Die Blicke der insgesamt fast 3.500 Teilnehmer des 4. Morgenpost Dresden
Marathon gingen am Vortage der Veranstaltung wohl sehr sorgenvoll in Richtung
Himmel. Dunkle Regenwolken und kräftiger Wind trübten die
Marathonstimmung in der sächsischen Landeshauptstadt. Aber das 600 qm
große Zelt, in welchem die Marathonmesse dieses Jahr provisorisch
untergebracht war, hielt dem Wetter stand und veranlasste viele Teilnehmer
dazu, sich ein wenig ausführlicher über die neuesten Trends im
Laufsport in puncto Bekleidung und Ernährung zu informieren.
Die Jahre zuvor war diese Sportmesse noch in der Kunst- und Kongresshalle
des gegenüberliegenden art òtels in der Ostra-Allee untergebracht,
doch auch hier hatte die Jahrhundertflut ihre Spuren hinterlassen. Zwei Monate
nach der verheerenden Flutkatastrophe prägten weiterhin noch
Belüftungs- und Trocknungsmaschinen das Bild an den Häusern der
Innenstadt, an vielen Häuserfronten konnte man noch weiterhin den
Höchststand der Elbe wiedererkennen. Wo sich an diesem Marathonwochenende
die Läufer mit Pasta oder Kartoffelsuppe noch die letzten
Kohlehydratreserven füllten, stand im August das Wasser noch bis zu einer
Höhe von 1,60 Meter.
Alleine auf 500 Mio. EUR bezifferte sich der infrastrukturellen Schaden in
der Elbmetropole. Davon war in der Altstadt allerdings kaum mehr etwas zu sehen
und so erstrahlten auch die vielen Sehenswürdigkeiten an diesem Sonntag in
schönem Glanz, denn auch der sächsische Wettergott hatte ein Einsehen
und bescherte den Organisatoren und vor allem den Teilnehmern viel
Sonnenschein.
Um 10:00 Uhr erfolgte zeitgleich der Start für alle Distanzen. Der
Start- und Zielbereich befand sich ebenfalls in der oben beschriebenen
Ostra-Allee. 1007 Läufer für die 10 km, 1.475 Läufer auf der
Halbmarathon-Distanz und 999 Marathon-Teilnehmer wurden auf eine
Sightseeing-Tour durch Dresden geschickt.
Die ersten 5 km waren für alle Wettbewerbe gleich gewählt und wohl
auch die interessantesten der Strecke: Mit dem Zwinger, der Semperoper, der
Kathedrale und dem Neumarkt mit Frauenkirche reihten sich die
Sehenswürdigkeiten nur so aneinander. Die 10 km Läufer konnten dann
schon etwas eher das nördliche Elbufer mit dem Blockhaus, dem Japanischen
Palais und dem Palaisgarten bewundern, ehe der Weg zurück in die Altstadt
und in Richtung Ziel führte.
Den Halbmarathon-Läufern und den Marathonis blieb dieser Genuss noch 13
km verwährt. Ihre Strecke führte weiter in Richtung Süden und
mit einer ausgedehnten Schleife durch den Großen Garten. Die Teilnehmer
der klassischen Distanz hatten in der etwas abgewandelten zweiten Runde die
Möglichkeit, die gewonnenen Eindrücke nochmals auf sich wirken zu
lassen.
Die Jahrhundertflut hatte auch Auswirkungen auf den Marathon. Trotz des
neuen Teilnehmerrekordes wurde das Ziel von insgesamt 5.000 Startern verpasst
und aufgrund des anhaltenden Laufbooms ist dies nicht auf die Konkurrenz
anderer Großveranstaltungen in diesem Zeitraum wie z.B. Köln,
München oder Frankfurt zurück zu führen. Der Tourismus im
allgemeinen hatte in den letzten Wochen in Sachsens Hauptstadt dramatische
Einschnitte hinnehmen müssen. Bis Weihnachten verzeichneten die Hotels
einen Buchungsrückgang von teiweise 90 Prozent!
Eine Änderung dieser Situation ist allerdings in Sicht und auch die
Laufgemeinde wird im nächsten Jahr dem Dresden-Marathon bei der (kleinen)
Jubiläums-Veranstaltung sicherlich noch mehr Interesse schenken. Diese
Strecke verdient es.
Ergebnisse:
Marathon (Männer):
1. Dirk Nürnberger (LAC Quelle-Fürth), 2:18:36 (Streckenrekord)
2. Jaroslaw Cichocki (Polen), 2:19:13
3. Samuel Kibet Chemwemo (Kenia), 2:21:55
Marathon (Frauen):
1. Natalya Repina (Russland), 2:53:38
2. Annette Wolfrom (OSC Berlin), 2:54:20
3. Tanja Semjonowa (SC DHfK Leipzig), 2:55:01
Halbmarathon (Männer):
1. Marcel Matanin (Slovakei), 1:07:52
2. Mathias Weippert (1.LAV Rostock), 1:11:10
3. Holger Zobries (LC Cottbus), 1:12:15
Halbmarathon (Frauen):
1. Sally Jesang Kibet (Kenia), 1:21:42
2. Kristin Jacobs, 1:27:34
3. Ines Uhlig (SK Niedersedlitz), 1:29:08
10 km (Männer):
1. Jens Bornemann (SC DHfK Leipzig), 0:32:00
2. Oliver Uhlig (Chemnitzer PSV), 0:32:11
3. Stephan Freigang (SC Cottbus), 0:32:13
10 km (Frauen):
1. Alena Mocariova, 0:35:50
2. Sonja Grünke (1.ASV Annaberg), 0:39:18
3. Sybille Heinrich (SSV Eintracht Naumburg), 0:42:17
Oliver Bach