Entsetzt sprach mich der Präsident des SCC Berlin an. Wo sind sie
geblieben, die schnellen Läufer des
SC Charlottenburg. Beim 5.000 m-Rennen im Mommesenstadion am vergangenen
Wochenende bot sich in der
Tat ein klägliches Bild. Der einzige Läufer von Format, Rainer
Wachenbrunner, verpasste die
Qualifikationsnorm um knappe 5 Sekunden. Zu sehr hat er gebummelt in der
Anfangsphase des Rennens,
teils durch mangelnde Konkurrenz, teils durch Fehleinschätzung der eigenen
Fähigkeiten. Schade drum!
Die Organisationsleitung hatte alle Meldungen für dieses Bahnrennen
zusammengefasst, so dass die Frauen
im Männerfeld mitliefen. Auch hier gab es weder Klasse noch Masse.
Ganz anders zu ging es zu bei dem Havellauf 2000. Meldestop schon eine Woche
vorher berichtete Organisator Bernd Hübner.
Über 800 Teilnehmer, mehr lässt die Strecke nicht zu. Die ersten vier
Plätze gingen allesamt an SCC-Läufer,
die sehr gute Zeiten liefen und womöglich Rainer Wachenbrunner in seinem
Vorhaben hätten unterstützen können.
Ihre Zeiten zurückgerechnet auf die 5000m-Distanz hätte die Berliner
Meisterschaft sportlich enorm aufgewertet.
Katrin Weßel (SCC Berlin) unterbot den Streckenrekord von Jana Franke
(ebenfalls SCC) und gewann überlegen die Frauenwertung.
Warum ist es so, daß Meisterschaften nicht mehr ein solche Rolle
spielen, wie noch vor 15 Jahren? Kann der Verein seine Aktiven
dazu zwingen an Meisterschaften teilzunehmen? Sind Meisterscfhaften antiquiert?
Sollte man überlegen,
die Laufwettbewerbe ab 5000 m auszugliedern und einzubetten in Sportfesten oder
Strassenläufen ?
Alles Erkenntnisse, die nicht neu sind. Drüber geredet wurde auch schon
häufiger. Eine Lösung wurde aber nur teilweise (DM im
Strassenlauf)
oder nicht gefunden. So kam es zu der Frage eines verbüfften
Vereinspräsidenten: „was ist bitte der Havellauf?“.
Die Meisterschaft gäbe es nur ein Mal im Jahr, meinte er. Der Havellauf
übrigens auch.
Bei der Meisterschaft gibt es eine Medaille mit Urkunde (ich durfte sie
überreichen), beim Havellauf gibt es neben Pokalen auch Geldpreise.
Die Trainer geben jedenfalls keine Anweisungen, wo ihre Athleten
„anzutreten“ haben. Dies geschieht heutztage immer in Absprache und
einvernehmlich.
Vielleicht ist die Wertung dieser Tatsachen auch zugleich ein
Generationskonflikt.
John Kunkeler