Am Schlusstag der Hallen-Europameisterschaften blieb den Spaniern der erhoffte
Triumph in einer Laufdisziplin versagt – irgendeiner war immer schneller,
egal in welchem Finale.
Für die deutschen Läufer gab es keine Medaille.
Borsakowski gut vertreten
Über 800 m war es der Russe Dimitri Bogdanow, der das Vier-Runden-Rennen
in 1:48,61 Minuten gewann. Silber und Bronze gab es dann für Spanien:
Antonio Manuel Reina wurde Zweiter in 1:48,76 Minuten, Juan de Dios Jurado lief
auf den Bronzeplatz mit 1:49,11. Damit hat Dimitri Bogdanow seinen prominenten
Landsmann Juri Borsakowski perfekt vertreten. Der Olympiasieger, dessen 1:46,10
Minuten sogar reichen, um die Jahresweltbestenliste anzuführen, hatte auf
diese Titelkämpfe verzichtet.
Deutsche Läufer waren über 800 Meter nicht am Start in Madrid.
Bogdanow und die Spanier reagierten
Der Mann mit der schnellsten Zeit im Rennen setzte sich zunächst an die
Spitze: Der Holländer Arnoud Okken führte das Feld nach flotten 25,98
Sekunden durch die 200-m-Marke. Gleich dahinter hatten sich die beiden Spanier
einsortiert. Nun wurde das Tempo plötzlich deutlich langsamer. Fast eine
halbe Minute lang war das Feld auf der zweiten Runde unterwegs. So war die
Hälfte nach 55,54 Minuten erreicht, und immer noch führte Arnoud
Okken. Eine Runde vor Schluss lagen der Brite James McIlroy und Okken fast
gleichauf (1:22,80). Der Brite startete dann einen Vorstoß gut 100 Meter
vor dem Ziel und ging am Holländer vorbei, doch Bogdanow und die Spanier
reagierten ebenfalls. Am Ende musste sich McIlroy mit Rang vier zufrieden geben
(1:49,33).
Größter Erfolg seiner Karriere
„Es lief genau, wie ich mir das gewünscht hatte. Ich wollte mit viel
Tempo aus der Zielkurve kommen, um meine Schnelligkeit einsetzen zu
können. Das hat funktioniert, obwohl ich Respekt hatte vor Reina“,
erklärte der 25-jährige Hallen-Europameister, der ein
Trainingspartner von Juri Borsakowski ist und nun in Madrid den
größten Erfolg seiner Karriere feierte.
Bei Olympia war Dimitri Bogdanow, der bisher erst eine Freiluft-Bestzeit von
1:45,84 Minuten hat, in Athen im Vorlauf ausgeschieden.
„Vor dem Rennen war ich mir ziemlich sicher, dass ich gewinnen
würde“, erklärte Antonio Manuel Reina. „Ich musste bis
zur Zielgerade warten mit meinem Angriff, aber dann hat es nicht gereicht. Ich
werde es in zwei Jahren wieder versuchen.“
Drei Spanier im Nacken
Über 1.500 m saßen ihm drei Spanier im Nacken, doch Ivan Heshko
blieb cool und lief dem Trio einfach davon. Der Ukrainer wurde
Hallen-Europameister über 1.500 Meter in flotten 3:36,70 Minuten, einem
Meisterschafts-Rekord. Auf den nächsten Rängen folgte dann das
spanische Trio.
Juan Carlos Higuero wehrte in 3:37,98 Minuten am Ende den Angriff von Reyes
Estévez (3:38,90) ab, was Arturo Casado (3:38,94) nicht gelang. Am Tag
nach dem 3.000-m-Finale gewann Estévez die zweite Bronzemedaille bei
diesen Titelkämpfen. Es war nicht das Rennen des Wolfram Müller (LAV
Asics Tübingen), der in enttäuschenden 3:46,35 Minuten als Siebenter
ins Ziel kam.
Im Sommer auf 3:28 oder 3:29 Minuten steigern“
„Ich hatte mir zweierlei Taktiken vorher überlegt. Die eine
Möglichkeit wäre gewesen, mich in einem langsamen Rennen nur auf
meine Spurtkraft zu verlassen, die andere war das schnelle Tempo –
für diese zweite Variante habe ich mich entschieden. Es war mir klar, dass
es für Estévez sehr hart werden würde nach dem gestrigen
3.000-m-Finale – davon erholt man sich nicht so schnell“,
erklärte Ivan Heshko. Der 25-jährige Ukrainer hatte vor zwei Jahren
Bronze bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Paris gewonnen und war dann
Zweiter bei der Hallen-WM in Budapest vor einem Jahr. Nun gewann er Gold und
kündigte an: „Im Sommer möchte ich mich auf 3:28 oder 3:29
Minuten steigern“
Lange auf diese EM vorbereitet
„Ich hatte gehofft, dass Heshko nach dem schnellen Anfangstempo am Ende
vielleicht etwas müde werden würde, aber das passierte nicht“,
erklärte Spaniens Silbermedaillengewinner Juan Carlos Higuero, der am
Anfang der Woche noch an einer Erkältung laboriert hatte. „Ich hatte
mich lange auf diese EM vorbereitet, denn ich wollte unbedingt unter die Top
drei.“
Vier Läufe in drei Tagen
Zufrieden war auch Reyes Estévez: „Ich habe vier Läufe aus
drei Tagen in den Beinen und habe dabei zwei Medaillen gewonnen. Das war eine
Herausforderung, denn ich wusste, dass das sehr schwer werden würde.
Deswegen bin ich stolz auf meine Leistung“, erklärte
Estévez.
„Ich denke, wenn ich in der letzten Runde noch dran bin, wäre
einiges möglich“, hatte Wolfram Müller vor dem Finale gesagt.
Doch bei dem hohen Tempo verlor er nach der ersten Hälfte deutlich den
Kontakt zur Spitzengruppe und hatte keine Chance.
Zwei deutsche Läuferinnen im Finale
Mit 34 Jahren hat währenddessen Larisa Shao ihre erste große
Medaille gewonnen. Die Russin siegte über 800 Meter in 1:59,97 Minuten vor
der frenetisch angefeuerten Spanierin Maite Martínez (2:00,52) und
Natalja Tsyganowa (Russland/2:01,62). Zwei deutsche Läuferinnen erreichten
das Finale: Monika Gradzki (TV Wattenscheid/2:02,53) und Claudia Gesell (Bayer
Leverkusen/2:04,06) mussten sich aber mit den Rängen fünf und sechs
zufrieden geben, wobei Gradzki ein sehr mutiges Rennen zeigte. Die dritte
deutsche Starterin, Janina Goldfuß (TV Wattenscheid) war mit 2:05,64
Minuten als Vierte ihres Vorlaufes ausgeschieden.
Eine Flucht nach vorne
Es war Monika Gradzky, die sich gleich nach dem Start an die Spitze setzte und
mit dafür sorgte, dass das Anfangstempo in diesem Finale hoch war.
Während die Wattenscheiderin an der Spitze beziehungsweise unmittelbar
dahinter rannte, hatte sich Claudia Gesell ganz hinten einsortiert. „Es
war eine Flucht nach vorne – ich habe es versucht, es leider nicht
geklappt. Die anderen sind eben doch noch stärker“, erklärte
Monika Gradzki später. Bei der 400-m-Marke, die in 59,72 Sekunden erreicht
wurde, führte sie wieder. Und das war auch noch bei 500 Metern so,
während Gesell immer noch ganz hinten lag und aus dieser Position auch
nicht mehr weg kam.
In der letzten Runde noch auf Bronzerang
Als es in die letzte Runde ging, war Monika Gradzki immer noch auf einem
Bronzerang. „Ein bisschen hatte ich gehofft, den Platz halten zu
können. Aber ich war schließlich auch die Athletin mit der
schwächsten Zeit in diesem Finale“, sagte Monika Gradzki, die nun im
Sommer die WM-Qualifikation anstrebt. Dazu muss sie 2:00,00 Minuten laufen. Es
war in Madrid nicht das Finale der Claudia Gesell. „Das Tempo war zu
schnell für mich. Es ging heute einfach nicht mehr.“
Die schweren Beine der Ceplak
„Ich wollte am Ende von der Spitze aus laufen“, erklärte
Larisa Shao, die schließlich den Angriff der Spanierin Maite
Martínez abwehrte. „Jetzt möchte ich meine Freiluft-Bestzeit
verbessern“, erklärte Larisa Shao, die dort bisher 1:58,71 Minuten
erzielt hat. Sensationell im Vorlauf gescheitert war am Freitag die
Titelverteidigerin und Hallen-Weltrekordlerin Jolanda Ceplak (Slowenien).
„Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, aber ich hatte schwere
Beine“, sagte Ceplak.
Bitteres Ende der Hallensaison für Mockenhaupt
Für Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) gab es ein bitteres Ende der
Hallensaison. Trotz eines guten Laufes im 3.000-m-Finale reichte es ganz knapp
nicht zu einer Medaille. In einem spannenden Finale hatte zunächst die
favorisierte Britin Jo Pavey das Tempo bestimmt. Nach flotten 2:54,61 Minuten
hatte sie 1.000 Meter absolviert, nach zwei Dritteln der Distanz führte
sie immer noch (5:54,83). Doch die 31-Jährige wurde ihre Verfolgerinnen
nicht los, brach dann regelrecht ein und gab sogar auf.
Lidia Chojecka (Polen) war an ihr vorbeigestürmt und lief in 8:43,76
Minuten zur Goldmedaille. Die für die Türkei startende Tezeta
Desalegn-Dengersa gewann Silber in 8:46,65, Bronze ging an Susanne Pumper
(Österreich/8:47,74), die zwei Hundertstelsekunden Vorsprung vor der am
Ende stark aufkommenden Sabrina Mockenhaupt ins Ziel rettete.
„Ich habe die Jahresweltbestzeit über 1.500 Meter, war mir aber
nicht sicher bezüglich meiner Sprintfähigkeit. Deswegen habe ich mich
für die 3.000 Meter entschieden – das hat sich ausgezahlt“,
erklärte Lidia Chojecka später. Im Sommer sollen jedoch wieder die
1.500 m im Mittelpunkt stehen.