anpassen, die intensiven Läufe reduzieren, und die Trainingslager mache ich jetzt vor allem in der Höhe oder an der See, wo nicht so viele Pollen fliegen. Aber die Erkenntnis war nicht nur wegen der körperlichen Beschwerden wichtig, sondern auch für den Kopf. Ich habe eine viel größere Motivation zu laufen, seitdem ich das Problem kenne.“

Wie sind Sie zur Leichtathletik gekommen?

Susanne Hahn: „Meine Mutter ist Berlinerin und hat selbst früher Leichtathletik betrieben. Meinen Vater hat sie bei einem Austausch mit Leichtathleten aus Hildesheim kennen gelernt. Es war dadurch irgendwie klar, dass ich auch einmal Leichtathletik machen würde, auch wenn ich als Kind zunächst eine Zeit lang geturnt habe. Da meine Mutter aus Berlin kommt, habe ich natürlich eine spezielle Beziehung zu Berlin und war in meiner Kindheit öfter hier. Ich finde die Stadt toll und möchte unbedingt einmal den real,- BERLIN-MARATHON laufen.“

Sie nutzen den Vattenfall BERLINER HALBMARATHON als Vorbereitung für einen Frühjahrs-Marathon. Welcher wird es sein und wie sieht Ihre weitere Jahresplanung aus?

Susanne Hahn: „Ich bereite mich auf den Paris-Marathon am 15. April vor. Den habe ich zum einen gewählt, da er schön früh im Jahr stattfindet und ich dadurch weniger Probleme mit meiner Allergie habe und zum anderen, da ich dann die Chance habe noch einen Marathon laufen zu können, falls es aus irgendwelchen körperlichen Gründen in Paris nicht funktionieren sollte. Mein großes Ziel in diesem Jahr sind die Weltmeisterschaften in Osaka. Zur WM dürfen ja bis zu sechs Frauen im Marathon nominiert werden, und ich würde mich natürlich freuen, wenn wir auch mit fünf oder sechs Frauen fahren würden. In Peking bei den Olympischen Spielen im nächsten Jahr können dann wieder nur drei Frauen starten, da muss man dann schnell laufen, um dabei zu sein.“

Wie sieht Ihre Zukunft auf der Straße im Marathon aus, welches Potenzial sehen Sie noch?

Susanne Hahn: „Sicherlich bin ich noch nicht am Limit. Der EM-Marathon in Göteborg war der erste Marathon, auf den ich mich explizit vorbereitet habe. Vor meinem ersten Marathon in Rotterdam 2006 war dies so noch nicht der Fall. Da hatte ich mich noch auf die Deutschen Cross-Meisterschaften und die Cross-WM konzentriert. Somit denke ich, dass ich noch einiges an Potenzial auf der Marathondistanz habe und zudem fühle ich mich auf der Strecke sehr wohl. Quälen und Schinden gehört eben dazu.“

Das Gespräch führte Marisa Reich.

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