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Das etwas andere Marathon-Portrait

Seinen Kommentar schätzen viele, von Hamburg bis München, von

Düsseldorf bis Berlin. Ob kleiner Dorflauf oder großer Citylauf, der

O-Ton Swara steht für Fachkompetenz, Unterhaltung, Witz und Charme. Wenn

es nach den Veranstaltern geht, dann wäre Burkhard Swara zumindest jedes

Wochenende und noch dazu an diversen Wochenterminen laufend im Einsatz, dies

sprichwörtlich genommen. Denn der Düsseldorfer ist ein viel gefragter

Straßenlauf-Kommentator, Grund genug für Runners World, den

55jährigen Moderator einmal auf der anderen Seite des Mikrofons stehen zu

lassen, im Rede-und-Antwort-Spiel.

Eigentlich ist er gelernter Großhandelskaufmann, seit nunmehr zehn

Jahren Besitzer des „Düssel-Runner“, einem gut eingespielten

Laufshop in Düsseldorf mit besonderer Prägung, zudem Mitorganisator

bei so mancher Laufveranstaltung. Dazwischen liegen bewegte Wanderjahre des

gebürtigen Schleswigers. Es fing freilich klassisch an, Anstellung bei der

Datenzentrale der Landesregierung in Schleswig-Holstein, Schichtleiter im

Rechenzentrum bei großen Industrieunternehmen in Berlin und

Düsseldorf – bis Burkhard Swara, über den Einstieg bei

Volksläufen und Völksmärschen längst passionierter

Marathonläufer geworden, auf die Idee kam, den „geregelten

Tagesablauf“ zu schmeißen.


v.l. Burkhard Swara, Wilfried Raatz, Horst Milde, Ronaldo da Costa

(Handstand)

Als Verleger, Herausgeber und Schriftsetzer seiner Laufzeitung

„Marathon aktuell“ machte er das Hobby zum Beruf. "Zum Leben

reichte dies schon, zu mehr aber nicht", bekennt Swara, denn die

Läuferpostille wurde zwar gerne von Insidern gelesen, doch die gedruckten

7 000 Exemplare sollten nicht zum Standbein für die Zukunft gereichen. Als

letztlich einige Großkunden Ende der 80er Jahre kurzfristig ihre

Anzeigenschaltungen zurückzogen, gab Swara in diesem Metier auf, wickelte

als "ehrliche Haut" alle finanziellen Verpflichtungen penibel ab

("Schließlich wollte ich in der Szene bleiben und nirgends mir sagen

lassen müssen, da kommt der Betrüger!") – und ging nach

Berlin. Dort machte er als Geschäftsführer eines vom SCC Berlin

aufgekauften, in finanziellen Schwierigkeiten befindlichen Laufshops erste

Erfahrungen in einem Metier, das für ihn wegweisend sein sollte. "Das

war natürlich nicht der Hit, aber ich hatte Lunte gerochen und wollte mein

eigenes Ding machen!"

Gesagt, getan – zusammen mit seiner Partnerin Eva-Maria Lehmann zog in

Düsseldorfs Weseler Straße den „Düssel-Runner“ auf.

Mit Erfolg, denn der Umzug in die Graf-Recke-Straße in ein 300 m²

großes Ladengeschäft und einer Filiale in Hilden ist Lohn und

Anerkennung zugleich für die geleistete Beratung am Läufer –

für den gelernten Kaufmann Swara („Der Laden läuft gut!“)

hätte sich eigentlich der Kreis schließen können.

Eigentlich, wäre da nicht der charmante Plauderer gewesen. Wie zumeist,

auch hier stand der Zufall Pate. Beim 10 km-Straßenlauf „Rund

um’s Bayerkreuz“ sollte 1986 Burkhard Swara als Clubmitglied bei

Bayer 04 Leverkusen dem wenig lauforientierten Sprecher am Mikrofon

assistieren. Und durfte selbst ans Mikrofon. Und er tat es mit Bravour, da er

die meisten Läufer persönlich durch seine eigenen

Laufaktivitäten kannte. „Dir fallen natürlich einige Anekdoten

ein, die du mit dem einen oder anderen Läufer erlebt hattest. Das gefiel

eben den Leuten!“ erinnert sich Burkhard Swara an die Anfänge als

Moderator. Das erste „richtige“ Engagement sollte nicht lange auf

sich waren lassen, vor der Haustür, beim „Kö-Lauf“ auf

Düsseldorfs Einkaufsmeile. Die seinerzeit schon hoch angesehenen

Marathonläufe in Berlin und Frankfurt folgten. Zug um Zug verdichtete sich

das Netz der Einsätze. Die „Plaudertasche“ Swara ist seitdem

(viel)gefragt. Hier und da auch im Doppelpack mit Wolf-Dieter Poschmann, dem

ZDF-Sportchef. „Wir sind ein gutes Team“ weiss Burkhard Swara ohne

Übertreibung festzustellen. Die Paderborner Osterläufer jedenfalls

danken es dem Gespann Poschmann-Swara Jahr für Jahr....

Früher einer derjenigen, der mit schweissnassem Dress dem Ziel

entgegenlief, heute einer, der für seine Laufkollegen am Mikrofon noch

einige nette Worte übrig hat. „Natürlich rutscht dir auch hier

und da einmal etwas durch, was du besser nicht gesagt hättest. Aber, da

ist nichts bösartiges dabei!“ Über die Schoten am Mikrofon

schweigt sich Burkhard Swara höflich aus, doch um einen flotten Spruch ist

er selten verlegen. „Vielleicht verbindet sich der an sich sture

Norddeutsche mit der Berliner Schnauze, denn meine Mutter stammt aus

Berlin“, versucht der moderierende Marathonmann mit einer Bestzeit von

2:46 zu ergründen, weshalb ihm auch zum Ende einer drei-, vier- oder

fünfstündigen Moderation immer noch etwas Aufmunterndes

einfällt, wenn die Abstände der einkommenden Läufer im

Minutentakt gemessen werden können. Da wird selbst die kalauernde

Bemerkung eines Sieges in einer „höheren Gewichtsklasse“ wird

noch zum Kompliment. Und er lernt sogar noch einige Worte der dänische

Sprache, damit er die vielen dänischen Läufer beim real,-

BERLIN-MARATHON, die an der Spitze „Nationenwertung“ stehen, am

Start fachgerecht begrüßen kann. Und wahrscheinlich verstehen die

das dann auch ...

Burkhard Swara weiss aus einem schier unerschöpflichen Fundus zu

schöpfen, schließlich ist er selbst rund fünfzig

Marathonläufe gelaufen, kennt viele Strecken rund um den Globus und kann

einfühlsam mit den Marathonläufern leiden. „Ich habe nie einen

Sprecher-Lehrgang gemacht!“ eine Aussage, die vielleicht sogar für

Swaras Erfolg Garant ist. Und den größten seiner Sprecherkarriere

steht kurz bevor: Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in München

ist er als Moderator auf der Strecke. Standesgemäss natürlich beim

Marathon, aber auch bei den Gehwettbewerben. Über diese Premiere ist ihm

keineswegs bange, „da werde ich mir auch noch etwas einfallen

lassen!“

Wilfried Raatz

Runners World 08/2002

 

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