Marathonläufe fanden, nicht nur in Deutschland, bis Anfang der achtziger Jahre nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Als Straßenläufer pilgerte man nach Steinfurt, Griesheim, Kandel, Bräunlingen oder Neuf-Brisach. Die Strecken führten hinaus auf die Felder, bestenfalls wurden dabei ein paar Ansiedlungen durchlaufen. An Start und Ziel standen Anverwandte und Freunde, unterwegs traf man auf einsame, meist freundliche Streckenposten und das Ziel wurde oft schon nach vier Stunden abgebaut. Die Veranstaltungen dienten der Aufbesserung der Vereinskasse von Sportvereinen, als Verpflegung gereicht wurden gesüßter Tee und Salztabletten. Die Laufszene war überschaubar. Wer Marathon lief, hatte ein klares Ziel – unter drei Stunden zu laufen.
Auf Vereinsinitiativen gingen auch die beiden ersten deutschen City-Marathons zurück. Hans Jürgensohn vom OSC Hoechst und Horst Milde vom SCC Berlin waren jeweils verantwortlich dafür, dass am 17. Mai 1981 in Frankfurt am Main und am 27. September 1981 in West-Berlin die beiden ersten deutschen Stadtmarathonläufe entstanden. In Frankfurt stand der Chemie- und Pharmakonzern Hoechst AG hinter dem Marathon, während Horst Milde in der damals geteilten Stadt um Sponsoren für seinen Marathon kämpfte, der bisher siebenmal im Grunewald stattgefunden hatte. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass auch in Duisburg im September 1981 ein Stadtmarathon veranstaltet wurde, der allerdings zu keinem Zeitpunkt die Dimension der Marathons in Berlin und Frankfurt erreichte.
Die Stadt für die Läufer zu öffnen lautete die Philosophie der Macher damals, was bei Behörden und Polizei nicht durchgängig auf Begeisterung stieß, um es untertrieben auszudrücken, denn Laufen als Freizeitsport hatte zu jener Zeit einen sehr exotischen Charakter.
Vorbild für alle City-Marathons, die in den achtziger Jahren weltweit entstanden, war der New York Marathon. Dieser war 1976 nach fünf Jahren im Central Park von Manhattan in die Straßen der Stadt „verlegt“ worden, und von Jahr zu Jahr waren die Teilnehmerzahlen gestiegen. 1980 wurden dort bereits über 12.000 Finisher gezählt.
Als die französischen Besatzungstruppen für das Frühjahr 1981 einen 25-km-Lauf in den Straßen von West-Berlin ankündigten, packte Horst Milde die Gelegenheit beim Schopfe und begab sich auf eine Tour durch die städtischen Instanzen, um im Herbst 1981 seinen Marathon vom Grunewald in die Stadt zu „verlegen“. Letztendlich waren es die US-Amerikaner, die ihm den Weg ebneten. Mit 3.486 angemeldeten Teilnehmern (1980: 363) übertrafen die Berliner auf Anhieb die Meldezahl der Frankfurter aus dem Frühjahr (3.169) und schafften dies jedes Jahr erneut, bis Titelsponsor Hoechst ausstieg (1986) und der Marathon am Main ein Jahr pausieren musste. Da verzeichnete man in Berlin bereits 13.862 Anmeldungen. Hatte der Marathon in Frankfurt bis dahin jeweils die besseren Siegerzeiten vorzuweisen, ging auch in dieser Hinsicht in Berlin ab 1986 „die Post ab“ und der Lauf war die klare Nummer eins in Deutschland und seit den späten neunziger Jahren hinter London die Nummer zwei in Europa.
Der BMW BERLIN-MARATHON am 25. September wird live übertragen auf n-tv (8.30 – 12.30 Uhr) und Eurosport (8.45 – 11.30 Uhr).