In Kooperation mit RUNNER’S WORLD erscheint hier jeden Monat ein Thema aus dem aktuellen Heft.
Läufer lassen ungern ein Training ausfallen, selbst wenn sie sich krank fühlen. Wir möchten Ihnen bei der Entscheidung helfen, wann Sie auf das Laufen besser verzichten sollten.
Wir Läufer sind ein hartnäckiges Völkchen, wenn es darum geht, einmal gesetzte Ziele in die Tat umzusetzen. Komme, was will, der Trainingsplan ist Gesetz und wird erfüllt. Kein noch so unfreundliches Wetter, Regen oder Hagel, aber auch kein Ziehen und Zwicken, kein Schnupfen oder Halsweh halten davon ab, die Laufschuhe zu schnüren.
Eine Faustregel gibt es nicht
Dabei gäbe es gerade wenn der Winter naht (und mit ihm die fast obligatorische Erkältungsgefahr) eine ganze Reihe vernünftiger Gründe, sich trotz fester Vorsätze ab und an eine Trainingspause zu gönnen. Meist sind die Symptome jedoch nicht so gravierend, dass sie dazu zwingen, das Bett zu hüten, sich krankschreiben zu lassen oder einfach auf körperliche Anstrengung zu verzichten. Zwar ist sportliche Betätigung ein durchaus probates Mittel, um sich psychisch wie physisch aufzubauen, wenn es mal irgendwo klemmt. Dennoch kann der Ausflug auf die Laufstrecke unter bestimmten Umständen mehr Schaden anrichten als Gutes tun.
Wann darf gelaufen werden, wann nicht? Eine Faustregel kennt auch Dr. David Nieman, Leiter des Zentrums für Leistungsdiagnostik an der Appalachian State University in Nordcarolina und selbst ein gestandener Marathonläufer, nicht. Stattdessen wendet er seine »Halsregel« an: Symptome unterhalb der Halslinie (Bronchitis, Reizhusten, Gliederschmerzen) verlangen Sportruhe, während Symptome oberhalb des Halses (häufiges Niesen, laufende oder verstopfte Nase, Kopfschmerz) kein Trainingsrisiko für Läufer darstellen. Gestützt wird diese Auffassung durch eine Reihe von Untersuchungen der Ball State University in Muncie, Indiana (USA). Für eine dieser unter Leitung von Dr. Tom Weidner wurden zwei Gruppen von je 30 Läufern mit gewöhnlichen Erkältungsviren infiziert. Während die eine Gruppe in der Folgewoche täglich 30 bis 40 Minuten Lauftraining absolvierte, enthielt sich die andere Gruppe jeder körperlichen Belastung. Laut Weidner waren bei den Gruppen »keinerlei Unterschiede hinsichtlich der Dauer oder Schwere des Krankheitsverlaufs feststellbar«.
Eine weitere Studie führte zu dem Ergebnis, dass Laufen mit einer Erkältung keine Leistungseinbuße bewirkte. Weidner schloss daraus, dass die Fortsetzung des Lauftrainings bei Erkältungen im Kopfbereich – sofern man die übliche Belastungsform und -intensität wählt – der Erhaltung von Fitness und mentaler Ausgeglichenheit durchaus zuträglich ist.
Allerdings, so die Ärzte, bewegt man sich dabei auf recht dünnem Eis. Bei allem, was über Anzeichen einer leichten Erkältung hinausgeht, ist besondere Vorsicht geboten, da diese leicht auch die unteren Atemwege und die Lunge erfassen und damit zu einem ernsten Problem auswachsen können. Zurückhaltung ist auch bei Sinusitis, der Entzündung der Nasennebenhöhlen, geboten. Diese Krankheit, die sich durch laufende Nase, Husten, Kopfschmerzen und Druck auf dem Gesicht äußert, betrifft jährlich einen nicht geringen Anteil der Bevölkerung. Nun ist einem mit ausgewachsener Sinusitis kaum nach Laufen zumute.
Weitere Informationen wie die »3-Tage-Regel« und zu Symptomen, die absolutes Laufverbot erfordern, finden Sie in der Januarausgabe 2006 von RUNNER’S WORLD.