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Anja Carlsohn knapp an einer WM-Medaille vorbeigeschrammt

Artikel des Running News Network - runnn.com

Der fünffache Kurzdistanz-Berglauf-Weltmeister Jonathan Wyatt ist nun auch auf der Langdistanz der Weltbeste. Bei der Berglauf-Langdistanz-Weltmeisterschaft beim Jungfrau-Marathon in Interlaken in der Schweiz wurde der Neuseeländer seiner Favoritenstellung gerecht und kam zu einem klaren Erfolg in 2:55:32 Stunden vor den beiden Südtirolern Hermann Achmüller und Gerd Frick, die mit einem Rückstand von drei und sieben Minuten die weiteren Medaillen gewannen. Nach einer Knieoperation scheint der weltbeste Bergläufer auch auf den Langdistanzen wieder nahezu in früherer Form zu sein, auch wenn der 35jährige bei seinem ungefährdeten Sieg in 2:55:32 gleich sechs Minuten hinter seinem eigenen, 2003 aufgestellten Streckenrekord zurückblieb. Dagegen zeigte sich der Geheimtipp bei den Frauen als Volltreffer: Die frühere Weltklasse-Langstrecklerin und aktuelle Berglauf-Europameisterin Anita Hakenstad nun auch auf der Marathondistanz im Hochgebirge in weltmeisterlicher Verfassung. Auf der 42,195 km langen Strecke von Interlaken über 1839 m hinauf zur Kleinen Scheidegg in 2061 m lag die 39jährige Norwegerin nach einer Endzeit von 3:23:05 Stunden acht Minuten vor den beiden Russinnen Elena Kaledina und Jeanna Malkova. Nur um 16 Sekunden verpasste die Potsdamerin Anja Carlsohn bei ihrem bislang größten internationalen Erfolg als Vierte einen Medaillenplatz.


Bei Bilderbuchwetter gingen bei dem 15. Jungfrau-Marathon und der hier integrierten 4. Langdistanz-Weltmeisterschaft des Berglauf-Weltverbandes (WMRA) über 4 500 Starter aus 48 Nationen vor dem mondänen Hotel „Victoria Jungfrau“ in Interlaken ins Rennen. Nach einem 20 km langen und flachen Anlauf bis Lauterbrunnen hatten sich sowohl Jonathan Wyatt als auch Anita Hakenstad in einer zahlenmäßig starken Führungsgruppe noch zurückgehalten, machten dann aber beim 5 km langen, aber sehr steilen Aufstieg nach Wengen bereits alles klar für die Weltmeistertitel. „Ich wollte nach meinem Sieg 2003 wieder mit einem Sieg hierher zurückkehren. Und das ist mir gelungen. Spielraum nach oben hatte ich genug, da ich über den aktuellen Rennverlauf hinter mir Bescheid wusste!“ freute sich der Neuseeländer über seinen WM-Titel, der nach einer Knieoperation im Frühjahr schon in weite Ferne gerückt sichien. Hinter den beiden Südtirolern folgte mit dem Mexikaner Ranulfo Sanchez Hernandez und dem letztjährigen WM-Zweiten Galen Burell (USA) zwei absolute Mitfavoriten außerhalb der Medaillenplätze, die allgemein auch dem Russen Serguej Kaledine (6.) oder dem Orientierungslauf-Vizeweltmeister Marc Lauenstein (7.) zugetraut wurden.


Für die deutschen Starter hingen angesichts dieser Spitzenbesetzung die Erfolgstrauben reichlich hoch. Auf einem beachtlichen dreizehnten Rang gab dabei Ulrich Benz (LG Brandenkopf) einen starken Einstieg in die Nationalmannschaft, auch Marathon-Neuling Markus Jenne (USC Freiburg) kam als Zwanzigster noch auf einem guten Spitzenplatz ein.


„Als ich bei der 20 km-Marke in Lauterbrunnen als Neunte durchlief, war ich angesichts des Elitefeldes schon glücklich“, gestand Anja Carlsohn später. Doch es sollte für die 29jährige Potsdamerin trotz Gipsmanschette, die sie seit Juli wegen einem Kahnbeinbruch tragen muss, noch weitaus besser kommen. „Als ich im steilen Aufstieg bei der Eigermoräne erst die Jungfrau-Marathon-Streckenrekordlerin Marie-Luc Romanens und dann auch noch die Swiss Alpine-Siegerin Lizzy Hawker überholte, da konnte ich eigentlich nur noch jubeln!“ In einem packenden Finale zur Kleinen Scheidegg wäre ihr fast noch der Griff zur Bronzemedaille geglückt, doch näher als auf 16 Sekunden konnte sie sich an die Russin Jeanna Malkova nicht mehr heranarbeiten. „Dieser vierte Rang von Anja Carlsohn ist unser zweitbestes WM-Resultat nach der Vizeweltmeisterschaft von Birgit Sonntag-Unterberger im Jahr 2000“, freute sich DLV-Berglaufchef Wolfgang Münzel nach den drei Medaillen bei der Europameisterschaft über einen weiteren starken Auftritt bei internationalen Meisterschaften.


Als neuntbeste Frau lief mit Britta Müller (Baiersbronn) schon die nächste DLV-Vertreterin ins Ziel ein. Die bereits 45jährige holte sich damit hinter Lizzy Hawker und Claudia Landolt (Schweiz) den dritten Rang im erstmals ausgetragenen Mountain-Marathon-Cup, einer Dreierwertung bestehend aus den Marathonläufen in Liechtenstein und Zermatt sowie dem Jungfrau-Marathon. Stefanie Buss (Rosellen-Neuss) und Annette Bendig (Nürtingen) rundeten auf den Rängen 16 und 22 das starke Abschneiden der deutschen Frauenmannschaft eindrucksvoll ab.


Wilfried Raatz


Ergebnisse: 4. Berglauf-Weltmeisterschaft/ Jungfrau-Marathon in Interlaken/Schweiz (8.9.): Männer: 1. Jonathan Wyatt (Neuseeland) 2:55:32, 2. Hermann Achmüller (Italien) 2:58:35, 3. Gerd Frick (Italien) 3:02:41, 4. Ranulfo Sanchez Hernandez (Mexiko) 3:05:56, 5. Galen Burell (USA) 3:11:05, 6. Serguej Kaledine (Russland) 3:11:28, 7. Marc Lauenstein (Schweiz) 3:13:41, 8. Zac Freudenburg (USA) 3:14:58… 13. Ulrich Benz (De/ LG Brandenkopf) 3:16:40, 20. Markus Jenne (De/ USC Freiburg).

Frauen: 1. Anita Hakenstad (Norwegen) 3:23:05, 2. Elena Kaledina (Russland) 3:31:16, 3. Jeanna Malkova (Russland) 3:36:43, 4. Anja Carlsohn (De/ SC Potsdam) 3:36:59, 5. Claudia Landolt (Schweiz) 3:37:58, 6. Elizabeth Hawker (Groß-Britannien) 3:40:00, 7. Corinne Zeller (Schweiz) 3:41:12, 8. Marie-Luc Romanens (Schweiz) 3:42:51, 9. Britta Müller (De/ LG badenova Nordschwarzwald) 3:45:22… 16. Stefanie Buss (De/ ASC Rosellen-Neuss) 3:54:40, 22. Annette Bendig (De/ TG Nürtingen) 3:56:58.

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