Der real,- BERLIN-MARATHON hat seine Position als mit Abstand
größter, spektakulärster und qualitativ bester deutscher
Straßenlauf einmal mehr bestätigt. Allerdings wurde die 27. Auflage
des Klassikers überschattet von zwei Todesfällen. Ein Läufer
brach auf der Strecke zusammen, ein Zweiter im Ziel. "So hart es klingt -
rein statistisch mussten wir bei einem Starterfeld dieser
Größenordnung damit rechnen, dass bei uns so etwas wieder
passiert", sagte der langjährige Medizinische Leiter des real,-
BERLIN-MARATHON, Willi Heepe. Bei dem Lauf hatte es zuvor zwei Todesfälle
gegeben - einen 1985 und einen 1990. Auch bei den anderen großen
Marathonläufen in London oder New York gab es in den vergangenen Jahren
Todesfälle. Den Abstand zu diesen größten Marathonrennen der
Welt hat der real,- BERLIN-MARATHON mit seiner Rekordbeteiligung in diesem Jahr
deutlich verringert.
Mit 34.090 Teilnehmern aus 85 Nationen sah Berlin die erste
Laufveranstaltung in Deutschland bei der über 30.000 Athleten starteten.
Vor einem begeisterten Millionenpublikum am Streckenrand endete das Rennen der
Männer bei idealen Witterungsbedingungen mit einem Novum in Berlin: Der
eigentlich als Tempomacher vorgesehene Kenianer Simon Biwott lief
überraschend die komplette 42,195 km lange Distanz und gewann in der
Weltklassezeit von 2:07:42 Stunden vor dem Spanier Antonio Pena, der nach einer
dramatischen Schlussphase nur fünf Sekunden Rückstand auf den
Kenianer aufwies. Dritter unter 27.017 Läufer wurde mit Jackson Kabiga ein
weiterer Kenianer (2:09:52). Auch bei den Frauen gab es eine nicht unbedingt
erwartete Siegerin: Die Japanerin Kazumi Matsuo lief in guten 2:26:15 Stunden
eine persönliche Bestzeit und distanzierte auf den letzten Kilometern noch
die favorisierte Italienerin Franka Fiacconi, die nach 2:26:42 das Ziel
erreichte.
Ein überzeugendes Marathondebüt lief Melanie Kraus (Bayer
Leverkusen), die in 2:27:58 Stunden Fünfte wurde. Bester deutscher Mann
war in Abwesenheit der nationalen Spitzenläufer auf Rang 25 Nick Erhardt
(Spiridon Frankfurt/2:22:34), Berliner Meister wurde Ahmed Moutaoukil vom
veranstaltenden SC Charlottenburg. Er lief 2:26:13 Stunden und wurde damit im
Gesamteinlauf 32. Bei den Frauen sicherte sich Annette Wolfrom (OSC) den Titel.
Sie verbesserte sich auf 2:41:44 Stunden und belegte damit insgesamt Rang 20.
Bejubelt wie die Sieger wurde auch Bundesaußenminister Joschka Fischer,
der das Rennen nach 3:55:58 Stunden auf Platz 8919 beendete.
Die besten Inline-Skater verpassten trotz trockener Strecke und so gut wie
keinem Wind das Ziel, die Marathondistanz unter einer Stunde
zurückzulegen. Dafür gab es am Ende auf dem Kurfürstendamm ein
Fotofinish. Der favorisierte US-Amerikaner Chad Hedrick gewann in 1:01:45,0
Stunden mit nur einer Zehntelsekunde Vorsprung vor Diego Rosero (Kolumbien).
Lediglich vier Zehntel Rückstand hatte auf Rang drei Shane Dobbin
(Neuseeland). Bester Deutscher war Christoph Zschätzsch (Groß-Gerau)
als Elfter in 1:02:59,7. Im Alleingang siegte bei den Frauen überraschend
die Französin Angele Vaudan. Mit 1:08:29,2 Stunden verbesserte sie den
Streckenrekord von Anne Titze (Groß-Gerau) um gut eine Minute. Die
Vorjahressiegerin wurde in 1:11:11,8 Stunden Siebente. Das Rennen der 113
Rollstuhlfahrer gewann zum zehnten Mal in Folge der Schweizer Heinz Frei, der
insgesamt nun bereits 13 Mal in Berlin gewonnen hat. Allerdings verfehlte der
Weltrekordler sein Ziel, als Erster unter 1:20 Stunden zu kommen. Er siegte in
1:26:30 Stunden. Schnellste Frau war Sandra Graf (Schweiz/1:52:31), Zweite
wurde Lily Anggreny (Wattenscheid/1:52:47). Das Rennen der 219 Power-Walker
wird als Fun-Wettbewerb ausgetragen, so dass es hier keine Sieger gibt.
Einmal hatte es in Berlin bisher den Versuch eines Tempomachers gegeben, den
Lauf zu gewinnen. 1994 war es der Kenianer Lameck Aguta, der im Rennen blieb
und schließlich Vierter wurde. Simon Biwotts Aufgabe war es gestern, bis
Kilometer 28 für ein gleichmäßiges Tempo zu sorgen. Diesen Job
erledigte er glänzend. In rund 3:00 Minuten wurden die einzelnen
Kilometerabschnite gelaufen. Nach 1:24:14 Stunden war die Spitze mit Biwott,
Jackson Kabiga und dem vermeintlichen Favoriten Fabián Roncero (Spanien)
am 28-km-Punkt angekommen. Doch Biwott beendete das Rennen nicht. Im Gegenteil:
zwei Kilometer später, als Roncero offenbar muskuläre Probleme bekam
und kurz darauf aufgab, setzte sich Simon Biwott ab. Nach einem glänzenden
Rennen kam zwar Antonio Pena auf der langen Zielgeraden noch einmal an den
Kenianer heran, doch am Ende fehlte ihm die Kraft. So verdiente sich Biwott
neben einer Prämie für die Tempoarbeit vor allen Dingen das Sieggeld
von 50.000 DM sowie einen Bonus für die Weltklassezeit von 30.000 DM.
Mit dem Sieggeld von 50.000 DM und einer Zeitprämie von 5000 DM
fährt Kazumi Matsuo wieder nach Hause. Nachdem im vergangenen Jahr in
Berlin mit dem nun für die Olympischen Spiele qualifizierten Takayuki
Inubushi ein Japaner als Zweiter in 2:06:57 Stunden einen Asienrekord gelaufen
war, gab es wiederum Grund zur Freude für die Laufnation Asiens: Denn
Matsuo sorgte für den ersten japanischen Triumph beim real,-
BERLIN-MARATHON. Vier Kilometer vor dem Ziel hatte sie die bis dahin
führende Franca Fiacconi überholt.
Für die Frauen war die Weltbestzeit von Tegla Loroupe, die vor einem
Jahr den real,- BERLIN-MARATHON in 2:20:43 Stunden gewonnen hatte, von
vornherein außer Reichweite. Obwohl die kenianische Vorjahressiegerin
parallel zum Rennen in Berlin auf dem Weg nach Sydney war, wo die
Marathon-Goldmedaille ihr Ziel ist, wurden auf dem Kurfürstendamm allen
Athleten im Ziel Medaillen mit dem Konterfei von Tegla Loroupe umgehängt.
Zwei Tage zuvor war sie in Berlin als Straßenläuferin des Jahres
1999 geehrt worden.
Zählt man beim real,- BERLIN-MARATHON noch die 5442 Schüler hinzu,
die beim real,- MINI-MARATHON über exakt 4,2195 km starteten, erreichte
die Gesamt-Veranstaltung sogar eine Teilnehmerzahl von 39.532 Läufern.
Sieger waren hier bei Mädchen und Jungen jeweils die Sportschule Potsdam
(Oberschulen) und die Grundschule am Buntzelberg. Erstmals hatte im Rahmen des
real,- BERLIN-MARATHON zudem ein Bambinilauf stattgefunden. 116 Kinder liefen
dabei 800 Meter - vielleicht ist darunter der eine oder andere
Marathonläufer von morgen.