Hanspeter Detmer schreibt über die Trennung von Frauen und Männer
beim Start von Inline-Rennen. Beim Hansaplast Marathon Hamburg wurden die
ersten Skaterinnen disqualifiziert, weil sie im Startblock mit den
stärksten Männern standen und von deren Windschatten profitierten.
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Es soll doch Leute geben, die noch immer nicht kapiert haben, dass Speed
Skaten längst kein Funsport mehr ist. Das können nur Zeitgenossen
sein, die die fatale Wirkung von Asphaltrillen, Rollsplitt oder Nässe noch
nie erleben durften.
Wer also die wahre Härte des Speed Skatens noch nicht am eigenen Leibe
verspürt hat und immer noch glaubt, einem Spaßsport zu frönen,
dem dürfte jedoch spätestens seit den Frühjahrs-Marathonrennen
in Hamburg und Hannover der Spaß an der Freud vergangen sein. War es doch
einst üblich, dass es Weiblein und Männlein bei den Inline-Marathons
gemeinsam trieben, so wird seit Beginn dieses Jahres von Oberschiedsgerichten
mit aller Härte die Geschlechtertrennung durchgesetzt. Vorbei ist es mit
dem flotten Zweier, Dreier, Vierer, Fünfer, usw. War aber auch nicht fair,
was sich da einige Mädels so erlaubten. Sonst so auf Emanzipation pochen!
Aber dann, wenn es um Siegprämien, World-Cup-Punkte oder sonstigen Klimbim
geht, ließen sie sich vom Sog der Männer zur Sonne ziehen. So gehts
nicht, meine Damen! Bleibt fair: Denn welche Chance hat eigentlich diejenige,
die keinen abbekommt?
Nun überlegt man auch beim Berlin-Inline-Marathon am 30. September zu
reagieren. Zum Beispiel: Die Mädels starten An der Urania links, die
Herren rechts (soll nur für diejenigen gelten, die die 42-Marathon-km in
weniger als 1:30 Stunden zurücklegen). Dazwischen breites, grünes
Niemandsland. Auf den ersten Blick scheint diese Berliner
Hüben-oder-Drüben-Startaufstellung allerdings keineswegs so reizvoll
ist wie Praxis der Geschlechtertrennung bei der
Altersklassen-Europameisterschaft im Mai in Hannover. Da hieß es rigoros:
Frauen nach hinten! Wollten sich die Machos in ihren bunten
Ganzkörperkondomen womöglich nicht die Show stehlen lassen?
Den flotten Damen blieben somit nur noch die Windschatten der vor ihnen auf
die Reise geschickten Gentlemen mit den grauen Schläfen. Zwar ist deren
Erfahrung beim Rollenspiel nicht hoch genug zu bewerten. Aber einige noch so
große Herren-Spoiler übten dann doch nicht die ausreichende
Sogwirkung auf die windschnittigen Mädels aus. Statt dessen verloren die
Damen bei ihren Überholvorgängen aufgrund der Umwege noch wertvolle
Zeit.
Was der einen die Eule, ist dem anderen die Nachtigall. Auf den Moment, dass
die Damen von hinten kommen, hatten die grauen Eminenzen schon immer gewartet.
Welch eine Wonne, im Windschatten einer Gazelle, besser noch eines ganzen
Rudels, zu skaten! Hatten sie früher doch allenfalls mal am Start einen
heißen Blick auf diese Superfiguren der Supergirls werfen dürfen.
Nun bot sich die Chance, gleiche mehrere Kilometer lang den jungen Mädchen
hinterherzulaufen. Vergessen wurde der einst bange regelmäßige Blick
auf den Pulsfrequenzmesser. Die Herzen der Herren schlugen Kapriolen. Und die
persönlichen Rekordgrenzen wurden serienweise gesprengt.
Merke: Wenn es zum Zwecke der Einhaltung eines strengen sportlichen
Regelwerks beim Speed Skaten ernst wird, kann Skaten doch wieder ein Fun-Sport
werden.
Hanspeter Detmer
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Diese Glosse finden sie auch im neuen Fachmagazin für Inline Skater
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Magazins erscheint im Verlag Kleine Fluchten, 79199 Kirchzarten und ist in
diesen Tagen am Zeitungskiosk erhältlich.