Gete Wami:
Heute morgen bin ich eine Stunde langsam gejoggt. Ich fühle mich nach dem
gestrigen Rennen sehr gut, sodass ich heute sogar einen weiteren Marathon
laufen könnte. Bei Kilomter 30 merkte ich, dass ich das Rennen gewinnen
würde. Die World Marathon Majors sind für mich sehr wichtig und in meiner
Karriere eine neue Herausforderung, deswegen starte ich in New York. Wenn
ich meine Form halten kann, komme ich vielleicht nach Berlin zurück, um hier
nicht nur den äthiopischen Landesrekord, sondern auch den Streckenrekord zu
brechen.
Irina Mikitenko:
Mein Sohn hat sich riesig über meinen Sieg gefreut, er hat sogar gestern ein
Fußballspiel ausfallen lassen, um das Rennen am Fernsehen mitzuerleben. Auch
viele Freunde haben sich gemeldet, ich bin noch gar nicht dazu gekommen die
Anrufe zu beantworten. Jetzt bin ich froh, dass sich das harte Training
gelohnt und der Tag auf den ich lange hingearbeitet habe, vorbei ist. Beim
gestrigen Rennen habe ich viel gelernt. Ein Marathon besteht aus vielen
Kleinigkeiten, auf die man auchten muss. Vor dem Lauf habe ich vornehmlich
auf andere gehört, die mir geraten haben, das Rennen vorsichtig anzugehen.
Beim nächsten Rennen kann ich anders an den Lauf herangehen und mehr auf
mein Inneres hören. Im nachhinein bin ich froh, dass ich nicht zu schnell
begonnen und erst zum Schluss das Tempo gesteigert habe.
Haile Gebrselassie:
Auch 24 Stunden nach dem gestrigen Weltrekord empfinde ich noch große
Freude, das Glücksgefühl ist unbeschreiblich, man muss es einfach selbst
erlebt haben. Der Weltrekord gehört jetzt mir. Vielleicht wird es in 20 oder
30 Jahren möglich sein, unter zwei Stunden zu laufen. Es wird passieren,
aber ich weiß nicht wann. Für mich hoffe ich, dass sich auch in 100 Jahren
noch jemand an mich erinnert und sagt, der Haile Gebrselassie ist in Berlin
Weltrekord gelaufen. Ich selbst glaube, bei perfekten Bedingungen eine Zeit
von 2:03 Stunden erreichen zu können. Vielleicht sogar in Berlin.
Grundsätzlich ist es ganz gut, wenn man einen starken Konkurrenten im Rennen
hat. Andererseits fragt man sich dann aber auch, ob man vielleicht überholt
wird oder wenn er hinter einem liegt, ob er ins Rennen zurückkommt. Für mich
war es gestern besser, den letzten Teil der Strecke alleine zu laufen, die
Pacemaker bis km 30 waren perfekt und die Organisation stimmte. Ob ich noch
einen real,- Berlin-Marathon laufe, hängt sicherlich auch vom Veranstalter
ab, der mich ja einladen muss. Wenn ich Berlin mit den Strecken in
Amsterdam, Fukuoka und London vergleiche, liegen die Vorteile eindeutig auf
Seiten von Berlin. Die Strecke ist flach, nicht zu kurvenreich und sehr
schnell. Hinzu kommt, dass der September die perfekte Jahreszeit für ein
Rennen ist. Besonderes Lob verdient natürlich auch das begeisterte Publikum
und die perfekte Organisation. Amsterdam ist zwar auch flach, aber zumeist
ist es dort zu windig. In Fukuoka ist das Wetter in der Regel nicht so gut.
London hat ebenfalls eine schnelle Strecke ist aber durch die vielen Ecken
und Kurven sehr schwierig. Über langfristige Pläne habe ich mir noch keine
großen Gedanken gemacht. Im Januar werde ich beim Dubai-Marathon starten und
im Sommer an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen. Außerdem habe ich
mir fest vorgenommen, zur Weltmeisterschaft 2009 nach Berlin zurückzukehren.
Jürgen Lock:
Am Samstag bei den Skatern hatten wir auf Grund des starken Regens doch
einige Befürchtungen, aber die Zahl der Unfälle hielt sich in erfreulichen
Grenzen. Am Sonntag lag die Durchschnittstemperatur bei 15,8 Grad. Damit war
es erheblich kühler als im letzten Jahr, was den Läufern entgegenkam. Auf
der Messe BERLIN VITAL hatten wir 480 Konsultationen. 250 Mal haben wir im
gegenseitigen Einvernehmen mit den Läufern ein Startverbot ausgesprochen.
Nur 2% der Läufer sind während des Rennens ausgeschieden. Diese Zahl liegt
unter dem Durchschnitt.
Dr. Lars Brechtel:
Insgesamt gab es am Sonntag 62 Transporte, von denen einige Einsätze nicht
nötig gewesen wären. 1.394 Mal musste „Erste Hilfe“ geleistet werden, davon
151 vor dem Start und 1026 Mal im Zielbereich. Dies waren überwiegend
Prophylaxemaßnahmen. Beide Zahlen liegen innerhalb des von uns statistisch
gemessenen langjährigen Durchschnitts. 23 Läufer sind in eine Klinik
eingewiesen worden, das ist die Hälfte vom sonstigen Durchschnitt, der bei
47 liegt. Von den Fahrradärzten gab es während des Rennens 168
Hilfeleistungen, alles kleinere Sachen. Bei einem Mann, der nach dem
Zieldurchlauf bewusstlos wurde, haben wir die Einweisung in eine Klinik
veranlasst. Es waren jedoch keine Reanimationsmaßnahmen notwendig und es
geht ihm heute wieder gut. Ein anderer Mann, 28 Jahre alt, klagte beim
Kilometer 28 über Herzbeschwerden. Auch ihn haben wir sicherheitshalber in
die Klinik eingewiesen, aber bereits am nachmittag war er wieder in Ordnung.
Beim Skaterrennen am Samstag hatten wir auf Grund des starken Regens schon
große Bedenken. Aber die Zahl der Hilfeleistung lag nur bei 44% der sonst
üblichen Einsätze. Vor allem hatten wir keine Knochenbrüche zu verzeichnen.
177 Mal kamen wir zum Einsatz, 2006 lag diese Zahl bei 388, nur 15 Mal
musste eine Einweisung in die Klinik erfolgen. Im letzten Jahr lag die Zahl
bei 23. Die Skater sind sehr vorsichtig zu Werke gegangen, was sich
ausgezahlt hat.