Haile Gebrselassie stand schon so gut wie auf der Startliste des real,-
BERLIN-MARATHON am 29. September. Doch im letzten Augenblick zog der
Äthiopier, der mit zwei Olympiasiegen über 10.000 m und bisher 15
Weltrekorden zu den besten Langstreckenläufern aller Zeiten gehört,
aufgrund von Fußproblemen zurück. Dies bestätigte gestern
Gebrselassies holländischer Manager Jos Hermens gegenüber dem
Tagesspiegel. Es ist sogar denkbar, dass der 29-jährige
Ausnahmeläufer nach seinem Marathondebüt in London im April nie mehr
auf die klassische Distanz der 42,195 km zurückkehren wird.
In London war Haile Gebrselassie im Frühjahr mit 2:06:35 Stunden das
schnellste Marathondebüt aller Zeiten gelaufen. Doch damit war er nur
Dritter. Der Weltrekord laufende Khalid Khannouchi (Marokko/2:05:38) und Paul
Tergat (Kenia/2:05:48) waren vor ihm im Ziel, nachdem sie lange von der
Tempoarbeit Gebrselassies profitiert hatten. Daraufhin suchte der
Äthiopier nach einem Herbstmarathon mit einer flachen Strecke, bei dem das
Rennen auf ihn zugeschnitten worden wäre. Berlin kam ins Spiel, und nach
entsprechenden Verhandlungen war man sich einig. Haile Gebrselassies Ziel war
klar: Weltrekord.
Nun platzte sowohl für die Organisatoren des real,- BERLIN-MARATHON als
auch für Haile Gebrselassie ein Traum. „Wenn man den
Größten schon so gut wie verpflichtet hat, ist es natürlich
eine Enttäuschung, wenn es nicht klappt“, sagte der in Berlin
für die Topathleten zuständige Mark Milde, der sich aber immerhin
damit trösten kann, die Olympiasiegerin Naoko Takahashi wieder am Start zu
haben. Die Japanerin war vor einem Jahr in Berlin als erste Frau unter 2:20
Stunden gelaufen (2:19:46) und will nun versuchen, den zwischenzeitlich
verlorenen Weltrekord zurück zu holen. Die Bestzeit steht jetzt bei
2:18:47 Stunden.
Hintergrund der Fußprobleme von Gebrselassie ist, so erklärte Jos
Hermens, eine spezielle Gymnastik, die der Serienweltrekordler nicht mehr
machte, weil er dachte, er bräuchte diese nur für die schnelleren
Bahnrennen. Nach seinem Marathonlauf in London und einem abgebrochenen
Stunden-Weltrekordversuch in Hengelo am 2. Juni stellten sich daraufhin
Probleme im Fuß und in der Wade ein. „Auf weichem Boden kann er
problemlos zweieinhalb Stunden laufen, aber auf der Straße geht es
nicht“, erklärt Jos Hermens und fügt hinzu: „In der
letzten Woche hat Haile entschieden, dass er nicht in Berlin laufen kann. Es
macht keinen Sinn, denn für ihn hätte hier nur der Weltrekord
gezählt.“ Haile Gebrselassie traut man aufgrund seiner enormen
Grundschnelligkeit ohne weiteres zu, die Marathon-Bestzeit auf unter 2:05
Stunden zu schrauben. „Ende des Jahres“, so Jos Hermens,
„wird Haile entscheiden, ob er im nächsten Frühjahr einen
Marathon läuft oder im Winter eine Hallensaison – im Moment tendiert
er mehr zur Halle. Es kann sogar passieren, dass er nie wieder Marathon
läuft.“ Ebenso ist aber auch denkbar, dass er in einem Jahr doch
noch nach Berlin kommt, um den Marathon-Weltrekord zu brechen.