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Landessportbünde erwarten stärkere Position des Breitensports im DOSB

 Die Landessportbünde haben in einer Sondersitzung am 23.9.2005 in Hannover die Pläne zur Fusion zwischen dem Deutschen Sportbund (DSB) und dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) beraten und folgende Pressemitteilung veröffentlicht.

Grundlage war ein durch eine Satzungskommission erstellter Satzungsentwurf für den geplanten neuen Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). 

 


Die Ständige Konferenz begrüßt, dass die Satzungskommission unter Einbeziehung von Stellungnahmen aus den Landessportbünden bereits erhebliche Modifizierungen gegenüber den ursprünglichen Planungen der Strukturkommission von DSB/NOK vorgenommen hat. Diese berühren insbesondere die in der Satzungspräambel formulierten, deutlich über die bisher im Vordergrund stehende Leistungssportsteuerung hinausgehenden, erweiterten Zielstellungen des DOSB.

Die Ständige Konferenz unterstützt das angestrebte Ziel des Zusammenschlusses beider Verbände mit der Perspektive einer gemeinsamen Dachorganisation des deutschen Sports. Die Landessportbünde sind für eine Fusion, die schlankere Gremienstrukturen und damit auch effektivere Entscheidungsprozesse ermöglicht. Beides kann zu Kosteneinsparungen führen, die dem Sport insgesamt zugute kommen. Die Landessportbünde sind auch für eine Fusion, die den organisierten Sport in Deutschland zu einem in seiner Geschlossenheit überzeugenden Partner für die Politik, die Wirtschaft und für die Wahrnehmung unserer Interessen im internationalen Bereich macht.

Gleichwohl hat die Ständige Konferenz in ihrer Sitzung am 23.9.2005 ihre Erwartungen hinsichtlich des weiteren Fusionsprozesses unterstrichen. Dabei standen zwei Überlegungen im Vordergrund:

 

Angebote für 25 Millionen Mitglieder

1. 

Die in den Landessportbünden organisierten Vereine halten für 25 Millionen Mitglieder Angebote vor, die von der Bewegungsförderung für Kinder und Jugendliche, vom Gesundheits-, Familien- und Seniorensport bis zum Sport für die Integration von Menschen mit Behinderung oder Migrationshintergrund reichen. Die Vereine tragen damit in hohem Maße den gesellschaftlichen Herausforderungen Rechnung, die ihnen gestellt sind. Die Förderung des Hochleistungssports ist ein wichtiger, aber ein im Vergleich zum umfassenden Breitensportangebot nachrangiger Bereich der täglichen Vereinsarbeit.

In der Wahrnehmung auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung muss der neue DOSB den traditionellen Leitgedanken des „Sport für Alle“ aufnehmen und dem Breitensport eine deutlichere strategische Schwerpunktsetzung geben. Dies muss sich auch in den Stimmenverhältnissen in den entscheidenden Verbandsgremien widerspiegeln. Die stattdessen bisher unter Verweis auf die IOC-Charta vorgesehene deutliche Schwächung der Einflussmöglichkeiten der Landessportbünde im neuen DOSB wird dem gesellschaftlichen Stellenwert des neuen Verbandes nicht gerecht.

Die Ständige Konferenz erwartet daher hinsichtlich der Stimmenverhältnisse in der Mitgliederversammlung - entgegen den bisherigen Entwürfen - in allen Fragen, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang zu den „Olympischen Fragen“ stehen, wie bisher eine den tatsächlichen Verhältnissen der Mitgliederstärke der Mitgliedsorganisationen entsprechende Verteilung. Diese Lösung muss erforderlichenfalls auf dem Verhandlungswege der Spitzen des deutschen Sports unter Einbeziehung der Landessportbünde mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) erreicht werden. Auch andere Länder haben entsprechende Positionen für ihre nationalen Dachorganisationen erreichen können.

 

Revolutionäer Umbruch

2. 

Die angestrebte Fusion bedeutet nach 55 Jahren DSB einen revolutionären Umbruch im System des organisierten Sports in Deutschland. Gleichwohl hat eine gemeinsame Beratung über die Ziele und Perspektiven des Fusionsprozesses unter Beteiligung aller Mitgliedsorganisationen des DSB bisher nicht stattgefunden und ist nach den Vorgaben von DSB/NOK auch nicht vorgesehen. 

Der historischen Bedeutung des Fusionsprozesses angemessen hält die Ständige Konferenz der Landessportbünde eine umfassende, transparente, konstruktive und zeitlich realistische Beteiligung aller Mitgliedsorganisationen weiterhin für dringend erforderlich. 

In einer Vielzahl der Landessportbünde ist zudem die Beratung und die Beschlussfassung über die Pläne zur Auflösung des Deutschen Sportbundes und zur Gründung eines neuen Dachverbandes im Rahmen von eigenen Mitgliederversammlungen vorgesehen. Dieses Beteiligungsverfahren ist erst nach Vorlage aller erforderlichen Unterlagen sinnvoll und erfordert die Möglichkeit einer Rückkoppelung der Beratungsergebnisse in den Fusionsprozess. 

 

Umfassende gemeinsame Beratung des Gesamtprozesses

Die Ständige Konferenz hat daher die Erwartung geäußert, in einem DSB-Hauptausschuss am 10.12.2005 eine umfassende gemeinsame Beratung des Gesamtprozesses, des Satzungsentwurfes und aller weiteren Verschmelzungsunterlagen unter Beteiligung aller Mitgliedsorganisationen durchzuführen. Ziel ist die Erarbeitung einer Vorlage an einen für Februar/März 2006 zu terminierenden außerordentlichen Bundestag des DSB zur abschließenden Beratung und Beschlussfassung.

Die bisher vorgesehene konstituierende Sitzung des neuen DOSB im Mai 2006 wird dadurch nicht in Frage gestellt. Der Zeitplan kann eingehalten werden und die Perspektiven der angestrebten Fusion von DSB und NOK werden noch verlässlicher sein, weil sie von allen Mitgliedsorganisationen des Deutschen Sportbundes in der Zielstellung und der strukturellen Ausrichtung mitgetragen werden.

Ingelore Rosenkötter                             

Sprecherin der Ständigen Konferenz Landessportbünde

 

Dr. Ekkehard Wienholtz

Quelle:

www.dsb.de

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