Eigentlich wäre Thomas Greger jetzt viel lieber auf Hawaii oder in Kuba.
Denn nicht die Leichtathletik, sondern das Wellenreiten ist sein erklärter
Lieblingssport. Da er es im Wasser aber noch nicht so weit gebracht hat, dass
er Einladungen zu den lukrativen Wettbewerben erhält, verbrachte Thomas
Greger den Sonntag Mittag auf dem Maifeld. Auch hier gab es beim traditionellen
Crosslauf des SC Charlottenburg eine Art Welle als Hindernis. Vom Rasen des
Maifeldes ins Reiterstadion und wieder zurück galt es, einen An-
beziehungsweise Abstieg zu meistern. Damit hatte Thomas Greger kein Problem.
Der 27-Jährige vom ABC Ludwigshafen gewann das Rennen mit insgesamt 1043
Läufern aus sieben Nationen. Für die 8030 Meter lange Strecke
benötigte Greger 22:36 Minuten und lag damit vor zwei Berlinern:
Lokalmatador und Vorjahressieger Rainer Wachenbrunner (LG Nike) wurde Zweiter
in 22:39 vor Mirka Arndt (SCC/22:42).
Auch bei den Frauen gewann eine Außenseiterin den Auftakt der
Cross-Cup-Serie des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV): Michaela
Möller (Ratio Münster) sicherte sich wie Greger die
1000-DM-Siegprämie. Sie benötigte für die 4000-m-Distanz 11:08
Minuten. Die 26-jährige B-Kader-Athletin über die 10.000-m-Strecke
gewann souverän vor Maren Östringer (TSG Wiesloch/11:40). Beste
Berlinerin war die Juniorin Angela Hänsel (LG Nike/12:04) auf Rang
neun.
"Eigentlich war Rainer heute der stärkere Läufer, aber er hat
die Führungsarbeit geleistet, während ich mich während des
gesamten Rennens zurückgehalten hatte", sagte Thomas Greger. Für
Wachenbrunner, der vor einem Jahr die Cross-Cup-Serie gewonnen hatte, war der
gestrige Auftakt jedoch nur ein besserer Test. "Es war mein erster
schneller Lauf seit zwei Wochen", erklärte der Berliner, der vor gut
14 Tagen Pech hatte, weil er während eines Trainingslaufes von einem
Schäferhund in den linken Knöchel gebissen wurde. "Ansonsten
wäre ich wohl beim Frankfurt-Marathon gestartet", sagte Rainer
Wachenbrunner, der sich dort ursprünglich für den olympischen
Marathon in Sydney qualifizieren wollte. Olympia wäre für den
36-Jährigen noch einmal ein großes Ziel, doch wenn es nicht klappt,
nimmt er aus nicht tragisch: "Ich sehe das nicht mehr so
verbissen."
Als "großes Talent" bezeichnete Wachenbrunner Thomas Greger.
Doch der Sieger hat mit Olympiaqualifikationen oder ähnlichen Zielen
nichts im Sinn. Zwar sagt er, "ich laufe so schnell es geht", doch es
geht ihm in erster Linie um den Spaß. Das hat auch damit zu tun, dass er
vor zehn Jahren, als er mit dem Laufen begann, vom damaligen Bundestrainer bei
einer Sichtung aussortiert worden war. "Ich sei nicht tauglich für
Spitzenleistungen wurde gesagt", erzählt Greger. Der Lehramts-Student
möchte die Funktionäre nun mit seinen Leistungen eines besseren
belehren und sagt: "Laufen müssen schließlich die Läufer
und nicht die Leute, die von außen dirigieren. Wir sitzen am
längeren Hebel."