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Deutsche Crossmeisterschaften in Ohrdruf

Artikel des Running News Network - runnn.com

Es bleibt dabei, die Crossmeister von Ohrdruf 2007 sind auch die Crossmeister von Ohrdruf 2008. Zumindest in den beiden Hauptwettbewerben der Männer und Frauen. Während Sabrina Mockenhaupt nach kurzer Gegenwehr von Susanne Hahn den Frauentitel über 4.900 m erneut gewinnen konnte, gestalteten Stephan Hohl und Sebastian Hallmann das Männerrennen über 9.900 m lange Zeit gemeinsam an der Spitze, ehe der Pforzheimer mit einem couragierten Vorstoß im Schlussviertel alles klar machte zum letztlich überzeugenden Erfolg über den Neu-Münchener Hallmann. Große Teilnehmerfelder in allen Altersklassen unterstreichen das große Interesse am Crosslauf auf nationaler Ebene. Für internationale Ambitionen sieht der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) allerdings keinen Handlungsbedarf, denn alleine die Marathonläuferin Susanne Hahn darf bei dem am 30. März in Edinburgh stattfindenden Cross-Championat starten. Während bei den Männern und Frauen wegen der starken Fokussierung auf die olympische Saison eher Desinteresse angesagt ist, haben die Verbandsfunktionäre selbst den cross ambitionierten Junioren den Zugang verschlossen. Und dies obwohl man im Vorjahr in Mombasa als beste europäische Mannschaft mehr als einen Achtungserfolg einfahren konnte.


Nicht recht nachvollziehen kann dies vor allem Junior Alexander Hahn, der sich gerne dem absoluten Vergleich in Edinburgh gestellt hätte. So wird es in Sachen Querfeldeinlaufen erst mit den Wettbewerben im Deutschen Cross-Cup in Pforzheim (8. November) und Darmstadt (23. November) sowie den Cross-Europameisterschaften in Oostende (14. Dezember) weiter gehen.


„Mocki“ mit mehr Mühe am Holzbalken als mit der Konkurrenz

In eindrucksvoller Manier drehte Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) ihre Runden am Rande des Goldbergs und durfte als verdienten Lohn ihrer kaum mehr als einer Viertelstunde währenden Arbeit die Goldmedaille in Empfang nehmen. „Das war schon hart heute“, gestand die frisch gekürte Militär-Weltmeisterin im Ziel. „Mit den blöden Holzbalken komme ich überhaupt nicht zurecht. Außerdem musste ich etwas Angst haben, da mein einer Spike sich gelockert hatte“. Aber einzig Susanne Hahn (SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken) sorgte dafür, dass es für die kleine Siegerländerin zum Samstagsspaziergang wurde. Doch nach zwei Runden war die Gegenwehr erlahmt und die zur Marathondistanz tendierende Saarbrückerin musste ihre scheinbar sichere Silbermedaille gegen die furios auflaufende Julia Viellehner (LG Passau) verteidigen. „Man merkt einfach mein Marathontraining. Schließlich war mein letztes Crossrennen bei der EM Mitte Dezember. Zum Glück ist die WM-Strecke in Edinburgh acht Kilometer lang!“ Letztlich lagen fünf Sekunden am Ende zwischen Susanne Hahn und der jungen Passauerin („Ein super Lauf! Susanne hat den Marathonbiss, der hat heute für sie entschieden!“). Während „Mocki“ in Stanford am Ende ihres US-Höhencamps in Flagstaff die 10.000 m-Olympianorm angreifen wird, strebt Susanne Hahn bei den Marathonmeisterschaften im Rahmen des Gutenberg-Marathon in Mainz die geforderte Qualifikation für Peking an.


Falk Czierpinski schafft läuferischen Anschluss

Achtzehn Sekunden trennten im Ziel die beiden hartnäckigen Konkurrenten Stephan Hohl (TV Huchenfeld) und Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München) auf der Langstrecke der Männer. Nach einem derart klaren Ergebnis hatte es allerdings sechs von acht Runden lang nicht ausgesehen. „Wegen einer Rippenblockade vor einer Woche konnte ich mir meiner Sache keineswegs sicher sein“, gestand Stephan Hohl nach dem Rennen. So hatten Seitenstiche vor Wochenfrist die Generalprobe bei einem 10 km-Rennen in Schriesheim vermiest. „Mit dem Meistertitel in Ohrdruf wird mich der ADH hoffentlich zu den Studenten-Crossweltmeisterschaften Anfang April mitnehmen. Mehr kann ich jedenfalls nicht mehr anbieten!“ „Es geht aufwärts“, freute sich trotz der letztlich klaren Niederlage dennoch Sebastian Hallmann, „man merkt, dass die Jahre, in denen ich immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wurde, nicht vergebens waren!“


Überraschend belegten Falk Czierpinski (SG Spergau), Markus Weiss-Lazko (LAV ASICS Tübingen) und Carlo Schuff (Post-Sport Telekom Trier) die nächsten Ränge in dem ausgeglichen besetzten Langstreckenrennen, während der stärker eingeschätzte Alexander Lubina (TV Wattenscheid) nur auf Rang sieben einkam. Vor allem der mit Olympia-Ambitionen über die Marathondistanz in die Saison 2008 startende Sohn des zweifachen Olympiasiegers Waldemar Czierpinski zeigte im ungewohnten Terrain deutlich verbesserte Laufqualitäten. „Ich glaube, ich habe zehn Jahre lang nicht mehr an einem Crossrennen mitgemacht. Für mich ist dieser dritte Platz aber lediglich ein Beleg, dass ich läuferisch einen Sprung gemacht habe!“ So der frühere Triathlet, der nun in der Leichtathletik Karriere machen möchte.


Zielfoto bei den Mittelstrecklern

Sogar das Zielfoto mussten die Kampfrichter heranziehen, um den Sieger im Mittelstreckenrennen der Männer zu ermitteln. Franek Haschke (LG Nord Berlin) hatte das glücklichere Ende letztlich für sich, der sich mit einem Sturz ins Ziel rettende bis dato völlig unbekannte Christoph Jäckel (TSV Gräfelfing) war hauchdünn geschlagen in einem Wettbewerb, der eher durch spektakuläre Stürze aufgefallen war als durch läuferische Klasse. Auch ohne Carsten Schlangen und Jonas Stifel gewann die LG Nord Berlin wiederum Mannschaftsgold.


Während die Juniorenmeisterin Heike Bienstein (LG Olympia Dortmund) als Vierte des Gesamteinlaufes der Frauen im direkten Vergleich zu den aktuellen Leistungsträgerinnen glänzend abschnitt, fehlte Juniorenmeister Zelalem Martel der absolute Vergleich mit den Männern. Der für die LG Neckar-Enz startende gebürtige Äthiopier beeindruckte auf der 7.400 m langen Distanz allerdings mit einem furiosen Schlussteil, dem die zweifellos sehr engagiert laufenden Rico Schwarz (ASV Erfurt) und Thorsten Baumeister (Post-Sport Telekom Trier) nichts mehr entgegen zu setzten hatten.


Alexander Hahn: Mit Wut nach Nichtnominierung zum Sieg

Mit einem internationalen Vergleich hätte Alexander Hahn (TSV Bayer Leverkusen) gerne den Crosswinter 2007/08 abgeschlossen, doch beim DLV wollte man dem zweifellos crossbegabten Leverkusener keinen Einzelstart bei den Cross-Weltmeisterschaften zugestehen. Das ist schon enttäuschend“, gestand der 19jährige nach seiner Glanzvorstellung in Ohrdruf ein. „Aber ich bin noch jung und mein Saisonziel sollen die Junioren-WM in Bydgoszcz sein. Da möchte ich über 5000 m das Finale erreichen. Das wird schwer genug!“ Mit einem Raketenstart hatte sich der Schützling von Paul-Heinz Wellmann im A-Jugend-Rennen an die Spitze gesetzt (Der hat richtig Brass“, so Vater Andreas Hahn) und im Nu einen Vorsprung von sechzig, achtzig Meter herausgelaufen. Auch wenn im weiteren Verlauf Florian Orth (ESV Jahn Treysa) eindrucksvoll aufgeschlossen war, das Ende gehörte wiederum Alexander Hahn, der mit einem trocknen Antritt alle Zweifel an seiner Dominanz zerstreute. „Ich habe mich richtig stark gefühlt“.


Wilfried Raatz

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