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Auf dem Weg zum internationalen Klassiker - der vereinigte Lauf aus Ost- und West-Berlin

Der Bewag BERLINER HALBMARATHON hat einen historischen Hintergrund wie er nur in der deutschen Hauptstadt möglich ist. Die Wurzeln des größten und hochklassigsten deutschen Rennens über die 21,0975 km liegen in beiden Teilen der einst geteilten Stadt.

Im früheren Ost- und West-Berlin gab es entsprechende Laufveranstaltungen, die nach der Wende schon 1990 vereinigt wurden zu einem Rennen: Der BERLINER HALBMARATHON, der inzwischen auf dem Weg ist, zu einem ähnlichen Klassiker wie der real,- BERLIN-MARATHON zu werden,

In Ost-Berlin 1981 der Lichtenberg Marathon

Lange hatte sich die heimische Läuferschaft im Ostteil ein Rennen durch die Stadt gewünscht. Doch alle Bemühungen, an frühere Traditionen der ungeteilten Stadt, wie „Potsdam-Berlin“ oder „Quer durch Berlin“, anzuknüpfen, scheiterten im Osten am Behördenweg. Impulse von unten bewirkten damals wenig. 1981 gab es mit einem Marathon durch Nebenstraßen des Bezirkes Lichtenberg einen ersten Versuch.

Hier beginnt die Zählung des BERLINER HALBMARATHON.

In West-Berlin 1981 die "25 km de Berlin" und der BERLIN-MARATHON

Im Westteil Berlins hatten die Läufer dank des Einsatzes der französischen Alliierten, die die "25 km de Berlin" im Frühjahr 1981 ins Leben riefen, bereits ein wenig länger einen echten Citylauf, dem 1981 im Herbst der BERLIN-MARATHON folgen sollte.

Doch als es für eine Hauptstadt zum guten Ton gehörte, einen Citylauf zu haben und damit auch kräftig Schlagzeilen zu machen, gab man auch im Roten Rathaus und im DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund) "Grünes Licht" für einen großen Straßenlauf.

Der sollte natürlich, wie alles dazumal, dem Frieden dienen. Viele kamen zum ersten Lauf, wenngleich man bei den offiziellen Zahlen als Zeitzeuge immer den Eindruck hatte, es würden die Füße anstatt die Menschen gezählt.

20.000 zur Premiere 1982, davon 368 Marathonläufer und 752 über 20 km – die meisten liefen nur so zum Spaß.

Klaus Goldammer und Roland Winkler

Hand in Hand ins Marathonziel liefen damals in Berlin Klaus Goldammer und Roland Winkler nach 2:23:47 Stunden. Sie sorgten damit erst einmal für Fassungslosigkeit bei den Kampfrichtern – das war nicht vorgesehen, schließlich hatte man nur je einen Berliner Teddybären für Sieger und Siegerin eingeplant. Die folgenden Jahre machten den Herbstlauf durch den Berliner Osten neben dem Rennsteiglauf zum größten Laufereignis in der DDR.

Samaranch und 70.000 Aktive!

Das Benutzen der Veranstaltung zu Propagandazwecken erreichte 1985 ihren Höhepunkt, als der Lauf aus Anlass der 90. IOC-Session sogar auf einen Donnerstag verlegt wurde. Kosten und Aufwand wurden nicht gescheut. 70.000 (!) Aktive – es wäre der größte Lauf der Welt gewesen – sollen dabei beziehungsweise nicht an ihren Arbeitsplätzen gewesen sein. IOC-Präsident Juan-Antonio Samaranch gab den Startschuss.

Horst Milde und Stefan Senkel

Erfreute sich die Veranstaltung zu DDR-Zeiten großen Zuspruchs und staatlicher Förderung, so sollte sich das mit der Wende nach dem Rennen 1989 drastisch ändern. Der damalige Cheforganisator Stefan Senkel fand dann mit Horst Milde - dem Race Director vom BERLIN-NARATHON - im westlichen Teil Berlins den rettenden Partner, um die Veranstaltung 1990 überhaupt möglich zu machen.

Horst Milde ist es auch zu verdanken, daß die beiden Läufe aus Ost- und West-Berlin als eine Einheit angesehen werden und auch zukünftig in ihrer historischen Entwicklung als eine parallele Entwicklung gewertet werden und nicht in die Vergessenheit geraten.

Der Lauf wurde dann als Halbmarathon weitergeführt, denn den BERLIN-MARATHON gab es ja ebenfalls im Herbst bereits. Noch hatte der BERLINER HALBMARATHON zunächst den Beinamen "Friedenslauf", doch schon gab es eine Strecke durch den Ost- und Westteil der Stadt. Damit ging ein Traum in Erfüllung.

HALBMARATHON ab 1984 als "Generalprobe"

Einen BERLINER HALBMARATHON gab es im Westteil der Stadt bereits seit dem 2. September 1984. Als Generalprobe für den BERLIN-MARATHON, wurde er schon damals vom SCC organisiert. Allerdings war diese Veranstaltung eher ein rein lokales Vorbereitungsrennen für den Marathon. Die Teilnehmerzahl schwankte entsprechend zwischen rund 1.350 und 1.800.

Ins Frühjahr ab 1991

Der Lauf wurde dann 1991 aufgrund der Terminenge mit dem BERLIN-MARATHON vom September ins Frühjahr verlegt. Dies geschah zu einer Zeit, als der Halbmarathon als Disziplin auch international aufgewertet wurde. Seit 1992 gibt es jährliche Weltmeisterschaften über die genau 21,0975 km lange Strecke. Nachdem die Starterzahlen teilweise rückläufig waren, gelang in den vergangenen Jahren ein enormer Aufwärtstrend. Zudem haben sich Rahmenprogramm und -wettbewerbe zuletzt enorm entwickelt.

Eich mit Europarekord

Einen ersten großen sportlichen Höhepunkt hatte der BERLINER HALBMARATHON im Jahr 1993, als die ersten beiden Läufer unter 61 Minuten blieben. Carsten Eich (Leipzig) siegte damals in der Europarekordzeit von 60:34 Minuten, die heute noch deutscher Rekord ist. Bei den Frauen sorgte Joyce Chepchumba (Kenia) im Jahr 2000 mit ihrer Siegzeit von 68:22 für ein Weltklasseergebnis.

Zweiter Europarekord durch Roncero

2001 stellte der Spanier Fabián Roncero in Berlin den heute noch gültigen Strecken- und Europarekord auf. Er blieb mit 59:52 Minuten unter der magischen Stundengrenze. Zudem zählte die Veranstaltung in jenem Jahr zum ersten Mal über 10.000 Teilnehmer.

Diese starke Entwicklung sollte sich in den nächsten Jahren fortsetzen. 2003 und 2004 starteten alles zusammen jeweils über 17.000 Athleten aus 63 Nationen beim Bewag BERLINER HALBMARATHON.

WOLFGANG WEISING / JÖRG WENIG

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