Regina Vollbrecht ist 28 Jahre alt und kommt aus Mönchhangen nahe
Rostock. Sie kam als extreme Frühgeburt im siebenten Monat zur Welt und
erhielt dann im Brutkasten zuviel Sauerstoff. Dies führte zu einer
Zerstörung der Netzhaut, was sie erblinden ließ. „Da ich von Geburt an
blind bin, besuchte ich eine spezielle Schule für Blinde und
Sehbehinderte in Königs Wusterhausen.“ Dort kam sie dann auch mit dem
Sport das erste Mal in Berührung. Von Anfang an gefiel ihr die
Leichtathletik. Allerdings zunächst die kurzen Sprintdistanzen.
Sie ist studierte Sozialpädagogin und beim Berufsbildungswerk für
Blinde und Sehbehinderte in Berlin beschäftigt. Dort gibt sie
Punktschriftunterricht und organisiert betriebliche Ausbildungsplätze
für andere Sehbehinderte und blinde Menschen.
1998 lernte sie ihren Mann Harald aus der Tandemgruppe des „Berliner
Blindensportvereines“ kennen. Durch ihn ist sie nicht nur zum
sportlichen Tandemfahren gekommen, sondern auch zum Langstreckenlaufen.
Schon im September 1998 hat sie ihren ersten Triathlon über die
Sprintdistanz von 750 m Schwimmen, 22 km Radfahren und 5 km Laufen
absolviert. Dieser Wettkampf war ihr erster gemeinsamer Start mit nicht
behinderten Athleten.
Dann kam im Jahr 2000 auch ihr erster Marathon in Berlin. Nach 4:40
Stunden lief sie über die Ziellinie des 27. real,- BERLIN-MARATHON.
Dann gab es eine andere Herausforderung das Jahr darauf. Im Juli 2001
startete sie bei einem der spektakulärsten Triathlonereignissen, dem
14. Ironman in Roth. Der Ironman besteht aus 3,8 km Schwimmen, 180 km
Rad fahren und 42 km Laufen. Und schon im September, also nur zwei
Monate später, startete sie beim 28. real,- BERLIN-MARATHON und stellte
mit einer Zeit von 3:56 Stunden eine deutsche Bestzeit für blinde
Frauen auf.
Bei den Paralympics wurde sie mit dem Damen-Goalball-Team Sechster in
Athen 2004. Fünf Wochen später startete sie beim Frankfurt-Marathon und
konnte mit einer Zeit von 3:45:29 Stunden die Weltbestzeit der blinden
Marathonläuferinnen unterbieten.
Am 3. April 2005 lief sie dann beim 25. Bewag BERLINER HALBMARATHON
ihren ersten Halbmarathon in 1:40:32. Gerade Mal drei Wochen später
startete Regina dann beim Marathon in Hamburg und unterbot die
Weltbestzeit der Blinden mit 3:31:36 Stunden erneut. Ihre
Trainingspläne erhält sie mittlerweile von Jürgen Köllner und Franz
Feddema (beide SCC Berlin), die sie auch regelmäßig bei ihren Läufen
begleiten. Etwa 65 bis 120 km läuft Regina Vollbrecht bei sechs
Trainingseinheiten pro Woche.
Für den 32. real,- BERLIN-MARATHON hat sich die selbstbewusste Frau
Verstärkung geholt. Insgesamt acht Blinde werden am Sonntag kurz nach
den Top-Läufern auf die 42,195 km lange Strecke gehen, jeweils mit
ihren Begleitern. Um weiteren Blinden Mut zu machen, einen Marathon zu
laufen, hat Regina Vollbrecht, die für den SC Potsdam startet, auch
einen Artikel für die Blindenpresse geschrieben. Für Sonntag hofft sie
auf eine Zeit von 3:25 bis 3:28 Stunden. Das wäre dann wieder ein
Weltrekord, und das in ihrer Heimatstadt.