„Ich fühle mich geehrt, hier gegen Haile Gebrselassie antreten zu können“, sagte Duncan Kibet heute bei der Pressekonferenz des real,- BERLIN-MARATHON im Berliner Marriott Hotel. „Das Training lief gut, ich bin in guter Form und freue mich auf das Rennen gegen den Weltrekordler.“ Der 31-jährige Kenianer hält die Jahresweltbestzeit von 2:04:27 Stunden, die er bei seinem Sieg in Rotterdam im April erreichte. Damit ist er hinter Haile Gebrselassie der zweitschnellste Läufer aller Zeiten über die 42,195 km. Am Sonntag nun treffen die beiden schnellsten Marathonläufer der Welt beim 36. real,- BERLIN-MARATHON aufeinander. Der Startschuss des Rennens mit 40.923 Läufern aus 122 Nationen fällt um 9 Uhr auf der Straße des 17. Juni.
Einen Weltrekord hält Duncan Kibet bereits – allerdings wird dieser nicht offiziell geführt. Gemeinsam mit seinem Bruder Luke Metto sind die beiden das schnellste Brüderpaar aller Zeiten. Der zwei Jahre ältere Metto lief 2004 in Seoul 2:10:57. Zusammen weisen sie damit eine Zeit von 4:15:24 Stunden auf und sind fünf Sekunden schneller als ihre Landsleute Eric und Boaz Kimaiyo.
Wackelt am Sonntag der Marathon-Weltrekord?
Mit seiner Bestzeit aus Rotterdam ist Duncan Kibet nur noch 28 Sekunden entfernt von der Marke, die Haile Gebrselassie vor einem Jahr beim real,- BERLIN-MARATHON aufgestellt hatte. Auf den Weltrekord geht Duncan Kibet nicht ein, doch er sagt: „Ich will meine Bestzeit verbessern.“ Dafür müsste er ein Tempo im Bereich des Weltrekordes laufen. Wir haben im Vergleich zur Vorbereitung auf den Rotterdam-Marathon im Training einige Einheiten noch weiter intensiviert“, erzählt der Kenianer, der im vergangenen Jahr in Wien seinen ersten ernsthaften Marathon gelaufen war und dabei auf Anhieb Zweiter wurde in 2:08:33. Damals lief er bei hohen Temperaturen, ein halbes Jahr später verbesserte er sich als Sieger des Mailand-Marathons bei eiskalten Bedingungen auf 2:07:53. Dann folgte der Triumph in Rotterdam.
„Ich habe mich für den real,- BERLIN-MARATHON entschieden, weil ich in Berlin die Perspektive gesehen habe, meine Bestzeit weiter verbessern zu können“, erklärte Duncan Kibet und antwortete auf eine Frage bezüglich des Duells mit Haile Gebrselassie: „Ich weiß nicht wie er trainiert hat und er weiß es umgekehrt ebenso wenig über mich. Insofern müssen wir abwarten und sehen, wie sich das Rennen entwickelt. Aber ich will versuchen, sein Tempo mitzugehen.“
Erste Marathonerfahrungen als Tempomacher
Eine so starke Steigerung auf 2:04:27 Stunden hatte Duncan Kibet, der vom Italiener Claudio Berardelli trainiert wird, selbst nicht erwartet. Doch er weiß auch, dass er noch schneller laufen kann. „Mein Trainingspartner James Kwambai wurde am vergangenen Sonntag beim Rotterdam-Halbmarathon in 59:09 Minuten Dritter. Das ist ein gutes Zeichen“, erklärte Duncan Kibet, der einst in der Schule mit dem Laufsport begann. „Damals lief ich mit meinen beiden Brüdern für die Schule bei Wettkämpfen.“
Doch als 16-Jähriger erlitt seine Karriere einen Knick, denn er brach sich bei einem Unfall in Eldoret das Bein. „Ich dachte, das wäre das Ende meiner Karriere, aber dann haben mich Moses Tanui und Moses Kiptanui überzeugt, dass ich weiter laufen sollte. Ich hatte am Anfang Angst, dass ich mir noch einmal das Bein brechen könnte“, erzählte Duncan Kibet, der im Jahr 2004 bereits zweimal bei kleineren Marathonrennen in Frankreich startete: Damals lief er 2:19:42 Stunden in La Rochelle und 2:20:39 beim Marathon de la Liberte. Als echte Marathonrennen zählen diese allerdings für Duncan Kibet nicht. „Ich war damals jeweils Tempomacher. Und als ich meine Aufgabe erfüllt hatte, war niemand da, der mich mit dem Auto mitnahm. Also joggte ich weiter bis ins Ziel!“
Askale Tafa Magarsa will sich weiter steigern
Schneller laufen als je zuvor will am Sonntag auch Askale Tafa Magarsa. Die 24-jährige Äthiopierin war im vergangenen Jahr hinter Irina Mikitenko Zweite in 2:21:31 Stunden. „Ich habe mich genauso gut vorbereitet wie im vergangenen Jahr und hoffe, dass ich schneller rennen kann als damals“, sagte Askale Tafa Magarsa, der 49 Sekunden zum äthiopischen Rekord von Berhane Adere (2:20:42) fehlen. Abgesehen von einem Testrennen in Addis Abeba vor einem Monat, als sie in der Höhenluft einen Halbmarathon in 70 Minuten rannte, ist Askale Tafa Magarsa in diesem Jahr noch bei keinem anderen Wettkampf gestartet. „Ich hatte eine Fußverletzung und musste vier Monate lang pausieren“, erklärte die Äthiopierin, warum bei keinem Frühjahrs-Marathon am Start war.
Rolli-Legende Heinz Frei strebt Sieg Nummer 19 an
Hochklassig werden auch die Rennen der Rollstuhlfahrer und Handbiker beim real,- BERLIN-MARATHON. Dabei strebt der Schweizer Heinz Frei Sieg Nummer 19 in Berlin an. Er hat allerdings mit dem Japaner Masaumi Soejima einen starken Konkurrenten, der ihn in Berlin 2007 bereits geschlagen hatte. „Wir können uns auf einen großen Zweikampf freuen, aber es ist unmöglich vorherzusagen, wer gewinnen wird“, erklärte der Organisator des Rollstuhl- und Handbike-Rennens, Reiner Pilz. Bei den Frauen rechnet er damit, dass bei einem zu erwartenden Dreikampf zwischen Sandra Graf (Schweiz), Shelly Woods (Großbritannien) und Frncesca Porcellato (Italien) vielleicht sogar der Streckenrekord fallen könnte. Dieser steht seit 1992 bei 1:42:07 Stunden und wird gehalten von Janette Jansen (Holland).
Im Rennen der Handbiker geht der Deutsche Vico Merklein als Favorit ins Rennen. Er verbesserte vor kurzem den Weltrekord in Heidelberg auf 60:03 Minuten. Im Blickpunkt stehen wird aber auch der frühere Weltklasse-Turner Ronny Ziesmer, der fünf Jahre nach seiner Querschnittlähmung in der Folge eines Trainingssturzes nun zum ersten Mal im Handbike einen Marathon fahren wird.
real,- im 10. Jahr Titelsponsor
Bereits im 10. Jahr ist real,- der Titelsponsor des real,- BERLIN-MARATHON. „Wir haben unser Engagement langfristig angelegt und wollen es fortführen“, erklärte Jessica Burghard, die Hauptabteilungsleiterin Marketing des Unternehmens. Der derzeitige Vertrag mit real,- läuft noch bis einschließlich 2011. „Wir hoffen, dass am Sonntag alle Läufer heile ankommen“, erklärte Jessica Burghard. Es klang ein bisschen wie: „Ich wünsche allen ein Haile-Rennen!“