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Hicham El Guerrouj will mehr Gold in Athen

„Schon als kleines Kind habe ich vom Olympiasieg geträumt –

jetzt habe ich mir diesen Traum erfüllt. Und ich bin weiter hungrig

– deswegen werde ich auch über 5.000 Meter an den Start

gehen“, erklärte Hicham El Guerrouj, nachdem er seine erste

olympische Goldmedaille über 1500 Meter in 3:34,18 Minuten gewonnen hatte.

„Und es wird dieses Mal nicht so sein wie in Paris bei der WM 2003. Es

gibt einen großen Kampf mit den Kenianern.“ Und auch die

Äthiopier werden mitmischen, schließlich möchte Kenenisa Bekele

ebenfalls Doppel-Olympiasieger werden.

„Vor vier Jahren waren es Tränen der Enttäuschung, heute

waren es Tränen der Freude“, erzählte Hicham El Guerrouj,

nachdem er sich in Athen seinen Traum erfüllt hatte. Der beste

Mittelstreckenläufer des vergangenen Jahrzehnts hat seine erste olympische

Goldmedaille gewonnen. Ausgelassen wie nie zuvor feierte der 29-Jährige

den wichtigsten Triumph seiner Karriere über 1500 Meter in 3:34,18

Minuten. Eingehüllt in die marokkanische Fahne, lief er die Ehrenrunde,

begann plötzlich zu tanzen, und am Ende eichte ihm jemand ein

Mobiltelefon. Wer der Gesprächspartner war, kann man nur vermuten. Gut

möglich, dass der marokkanische König anrief. Der Monarch hatte ihn

unmittelbar nach seinen beiden schmerzlichsten Niederlagen angerufen, um ihn zu

trösten. Nun gab es einen Grund zum gratulieren für den König,

den Hicham El Guerrouj immer wieder als den wichtigsten Förderer der

marokkanischen Leichtathletik bezeichnet hat.

Mit dem 1500-m-Sieg in Athen erfüllte sich Hicham El Guerrouj einen

Traum. Zugleich hat damit ein achtjähriger Alptraum für den

Marokkaner ein Ende gefunden: 1996 war er als Favorit ins olympische

1500-m-Finale von Atlanta gegangen. Doch dort stolperte er über das Bein

seines schärfsten Rivalen, Noureddine Morceli. Der Algerier wurde

Olympiasieger, El Guerrouj kam als Zwölfter ins Ziel. Vier Jahre

später kam ihm in Sydney ein anderer zuvor: Der Kenianer Noah Ngeny rang

Hicham El Guerrouj auf der Zielgeraden im Spurt nieder. Zwischen diesen beiden

Olympischen Spielen hatte der Marokkaner seine Strecke dominiert. Von 46 Rennen

über 1500 m verlor er nur zwei – die beiden olympischen Finals. So

groß war die Enttäuschung nach Sydney, dass der Marokkaner seine

Karriere fast beendet hätte. 35 Tage Urlaub reichten damals nicht, um das

Trauma zu verarbeiten. „Es war so schwer, dass ich an manchen Tagen gar

nicht zum Training gegangen bin.“ Erst nach gut drei Monaten hatte sich

Hicham El Guerrouj erholt.

Manches sprach dafür, dass das olympische Drama um Hicham El Guerrouj

in Athen seine Fortsetzung finden würde. Denn die Saison hatte nicht gut

begonnen für den Läufer, der die Weltrekorde über 1500 Meter

(3:26,00 Minuten), die Meile (3:43,13) und 2000 Meter (4:44,79) hält. Beim

Golden-League-Meeting in Rom am 2. Juli verlor er nach 30 Siegen in Folge sein

erstes Rennen – abgeschlagen wie nie zuvor kam er als Achter über

1500 Meter ins Ziel. „Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, ob ich

überhaupt zu den Olympischen Spielen fahren würde“, sagte

Hicham El Guerrouj, der in der Saisonvorbereitung unter Allergieproblemen

gelitten haben soll.

„Aber alle haben mir Mut gemacht für Olympia. Jetzt hier in Athen

gewonnen zu haben – an diesem sporthistorischen Ort, wo 1896 die Spiele

stattfanden –, das ist etwas Außergewöhnliches“, sagte

Hicham El Guerrouj. Dabei sah es in dem dramatischen Endspurt auf der

Zielgeraden so aus, als wenn wieder ein Kenianer, dieses Mal Bernard Lagat, ihm

das Gold wegschnappen würde. Lagat hatte ihn 50 Meter vor dem Ziel

überholt, doch dann konnte El Guerrouj noch einmal kontern. Mit zwölf

Hundertstelsekunden rettete er sich vor Lagat ins Ziel. Der Kenianer hatte

seinen Endspurt offenbar etwas zu früh angesetzt. Dadurch konnte er am

Ende, nachdem er schon an El Guerrouj vorbei war, das Tempo nicht ganz halten.

Dieser kleine Fehler ermöglichte Hicham El Guerrouj die Erfüllung

seines Traumes. „Als Bernard Lagat an mir vorbeizog, dachte ich nur:

Sydney… Doch dann hatte ich das Gefühl, dass ich noch einmal

kontern kann. Und ich danke Gott, dass ich es schaffte“, sagte Hicham El

Guerrouj.

 

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