In Kooperation mit RUNNER’S WORLD erscheint hier jeden Monat ein Thema aus dem aktuellen Heft.
Die goldenen Regeln
Bereits
in der Schule hat man uns eine »goldene Regel« beigebracht: Behandle
andere so, wie du selber von anderen behandelt werden willst. Doch
Läufer, die immer nach Ratschlägen Ausschau halten, brauchen mehr als
nur eine Regel. Wie sonst sollen wir immer noch schneller, stärker,
ausdauernder werden? Darum präsentieren wir Ihnen hier fünf der
Top-Regeln, die für den Erfolg beim Laufen von Experten als relevant
angesehen werden. Ihren Ursprung haben diese Regeln in der Erfahrung,
die Läufer im täglichen Training – sozusagen im Selbstversuch –
gesammelt haben. Erst nachdem sich diese Grunderkenntnisse weit genug
herumgesprochen hatten, wurden sie von Trainern und
Sportwissenschaftlern aufgegriffen, in der Trainingspraxis getestet,
zur Theorie erhoben und schließlich allgemein akzeptiert. Zusammen mit
jeder Regel führen wir jedoch auch ein Beispiel an, das zeigen soll,
dass keine These uneingeschränkt gilt. Denn, auch das haben wir in der
Schule gelernt: Jede Regel hat ihre Ausnahme.
1) Die Regel von der Spezifik
Am effizientesten ist das Training, das die im Wettkampf zu erwartende Belastungsform simuliert.
Es handelt sich hierbei um die Kardinalregel des Trainings für
jegliches Wettkampfziel. Wenn Sie einen 10-km-Lauf in 40 Minuten
schaffen möchten, müssen Sie hin und wieder das dazu erforderliche
Vier-Minuten-Tempo im Training üben. Am günstigsten ist es, exakt das
Zieltempo unter den beim Wettkampf zu erwartenden Bedingungen
hinsichtlich Klima, Tageszeit, Streckenprofil usw. zu laufen. Die
Ausnahme: Es wäre unsinnig, einen Wettkampf – speziell über eine
längere Distanz – im Training komplett zu simulieren. Dies würde eine
längere Regenerationsphase erfordern, die den Trainingsrhythmus
zerstört. Wenn Sie das Renntempo üben, laufen Sie deshalb nur eine
kürzere Strecke als im Zielwettkampf oder wiederholen Sie mehrere
Teilabschnitte, unterbrochen von Erholungspausen (Intervalltraining).
2) Die Nicht-immer-nur-Laufen-Regel
Wer ausschließlich läuft, ist stärker verletzungsgefährdet.
Alternative Belastungsformen, so genanntes Cross-Training, und Training
an Gewichten werden aus Ihnen einen kräftigeren und gesünderen Läufer
machen. Geeignete Sportarten, die ebenso wie das Laufen der Ausdauer
zugute kommen, beim Laufen stark beanspruchte Muskeln wie auch das
Skelett- und Stützsystem jedoch schonen, sind Rad fahren und Schwimmen.
Die Ausnahme: Alternative Belastungsformen kommen nicht immer der
Laufleistung zugute. Der sicherste Weg, ein besserer Läufer zu werden,
ist immer noch das Lauftraining. Haben Sie nur relativ wenig Zeit für
den Sport, sollten Sie sich daher auf das Laufen konzentrieren.
3) Die Sieben-Jahre-Regel
Läufer verbessern sich in der Regel etwa sieben Jahre lang.
Es ist statistisch belegt, dass Läufer im Durchschnitt sieben Jahre,
nachdem sie mit dem Laufen begannen, ihre besten Leistungen erzielten.
Die Ausnahme: Läufer, die nur geringe Umfänge trainieren, benötigen
meist mehr als zehn Jahre, bis sie ihr Leistungszenit erreichen.
4) Die 3-Stunden-Regel
Im Training für einen Marathon sollte man mindestens einmal drei Stunden am Stück geschafft haben.
Langes Laufen ist erforderlich, um sich auf die Belastungsanforderung
beim Marathon vorzubereiten. Die Trainingsstrecken sollten Woche für
Woche auf schlussendlich drei Stunden ausgedehnt werden. So schafft man
sich nicht nur die physische Grundlage, sondern auch das
Selbstvertrauen, die volle Distanz zu bewältigen, wenn es darauf
ankommt. Die Ausnahme: Einige Trainer sind der Meinung, dass einem
erfahrenen Marathoner bereits Trainingsstrecken bis zweieinhalb Stunden
reichen. Andere hingegen glauben, dass erst ein 35-Kilometer-Lauf
optimal auf den Marathon vorbereitet.
5) Die Regel vom gleichmäßigen Tempo
Die größte Chance, eine persönliche Bestzeit zu erzielen, hat man bei einem gleichmäßigen Tempo von Start bis Ziel.
Die meisten der in den letzten zehn Jahren erzielten Rekorde auf den
Strecken von 10000 Metern bis zum Marathon zeichneten sich durch ein
gleichmäßiges Tempo über die gesamte Distanz aus. Wer auf der ersten
Streckenhälfte zu schnell unterwegs ist, muss dies fast immer mit
deutlichen Zeiteinbußen auf den letzten Kilometern bezahlen. Die
Ausnahme: Auf hügeligen Strecken und bei spürbarem Wind ist es
wichtiger, mit konstantem Krafteinsatz als mit konstantem Tempo zu
laufen.
15 weitere goldene Regeln finden Sie in der November-Ausgabe 2005 von RUNNER’S WORLD.