In sieben Wochen beginnen die Olympischen Spiele in Athen. Bis dahin wird hier
wöchentlich eine der elf Laufdisziplinen vorgestellt sowie dazu ein
Favorit für olympisches Gold. In dieser neuen Serie geht es jedoch um die
Historie – um die medaillenreiche Vergangenheit der deutschen
Leichtathletinnen und Leichathleten aus West (FRG) und Ost (GDR).
Während die Vergangenheit der deutschen Leichtathletik bei Olympischen
Spielen doch sehr erfolgreich war, ist nach der WM 2003 nicht allzu viel in
Athen zu erwarten.Umso mehr erscheint es angebracht sich der Erfolge und der
großen Leistungen der Deutschen insgesamt zu erinnern und sich deren
Namen zu erinnern sowie deren Einsatz zu würdigen.
Es geht heute weiter mit den 1500 Metern der Frauen. Zu der
wöchentlichen Laufserie im Hinblick auf Athen 2004 soll in lockerer Folge
auch die Olympia-„Erinnerungs-Laufserie“ folgen – aus Respekt
vor den großen Leistungen und zur Nachahmung empfohlen.
Die 1500m der Frauen haben erst eine relativ kurze olympische
Tradition.
Während die 800m der Frauen zunächst „schon“ 1928 in
Amsterdam Premiere feierten, dann aber lange abgesetzt wurden und erst wieder
in Rom 1960 ins Programm aufgenommen wurden, feierten die 1500 m in
München 1972 ihren Einstand.
Die überragende Nation ist sicherlich die ehem. Sowjetunion/GUS mit 6
Medaillen, davon 3 Gold, gefolgt von Rumänien ebenfalls 6 Medaillen, davon
1 Goldmedaille.
Die deutschen Frauen erkämpften 9 Plätze unter den ersten sieben
Rängen - dabei mit 3 silbernen Medaillen und einer bronzenen Medaille.
Leider endete die Erfolgserie der 1500m Frauen mit der Beteiligung in den
Endläufen im Jahr 1992.
Wie bei den Männern über 1500m fehlte bei den Frauen zum
großen Glück noch das olympische Gold (in der Statistik).
Das schmälert aber nicht die hervorragenden Leistungen der deutschen
Mittelstrecklerinnen der Vergangenheit.
Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten
Nationen im 1500 Lauf der Frauen:
Deutschland:0 Gold / 3 Silber / 1 x Bronze / 2 x vierte Plätze
/ 1 x fünfter Platze / 1 x sechster Platz / 1 x siebenter
Platz
URS/GUS: 3G / 2 S / 1 B
ALG: 2 G
ROM: 1 G / 3 S / 2 B
ITA: 1 G / - S / 1 B
RUS: 1 G
AUT: - G / - S / 1 B
CHN: - G / - S / 1 B
UKR: - G / - S / 1 B
München 1972 – Drei deutsche Läuferinnen im
Finale
Christa Merten (4:12,6) und Gerda Ranz (4:18,6) überstanden die
Vorläufe nicht.
Gunhild Hoffmeister (geb. 6.07.1944 in Forst – Trainer Friedrich Janke)
hatte schon die Bronzemedaille über 800 m 1:59,2 gewonnen, kämpfte
auf der Zielgeraden mit Paola Cacchi (ITA) und erst in den letzten Schritten
fiel die Entscheidung zugunsten der Deutschen.
Karin Burneleit sicherte „sich in gleicher Entschlossenheit wie Gunhild
Hoffmeister es gezeigt hatte den vierten Platz“ so schrieb
"Leichtathletik" über das Rennen. Ellen Tittel gab das Rennen
auf, sie litt besonders schwer unter der schweren Belastung des Blutbades im
Hause der Israelis und in Fürstenfeldbruck.
Die überragende Läuferin war Ludmila Bragina – Leichtathletik:
“Wahrhaft meisterlich aber die Leistung der Olympiasiegerin. Ihr 4:01,4
Weltrekord ist den stolzesten Weltrekorden der Gegenwart gleichwertig ... die
4-Minuten-Traumzeit ist in Sicht gekommen“
Endlauf (9.09.1972):
1.Ludmila Bragina (URS) 4:01,4 WR – 2. Gunhild Hoffmeister 4:02,8 –
3. Paola Cacchi (ITA) – 4. Karin Burneleit 4:04,1
Montréal 1976 – Gunhild Hoffmeister wieder Silber
– drei Deutsche im Endlauf
Die Russin Tatjana Kasankina brachte das Kunststück fertig
zunächst die 800 m (am 26.07) zu gewinnen und dann noch die 1500m vier
Tage später. Im Endlauf wurde die Siegerin von 1972 Bragina nur
Fünfte, aber Gunhild Hoffmeister erlief sich wieder die Silbermedaille vor
Ulrike Klapezynski (geb. 17.11.1953 in Cottbus – SC Cottbus/ASK
Vorwärts Potsdam / Trainer Jürgen Bruns, Bernd Dießner). Ellen
Wellmann konnte den siebenten Platz erkämpfen.
Brigitte Kraus überstand trotz einer überragenden Zeit nicht den
Zwischenlauf.
Endlauf (30.07.1976).
1.Tatjana Kasankina (URS) 4:05,5 – Gunhild Hoffmeister 4:06,0 – 3.
Ulrike Klapezynski 4:06,1 ... ... ... 7. Ellen Wellmann 4:07,9
Moskau 1980 – Christiane Wartenberg gewinnt
Silber
In Moskau gab es nur zwei Vorläufe, keinen Zwischenlauf, dafür
liefen die drei Erstplazierten im Endlauf aber dicke unter 4:00,0. Wie vier
Jahre zuvor siegte auch hier die sowjetische Weltrekordlerin (3:55,0) Tatjana
Kasankina. Christiane Wartenberg (geb. 27.10.1956 in Prenzlau , SC
Neubrandenburg/SC Chemie Halle / Trainer Werner Gladrow, Bernd Lansky)
verbesserte sich 3:57,8 und gewann überraschend Silber, Dritte wurde
Nadesha Olisarenko, die Olympiasiegerin über 800m. Ulrike Bruns (vorher
Klapezynski) erlief sich den fünften Rang – Beate Liebich blieb im
Vorlauf hängen.
Endlauf (1.08.1980):
1.Tatjana Kasankina (URS) 3:56,6 – 2. Christiane Wartenberg 3:57,8
– 3. Nadeshda Olisarenko (URS) 3:59,6 – 4. Gabriele Dorio (ITA)
4:00,3 – 5. Ulrike Bruns 4:00,7
Los Angeles 1984 – Roswitha Gerdes auf dem vierten Platz
– fast Bronze
Roswitha Gerdes aus Köln lag zwanzig Meter vor dem Ziel noch auf dem
Bronzemedaillenrang, dann kam die 3000m Olympiasiegerin Maricica Puica (ROM)
noch heran und schnappte ihr die Medaille weg. Margit Klinger trat zu den
Vorläufen nicht an.
Endlauf (11.08.1984):
1. Gabriella Dorio (ITA) 4:03,25 – 2. Doina Melinte (ROM) 4:03,76 –
3. Maricica Puica (ROM) 4:04,15 – 4. Roswitha Gerdes 4:04,41
Seoul 1988 – Andrea Hahmann auf dem sechsten
Rang
Vera Michallek schied als Neunte im Vorlauf mit 4:10,05 aus. Andrea Hahmann
lief als Zweite in die Zielgerade ein wurde dann aber noch
überspurtet.
Endlauf (1.10.1988):
1.Paula Ivan (ROM) 3:53,96 OR – 2. Laimute Naikauskaite (URS) 4:00,24
– 3. Tatjana Samolenko (URS)4:00,30 ... ... ... 6. Andrea Hahmann
4:00,96
Barcelona 1992 – Kießling gab nach 2 Runden im Vorlauf
auf
Ellen Kießling aus Dresden gab schon nach 2 Runden im Vorlauf auf!
Keine weiteren deutschen Läuferinnen konnten die Tradition der guten
Ergebnisse in den Endläufen fortsetzen.
Endlauf (8.08.1992)
1) Hassiba Boulmerka (ALG) 3:55,30 – 2. Ludmilla Rogatschowa (GUS)
3:56,91 – 3. Yunxia Qu (CHN) 3:57,8
Atlanta 1996 - Wüstenhagen und Kühnemund nur in den
Zwischenläufen
Carmen Wüstenhagen wurde Siebente mit 4:11,47 im Zwischenlauf und
Sylvia Kühnemund Zehnte mit 4:16,85 im Zwischenlauf.
Endlauf:
1. Swetlana Masterkowa (RUS) 4:00,83 – 2. Gabriele Szabo (ROM) 4:01,54
– 3. Theresia Kiesl (AUT) 4:03,02
Sydney 2000
In Sydney setzte sich die negative Serie für die deutschen Frauen
über 1500 m fort. Der DLV war leider mit keiner Teilnehmerin
vertreten.
Endlauf:
1. Nouria Merah-Benida (ALG) 4:05,10 – 2. Violeta Szekely (ROM) 4:05,15
– 3. Gabriela Szabo (ROM) 4:05,27
Die letzte Teilnahme einer deutschen Läuferin in einem 1500m
Finale in Seoul 1988 liegt schon weit zurück.
An eine evtl. Krönung der Serie mit einer Goldmedaille zu denken –
nach 3 Silbermedaillen – wäre vermessen. Jetzt hofft man schon,
daß überhaupt eine deutsche Läuferin in Athen dabei sein
wird.
Insofern muß man sich nachhinein über die großen
Leistungen von 1972 – 1988 der deutschen Frauen noch ganz besonders
freuen.
Horst Milde
Interessante Hinweise und Ergänzungen zu der großen olympische
Vergangenheit des behandelten Themas können hierin geschickt werden:
info@berlin-marathon.com
800m der Frauen (Olympia historisch I):
www.berlin-marathon.com/news/show/002083
1500 der Männer ( Olympia historisch II:)
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002108
800 m der Männer (Olympia historisch):
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002126