Bei vielen Marathonläufen der Welt ist auf der Straße eine seltsame blaue Linie zu sehen. Doch warum? Was bedeutet diese blaue Linie? Markiert sie wirklich die Ideallinie, wie vielerorts gesagt wird?
Bis auf wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel dem New York-Marathon, ist dies wirklich der Fall. Während die blaue Linie in New York immer in der Straßenmitte zu sehen ist und als Streckenmarkierungslinie dient, ist die blaue Linie beim Großteil der City-Marathons als Orientierungshilfe besonders für die Profis zu sehen. Sie weist den kürzesten Weg zwischen den Bordsteinkanten vom Start bis ins Ziel. Wer in Berlin zum Beispiel auf der blauen Linie läuft, legt, anders als in New York etwa 43 Kilometer, genau 42.195 Meter bis ins Ziel zurück und verschenkt somit keine überflüssigen Meter.
Mit dem Zeichnen der Ideallinie wird traditionell die letzte Phase der Marathonvorbereitung eingeläutet. Der ehrenamtliche Ressortleiter „Blaue Linie“ in Berlin ist Wolfgang Weising, Chefredakteur des Monatsjournals "Laufzeit". Wenige Tage vor dem Marathon startet abends ein weißer Van mit Kompressor, Farbkessel und Markiermaschine und Polizeibegleitung auf der Straße des 17. Juni. Circa sechs Stunden, 42.195 Meter, 10.000 Sprühstöße und 140 Liter Farbe später soll der Tross wieder am Brandenburger Tor ankommen. Nur Regen und Gegenverkehr können Weising und das Team "blaue Linie" aufhalten. Bei ersterem muss die Markierungsaktion auf den nächsten trockenen Abend verschoben werden, bei letzterem muss der Tross anhalten und warten bis die Strecke wieder frei ist, da der Verkehr nicht behindert werden sollte.
Alle drei Meter macht die Maschine automatisch drei parallele Striche auf den Asphalt. In den vergangenen 20 Jahren hat Weising sage und schreibe 2.800 Liter Farbe auf die Straßen Berlins gepinselt und dabei insgesamt 843,9 Kilometer zurückgelegt, in wenigen Tagen kommen weitere 140 Liter und 42,195 Kilometer dazu.