Claudia Hämmerling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin, erklärt:
Gestern in den Abendstunden hat das Abgeordnetenhaus einstimmig den Antrag
der Bündnisgrünen angenommen, in dem der Senat aufgefordert wird, die
geplante Sperrung der Ost-West S-Bahn vom Marathonwochenende auf das folgende
Wochenende zu verschieben.
Damit soll nicht nur das Verkehrschaos, dass allen Läuferinnen und
Läufern beim diesjährigen Berlin-Marathon bevorsteht verhindert
werden. Damit soll auch für Behindertensportler ein barrierefreier Zugang
zum Start gewährleistet werden.
Nur durch die Öffnung der S-Bahn ist es möglich, dass der
Verkehrssenator den Fehler seiner Verwaltung wieder gutmacht. Die
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die DB AG hatten in einem
Baustellenkoordinierungsgespräch am 5. September 02 entschieden, die
S-Bahntrasse der Stadtbahn am Marathonwochenende zu schließen, obwohl an
diesem Tag noch immer der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn gesperrt ist und
marathonbedingt 43 Bus- bzw. Straßenbahnlinien sowie Taxen nur
eingeschränkt oder gar nicht verkehren.
Der Senat muss jetzt alle Einflussmöglichkeiten nutzen, damit die
Baumaßnahmen auf das Wochenende nach dem Marathon zu verschoben werden.
Notfalls muss Senator Strieder den Schirmherrn des diesjährigen
Berlin-Marathon, Bundeskanzler Gerhard Schröder um Unterstützung
gegenüber der DB AG bitten.
Der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen:
Der Senat wird aufgefordert, auf die Deutsche Bahn AG einzuwirken, damit die
geplante Sperrung der Ost-West S-Bahnverbindung vom Marathonwochenende auf das
folgende Wochenende verschoben wird.
Begründung:
Am diesjährigen Berlin-Marathon werden mehr als 41.000 Erwachsene aus
90 Nationen und 7.000 Jugendliche teilnehmen. Erfahrungsgemäß wird
jeder der Aktiven von 2 Familienangehörigen oder anderen Begleitpersonen
unterstützt. So ist diesmal mit bis zu 150.000 Menschen an den
Startpunkten in der West-City zu rechnen. Bereits im letzten Jahr war der
U-Bahnverkehr auf der U2 kurzzeitig zusammengebrochen, obwohl die Ost-West
S-Bahnverbindung funktionierte und ca. 6000 Aktive weniger am Start waren.
Am 5. September diesen Jahres wurde in einem Baukoordinierungsgespräch
zwischen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der DB AG
entschieden, für die notwendige Bahnsperrung der Ost-West S-Bahn das
Marathonwochenende auszuwählen, obwohl an diesem Tag noch immer die
Nord-Süd S-Bahn gesperrt ist und marathonbedingt sowohl 43 Bus- bzw.
Straßenbahnlinien nur eingeschränkt oder gar nicht verkehren als
auch der gesamte Taxiverkehr und Schienenersatzverkehr behindert ist bzw. zum
Erliegen kommt.
Dabei sind die Einschränkungen der Mobilität der auf eine Million
geschätzten Zuschauer, die ihre Standorte am Straßenrand mit dem
Hauptfeld oder ihrer Bezugsperson wechseln, nur ein untergeordnetes Problem.
Der Behindertensport wird gedankenlos ausgegrenzt. Die Rollstuhlfahrer
können nicht mit der Bahn zum Start gelangen, weil der U-Bahn-Zugang
Ernst-Reuter-Platz keinen Aufzug hat und die S-Bahntrasse mit Aufzug am Bahnhof
Tiergarten gesperrt ist. Ein weiteres Problem ist, dass nicht alle Teilnehmer
aus der östlichen Stadthälfte den Start pünktlich zur selben
Zeit erreichen können, wenn lediglich die U2, S-Bahn- Pendelverkehr im 10
Minuten-Takt und Schienenersatzverkehr zur Verfügung stehen. Solche
Beeinträchtigungen sind für die Läuferinnen und Läufer eine
psychische Zumutung, ganz zu schweigen, für die 15.000 ausländischen
Teilnehmerinnen und Teilnehmer, für denen gegenüber die sprachliche
Vermittlung der Modalitäten des SEV aussichtslos sein dürfte. Es ist
zu erwarten, dass 9:00 der Startschuss fällt und einige tausend
Läufer im Schienenersatzverkehr oder überfüllten U-Bahnen
feststecken. Das wäre nicht nur für die Betroffenen, die sich ein
Jahr intensiv vorbereitet haben ein Fiasko. Auch für den Berlin-Marathon
mit den weltweit höchsten Teilnehmerzahlen solcher Events hätte ein
so peinliches Verkehrschaos Imageschäden zur Folge. Das internationale
Ansehen der Stadt Berlin würde beschädigt.
Deshalb empfiehlt es sich dringend, die Baumaßnahmen auf das
Wochenende nach dem Marathon zu verschieben. An diesem Wochenende ist zwar
aufgrund des vorhergehenden Feiertag mit vielen Touristen zu rechnen. Im
Gegensatz zum Berlin-Marathon stehen aber Busse und Straßenbahnen
uneingeschränkt zur Verfügung und es gibt keine Konzentration der
Besucher zur selben Zeit am selben Ort. Berlin, den 23. September 2002
Dr. Klotz
Wieland
Hämmerling
und die übrigen Mitglieder der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen