Cross-WM ohne DLV-Beteiligung!
Die grassierende Maul- und Klauenseuche beschäftigt nicht nur die
Landwirtschafts- und Gesundheitsministerien weltweit, sondern hält
zunehmend auch Einzug in das sportliche Tagesgeschäft. Als eine der ersten
internationalen Veranstaltungen ist davon die Cross-Weltmeisterschaft
betroffen, die kurzerhand vom Leichtathletik-Weltverband IAAF nach der
Rückgabe Dublins an Belgien vergeben wurde. Der belgische
Leichtathletik-Verband hat die Herausforderung aufgenommen und wird innerhalb
von vierzehn Tagen versuchen, im Hippodrom Wellington im Seebad Ostende an die
beste Cross-Tradition des Landes anzuknüpfen.
Daß Crosslaufen gerade in Belgien große Tradition hat, das haben
ganze Langstrecklergenerationen um Roelants, Puttemans, de Beck, Schots und
Lismont immer wieder bewiesen. Jüngstes Glied in dieser honorigen
Ahnengalerie ist freilich der gebürtige Marokkaner Mohammed Mourhit, der
im Vorjahr überraschend im portugiesischen Vilamoura Assefa Mezegebu und
Paul Tergat bezwingen konnte und nun in seiner Wahlheimat vor der
größten sportlichen Herausforderung seiner Laufbahn stehen
dürfte. Einen Beleg seiner aktuellen Form lieferte Mourhit vor Wochenfrist
bei der Hallen-WM in Lissabon ab, als er in 7:38,94 nur von Hicham El Guerrouj
bezwungen wurde und einen nachhaltigen Beweis seiner Spurtfähigkeit
ablegen konnte. Mohammed Mourhit wird in Ostende auf stark umformierte Teams
aus Äthiopien (mit dem 20jährigen Hoffnungsträger Hailu
Mekonnen) und Kenia (mit John Korir, Charles Kamathi) treffen, die mit
unterschiedlicher Taktik zum (vorrangig Team-)Erfolg kommen wollen. Neben
Mourhit ruhen Europas Hoffnungen vor allem auf Europameister Paulo Guerra und
Sergey Lebed.
Nach der gestrichenen IAAF World-Cross-Challenge vermittelten die
ausschließlich auf dem europäischen Koninent durchgeführten
IAAF-Cross-Permits vor allem bei den Frauen ein uneinheitliches Bild,
sodaß Lydia Cheromei mit ihren Siegen in San Sebastian, Vilamoura,
Brüssel und den nationalen Titelkämpfen in Nairobi sowie Paula
Radcliffe als Siegerin in Sevilla, Belfast und Tourcoing eine gewisse
Sonderstellung einnehmen müssen, wenngleich sich die athiopischen
Läuferinnen um Dulecha, Wami, Tulu und Denboba kaum gezeigt hatten....
Unter den 758 Läufern aus 58 Nationen fehlen diesmal gänzlich
deutsche Starter. Im Gegensatz zu früheren Titelkämpfen fehlen heuer
selbst Nachwuchsläufer mangels Perspektiven.
Wilfried Raatz