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Die Jugend läuft den “Alten“ den Rang ab

Der Sieger wäre schon einer, der die am Boden liegende deutsche Laufszene

beleben könnte. Doch der 22jährige Gamachu Roba ist äthiopischer

Asylbewerber und lebt im “Duldungsstatus“ auf deutschem Boden.

Genauer gesagt in Goddelau vor den Toren Darmstadts.

Und für den südhessischen Renommierclub ASC Darmstadt läuft,

betreut von Wilfried Raatz, der für so viele Erfolge der Darmstädter

in der Vergangenheit verantwortlich zeichnete. Gamachu Roba, der im Oktober

sein Marathon-Debüt mit dem Sieg beim Medien-Marathon in München mit

2:19:25 Stunden überaus erfolgreich abschloss, ist entschlossen, einen

eigenen Weg trotz erschwerten Asylantendaseins zu gehen – und trainiert

“für eine gute Zukunft“, wie er immer wieder sagt. Ob diese

jedoch in Deutschland liegen dürfte, das hängt von den Behörden

im Hessischen ab. Ein erster Asylantrag wurde bereits abschlägig

beschieden, derzeit lebt Gamachu Roba im “Duldungsstadium“. Dennoch

hat er Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden wird. Sportlich läuft es

derzeit bestens, denn der Äthiopier läuft von Erfolg zu Erfolg. Beim

vorgezogenen Silvesterlauf im Frankfurter Stadtwald gab es zum Jahresausklang

zudem noch mit 30:54 Minuten eine neue 10 km-Bestzeit. “Die Zeit ist

nicht gut“, rückte Gamachu Roba seine Erwartungen an Wettkämpfe

wie diesen im Schatten der Baugrube Waldstadion ins rechte Licht. “Ich

wäre gerne unter 30 Minuten gelaufen“. Das dies im Alleingang bei

Gegenwind und verschlammten Wegen kaum machbar war, das lässt der

22jährige kaum gelten. Der herzliche Applaus bei der Siegerehrung mag

jedoch ein kleines Trostpflaster sein für den talentierten Burschen.

Aber Gamachu Roba ist nicht der einzige, der das Jubiläumsrennen des

rührigen Laufclubs Spiridon Frankfurt prägte, der an diesem diesigen

Sonntagmittag zum 25. Mal zum Jahreswechsel nach Frankfurt einlud. Die Jugend

war eindeutig auf dem Vormarsch und lief den “alten“, sprich

etablierten Läufern, den Rang ab. Eineinhalb Minuten nach Gamachu Roba

lief mit dem 24jährigen Sport-Informatikstudenten Markus Kessler ein

weiterer junger Mann ins Ziel auf der Trainingsbahn des

Waldstadiongeländes, gefolgt von dessen Baunataler Teamkollegen Markus

Jahn, der mit Jahrgang 1985 noch ein weiteres Jahr der Jugendklasse

angehört und als 5000 m-Siebter der Titelkämpfen in Fulda schon zur

nationalen Spitze zu zählen ist. Noch jünger ist der Vierte des

Gesamteinlaufes, denn der aus Marburg stammende Tobias Fischer ist erst 16 und

zeigte nach einem Bänderriss und sechsmonatiger Wettkampfpause mit 33:48

einen Klasseeinstieg in das Wettkampfgeschehen. Hinter dem 22jährigen

Raphael Schmitt folgte mit Triathlonstar Lothar Leder auf Rang sechs erst der

schnellste der etablierten Läufer unter den knapp 2000 Startern. Der

Darmstädter hatte allerdings vier Tage nach seiner Rückkehr von einem

Trainingscamp in Florida noch “dicke Beine“, wie er im Ziel

ziemlich enttäuscht verriet. Ironman-Champion Leder blieb mit 33:58 gerade

einmal noch unter der 34-Minuten-Marke auf der gewiss nicht sonderlich

schnellen Strecke. Im Schlepp von Lothar Leder übrigens auch der ehemalige

Radprofi Kai Hundertmark, der wie viele aus der Region die Saison sportlich

ausklingen lassen wollte – und mit 37:13 und Rang 49 eine glänzende

Figur machte.

Ohne Überraschungen hingegen verlief das Frauenrennen. Die in

Neu-Isenburg lebende gebürtige Jugoslawin Veronika Ulrich dominierte vom

Start weg das gewiss nicht schwache Spitzenfeld und kam mit 35:04 zum klaren

Sieg vor der derzeit noch für den Schweriner SC laufenden Heidelberger

Biologie-Studentin Andreina Byrd. Die 25jährige musste aus dem Auto heraus

zum Start spurten, da sie sich schlichtweg in Frankfurt verfahren hatte. Die

Frankfurter Szene hingegen kennt die zweifache Olympiastarterin Petra Wassiluk

bestens, schließlich ist die 34jährige Langstrecklerin nach

Abschluss ihrer Karriere im Organisationsteam des Eurocity Marathon

hauptberuflich tätig. Mit 36:39 Minuten war ihr dritter Rang wenig

gefährdet, denn die 18jährige Offenbacherin Martina Maul lag schon

über eine Minute zurück auf Position vier. Im Gegensatz zu den

Männern war bei den Frauen Routine und vornehmlich Trainingsalter gefragt,

so dass unter die “top ten“ nur noch die nunmehr 20jährige

Vorjahressiegerin Alina Schulte ins Ziel einlaufen konnte.

25. Mainova-Silvesterlauf Frankfurt (28.12.):

Ergebnisse: Männer: 1. Gamachu Roba (ASC Darmstadt) 30:54, 2. Markus

Kessler 32:24, 3. Markus Jahn (beide LG Baunatal) 33:10 (1. mJA), 4. Tobias

Fischer (SF Blau-Gelb Marburg) 33:48 (1. mJB), 5. Raphael Schmitt (TV Trebur)

33:53, 6. Lothar Leder (TuS Griesheim) 33:58. Frauen: 1. Veronika Ulrich (LG

Neu-Isenburg) 35:04, 2. Andreina Byrd (Schweriner SC) 35:20, 3. Petra Wassiluk

(LG Eintracht Frankfurt) 36:39, 4. Martina Maul (Offenbacher LC) 38:01, 5.

Josefa Matheis (TSG Eisenberg) 38:20, 6. Iris Reuter (SSC Hanau-Rodenbach)

38:34.

Wilfried Raatz

 

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