Am Montag startet der 111. Boston-Marathon und damit die neue Saison der World Marathon Majors (WMM). Das Rennen wird am Montag ab 16 Uhr live bei Eurosport übertragen. Im vergangenen Jahr war Deena Kastor die schnellste Marathonläuferin der Welt. Die US-Amerikanerin gewann den London-Marathon in 2:19:36 Stunden. Damit war sie zugleich die erste Amerikanerin, die die 2:20-Stunden-Barriere durchbrach. Nun wird sie unter den großen Favoritinnen des 111. Boston-Marathons sein. Vor kurzem gab die 34-jährige Marathon-Bronzemedaillengewinnerin von Olympia 2004 ein Telefoninterview.
Dies wird Ihr Boston-Debüt sein. Warum haben Sie in diesem Jahr dieses Rennen gewählt, und spielten die World Marathon Majors bei Ihrer Auswahl eine Rolle?
Deena Kastor: Ich würde sagen, dass jedes Mal wenn ich mir ein Ziel im Marathon setze, entscheidet dieses Ziel selbst, welcher Marathon es werden wird. Ich wollte immer die 2:20-Stunden-Barriere unterbieten. Andere Marathonrennen im Frühling, wie der London-Marathon, der ebenfalls zu den World Marathon Majors gehört, waren dafür einfach die bessere Wahl. Aber Boston zu laufen, war immer ein Herzenswunsch, vermutlich wie bei jedem Marathonläufer. Es ist irgendwie ein Muss in diesem Sport. Ich habe es schon immer im Hinterkopf gehabt. Und in diesem Jahr – nachdem ich im letzten Jahr die Zeit unter 2:20 erreicht hatte – war es für mich eine sehr leichte Entscheidung, Boston zu wählen. Ich hoffe, ich kann hier gewinnen. Die World Marathon Majors haben der Welt des Marathons eine Art Rückgrat gegeben. Sie haben hohe Standards gesetzt und den Sport auf eine höhere Ebene gehoben. Es ist schön zu sehen, dass sich diese Top-Fünf der Welt zusammengeschlossen haben und zusammenarbeiten, um den Sport zu entwickeln und zu verbessern. Und es ist offensichtlich, wie populär der Marathon ist.
Was sind Ihre Ziele bei den Weltmeisterschaften in diesem Jahr? Und welche Ziele haben Sie im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen?
Deena Kastor: Im Moment ist mein einziges Ziel der Sieg beim Boston-Marathon. Ich glaube, dass ich die Möglichkeit habe, das zu schaffen – denn meine Vorbereitung lief super. Aber wenn ich den Blick auf die Zeit danach richte, hoffe ich, die 10.000 Meter bei den Weltmeisterschaften zu laufen. Dies bedeutet natürlich einen Richtungswechsel nach Boston, und ich muss mich gut erholen. Ich muss meine Beine wieder schnell bekommen und auf die Bahn zurückzukehren. Also die 10.000 Meter in Osaka und dann für Peking den Marathon. Das heißt, dass ich im nächsten Jahr in Boston das Marathon-Qualifikationsrennen laufen werde, was glaube ich fantastisch wird. Es werden in Boston für die Frauen und in New York für die Männer die besten Marathon-Trials aller Zeiten. Peking verbinde ich mit der Hoffnung, eine bessere Medaille als Bronze zu erreichen.
Wie fühlen Sie sich – besonders im Vergleich zu New York, wo Sie Sechste wurden? Und was sind die Unterschiede?
Deena Kastor: Ich habe im letzten Jahr vor New York keinen Wettkampf bestritten, da ich nur für das Rennen fit sein wollte. Dieses Jahr fühle ich mich viel sicherer. Das Training läuft seit dem 1. Januar außerordentlich gut. Ich bin gut gelaufen im Cross und über die kürzeren Distanzen und fühle mich gut vorbereitet auf dieses Rennen.
Bezüglich der Hügel in Boston – haben Sie spezielle Trainingseinheiten dafür absolviert?
Deena Kastor: Wir haben das trainiert – wir leben ja in den Bergen in Mammoth Lakes, Kalifornien. Ich bin auf spezifische Bergauf- und Bergabläufe vorbereitet und habe das Stauchen der Beine beim Bergablaufen trainiert – zu einem Zeitpunkt, wenn die Beine nach der Hälfte des langen Laufes schon müde sind. Wir haben definitiv entsprechende Aspekte in das Training mit eingebaut – in Tempoeinheiten wie auch in lange Läufe.
Können Sie kurz Ihre Konkurrentinnen einschätzen, gegen die Sie in Boston laufen werden? Insbesondere Jelena Prokopcuka und Rita Jeptoo, gegen die Sie schon in New York gelaufen sind.
Deena Kastor: Das wären die beiden gewesen, die ich erwähnt hätte. Rita Jeptoo ist gerade erst einen super Halbmarathon gelaufen, und daher weiß ich, dass sie fit und bereit ist. Außerdem ist sie die Titelverteidigerin in Boston. Eine andere Konkurrentin darf aber auch nicht unbeachtet bleiben, Jelena Prokopcuka. Sie war Zweite im letzten Jahr beim Boston-Marathon und ist die zweimalige Siegerin des New York City-Marathons, also weiß ich, dass es schwer werden wird. Beide wissen, wie man kämpfen und beißen muss. Aber da sind auch noch die Russinnen und die Mexikanerinnen. Wir werden also ein hartes Rennen erleben, den Zuschauern eine gute Show liefern und den Medien etwas zum Schreiben. Ich bin einfach nur sehr, sehr aufgeregt, weil ich mich sehr gut auf das Rennen vorbereitet fühle. Aber ich weiß, dass es bis zum Ziel ein harter Kampf werden wird.
Sie haben erzählt, dass Sie den Boston-Marathon schon als Kind verfolgt haben. Wer war Ihr Laufidol als Sie noch in der Schule waren?
Deena Kastor: Oh Gott. Ich würde sagen, Joan Benoit Samuelson ist diejenige, die besonders heraus stach. Noch bevor ich zum Laufen kam, gewann sie in Los Angeles bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille, und ich glaube das war genug, um alle zu inspirieren – ungeachtet dessen, ob man etwas mit Sport zu tun hatte oder nicht. Ein Jahr später habe ich mit dem Laufen angefangen. Das Bild von ihr, wie sie mit ihrer kleinen Kappe in das Olympiastadion einbog, ist eines, das wohl keiner je vergessen wird. Sie blieb immer ein Vorbild für mich. Sie ist schon so lange in dem Sport, und ihre Leidenschaft dafür ist bis zum heutigen Tage so stark, dass sie meine größte Inspiration im Sport und im Leben bleiben wird.