Newsarchiv

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4. RheinEnergie Bonn Marathon am 4. April 2004

Die mediale Vor-, Auf- und Nachbereitung sportlicher Großereignisse nimmt

ein immer größeres Ausmaß an und treibt mittlerweile die

seltsamsten Blüten. So darf vor dem Bonner Marathon in einer viel

gelesenen Lokalzeitung ein hochstudierter - Psychologie, Sportwissenschaft,

Theologie-Autor vom “Marathon als neuzeitlicher Form der Religion“

philosophieren und den Läufer empfehlen “vor allem das Leiden an

sich selbst“ zuzulassen. Nun ja!

5700 Handbiker, Inline-Skater, Walker und Läufer gingen an diesem

Sonntag früh in Bonn auf die 42.195 Meter lange Strecke. Der Wetterbericht

hatte Regen und stürmischen Wind angekündigt. Pünktlich zum

Start fallen dann auch einige Regentropfen. Der große Regen blieb den

Läuferinnen und Läufern jedoch erspart und wer langsam genug war,

durfte am Ende sogar in der Sonne laufen.

Die Strecke beginnt auf Bonns historischem Marktplatz, nach dem ersten

Kilometer überquert das Sportlerfeld den Rhein, um die nächsten sechs

Kilometer durchs rechtsrheinische Beuel zu laufen. Viele Zuschauer stehen hier

an Strecke und veranstalten auch schon am frühen Sonntag viel Lärm

mit allen möglichen Haushaltsgeräten. So haben es sich zwei

ältere Damen bei Kilometer sechs auf Gartenstühlen in einer offenen

Garage gemütlich gemacht und bearbeiten zur Freude der Läuferinnen

und Läufer eine Blechgießkanne mit Spazierstöcken. Zurück

auf der linksrheinischen Seite laufen die Sportlerinnen am Rhein entlang,

vorbei durchs alte Regierungsviertel, immer mit dem wunderbaren Panorama des

Siebengebirges vor Augen, über Bad Godesberg und bis zur Halbmarathonmarke

in Mehlem. Die Zuschauerzahlen sind an diesem Teil der Strecke deutlich

geringer als in den letzten Jahren beim sonnigen Wetter. Erst ab Kilometer

dreißig, in Friesdorf, Dottendorf, Kessenich und Poppelsdorf ist der

Zuschauerzuspruch wieder groß und erreicht an manchen Streckenabschnitten

Kölner Ausmaße. Die Zuschauerinnen und Zuschauer machen hier auch

reichlich Gebrauch von den Vornamen der Läuferinnen und Läufer, die

der Veranstalter auf der Startnummer abgedruckt hat. Einer dieser

fleißigen Zuschauer ist Norbert Blüm, in früheren Zeiten, als

der Begriff “Soziale Marktwirtschaft“ und die “Rente ist

sicher“ noch modern war, lange Jahre Bundessozialminister. Die letzten

fünf Kilometer führen über recht breite Straßen im Norden

von Bonn zurück zum Marktplatz im Zentrum der Stadt. Die letzten Kilometer

sind eine gute Gelegenheit für eine wenig repräsentative Umfrage zum

Thema “Laufen als Religion“ und “Leiden an sich

selbst“. Die Läuferinnen und Läufer sehen ihren Sport

wesentlich entspannter, stellen den Spaß in den Vordergrund und haben

einen optimalen Tipp zum Thema “laufen und leiden“, nämlich:

langsamer laufen.

Essen, Trinken und Gelegenheit für die Nachbereitung des Rennens gibt

es für die Finisher dann unmittelbar hinter dem Ziel in einem schönen

und sonnigen Innenhof der Universität.

Gute Ergebnisse wurden trotz böigen Winds und einer zum Teil recht

kurvenreichen Strecke erzielt. Bei den Damen gewann Romy Spitzmüller aus

Leipzig in 2:32:32 vor Valentina Delion in 2:40:59 und Ivana Martincova in

2:49:48. Schnellster Mann war bereits zu dritten Mal in Bonn Mikhail Minukhin

aus Russland in 2:15:41 vor Pavel Novak in 2:19:53 und Samuel Okemwa in

2:23:26.

Frank Bielefeld

 

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