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7. Ford Köln Marathon am 5.10.2003

Am ersten Sonntag im Oktober regnet es in Köln, immer. Zumindest seit

sieben Jahren, denn solange gibt es nun den Marathon in der Hauptstadt des

Rheinlands. Tradition ist auch ein mittleres Chaos beim Start des Rennens. Der

Unterschied zwischen Real- und Chipzeit ist in Köln rekordverdächtig.

Wer sich bei den vier Stunden Läufern einordnet, brauchte in Köln

mindestens 20 Minuten um die Startlinie zu sehen.

So stehen dann an diesem Sonntag Mittag - Köln ist wegen seiner

erfreulich späten Startzeit um 11.30 Uhr eines der letzten Reservate

für langlaufende Morgenmuffel - 14.376 Läuferinnen und Läufer,

wie immer reichlich beschallt mit heimischem Liedgut und meist in farbenfrohe

Müllsäcke gekleidet, im kalten sonnigen Deutz und wundern sich, warum

es nicht regnet und wieso das Läuferfeld in diesem Jahr so zügig auf

die Strecke geschickt wird. Zwei echte Verbesserungen.

Die Sportlerinnen und Sportler werden nach dem Start im rechtsrheinischen

Deutz auf die “Deutzer Freiheit“ entlassen und laufen dann gleich

über den Rhein ins linksrheinische Köln. Noch ein schneller Blick von

der Brücke auf die Kölner Altstadt und dann beginnt der

Köln-Marathon richtig.

In Köln sorgen die Zuschauer am Rand der Strecke für eine

einmalige Atmosphäre. Es gibt sicher kein zweites Rennen bei dem die

Zuschauer an so großen Teilen der Strecke so dicht am Läuferfeld

stehen und dabei einen so unglaublichen Lärm veranstalten. Oft sind die

Zuschauer so nahe, dass allenfalls zwei Läufer nebeneinander Platz finden.

Gänsehautatmosphäre. So muss sich Lance Armstrong am Thourmalet

fühlen.

Neumarkt, der Ring, Chlodwigplatz – auf den ersten sechs Kilometern

ist die Stimmung schon enorm. Auf den dann folgenden ruhigeren Kilometern

können die Sportler sich wieder ganz auf das Laufen konzentrieren. Vom

vielen Publikum entspannen, ruhig laufen, Rhythmus finden. Bei Kilometer zehn

kommt das Feld dann wieder zum Chlodwigplatz zurück, noch mehr Zuschauer,

noch mehr Lärm ...

Die Organisatoren hatten die gute Idee einen sternförmigen Streckenplan

zu entwerfen. Das Läuferfeld pendelt so insgesamt fünfmal zwischen

der Innenstadt und etwas weiter außerhalb gelegenen Stadtvierteln. Die

Läuferinnen und Läufer kommen also immer wieder an den Rand der

Innenstadt und motivierte Zuschauer können mit geringen Fußwegen das

Läuferfeld im allgemeinen oder ihre mitlaufenden Lieben im besonderen

problemlos immer wieder sehen. Das steigert die Atmosphäre

zusätzlich. Zuschauerzahlen sind bei einer so konstruierten Strecke

schlecht zu zählen. Die Schätzungen liegen deshalb an diesem Sonntag

auch zwischen 300.000 und 600.000.

In anderen Städten kann man sicher schneller Marathon laufen. Die

Kölner Strecke ist verwinkelt und kurvenreich. Das Wetter ist am ersten

Oktoberwochenende immer ein paar Grad zu kalt und es zieht um die Häuser.

Außerdem liefert das Publikum ein weiteres gutes Argument den Marathon

ruhig anzugehen. Viel zu sehr sind die Läuferinnen und Läufer damit

beschäftigt, die originellsten Sprüche auf den unzähligen

Transparenten am Straßenrand zu lesen, viel zuviel Zeit vertun sie damit,

die mitgereisten Verwandten und Freunde am Straßenrand zu finden und viel

zu sehr genießen die meisten diese Stimmung und die Zuschauer, die jeden

Fünf-Stunden-Läufer anfeuern, als wäre er Pantani auf dem Weg

zum Mont Ventoux .

Es gibt also genügend Gründe in Köln langsam zu laufen. Alles

andere würde dem Rheinischen Lebensgefühl zutiefst widersprechen.

Sich quälen um ein paar Minuten schneller zu laufen - Nicht hier ! Sollte

ein Läufer dann doch einmal schnell laufen und nicht mehr ganz frisch

aussehen, wird sie schon ein Zuschauer mit einem freundlichen “Jong,

maach höösch“ auffordern, einen Gang zurück zu nehmen.

Schnell unterwegs waren bei den Damen Tegla Loroupe (Kenia) in 2:33.48, vor

Manuela Zipse (Freiburg) in 2:38:06 und Ines Cronjäger (Hannover) in

2:44:37 und bei den Herren Benjamin Rotich (Kenia) in 2:12:03 vor Andrew Sambu

(Tansania) in 2:12:18 und Stephen Kiogora (Kenia) in 2:12:29.

Frank Bielefeld

(“höösch“ in der Sprache der Eingeborenen für

“ruhig, langsam“)

 

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