Eine Läuferin hat die einmalige Chance, in der IAAF Golden League als
einzige Athletin den mit einer Million Dollar dotierten Jackpot zu knacken. Die
Olympiasiegerin und Weltmeisterin über 800 Meter, Maria Mutola
(Mosambique), gewann auch beim ISTAF, dem vierten der sechs
Golden-League-Meetings des internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), ihr
Rennen. Vor rund 15.000 Zuschauern im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion lief die
30-jährige Athletin aus Mosambique 1:59,01 Minuten. Gewinnt sie nun auch
am nächsten Freitag in Zürich sowie zwei Wochen später in
Brüssel, kassiert sie die Dollar-Million komplett. Denn die einzige andere
Athletin im Rennen um den Jackpot schied gestern im Jahn-Stadion aus: Chandra
Sturrup (Bahamas) verlor über 100 m gegen die US-Meisterin Kelli White.
Bisher hatte es immer mindestens zwei Jackpot-Sieger gegeben.
Es war allerdings kein leichter Sieg für Maria Mutola, obwohl mit
Jolanda Ceplak (Slowenien) die theoretisch schärfste Konkurrentin fehlte.
Doch Mutola musste ihre ganze Erfahrung ausspielen und ruhig bleiben, um an
Ende vorne zu sein. Mit enormem Tempo waren Irina Vashentsewa (Russland) und
ihre Landsfrau Larisa Chzhao das Rennen angegangen, so dass Maria Mutola mit
größerem Rückstand an vierter Stelle lag, als 400 Meter
gelaufen waren. Doch mit Routine setzte sie sich durch und gewann vor Stephanie
Graf (Österreich/1:59,32).
Einige Zeit nachdem die dominierende 800-m-Läuferin der letzten Jahre,
Maria Mutola, ihr Rennen gewonnen hatte, sah man sie, wie sie sich mit Kelli
White unterhielt. “Nein, ich habe mich nicht bei Kelli bedankt, dass sie
Chandra aus dem Jackpot geworfen hat“, antwortete Mutola später auf
eine entsprechende Frage. Seit über einem Jahr ist sie nun schon
ungeschlagen über 800 m. Und auch bei den Weltmeisterschaften, die in
knapp zwei Wochen in Paris beginnen, heißt die Gold-Favoritin Maria
Mutola. “Mein Training war in diesem Jahr von Anfang an so ausgelegt,
dass ich eine lange Saison laufen kann. Aber es wird trotzdem nicht leicht, den
Jackpot zu gewinnen. Jetzt kommt das Rennen in Zürich und dann die WM.
Nach so einer Meisterschaft gibt es oft ein kleines Tief – und ich muss
dann noch in Brüssel gewinnen“, sagte Maria Mutola, in deren
Erfolgssammlung nur ein Weltrekord fehlt. Erst am Dienstag hatte sie in
Stockholm erfolglos versucht, die 1000-m-Marke zu brechen.
Über 800 m der Männer gab es eine Enttäuschung aus deutscher
Sicht, denn Rene Herms (Pirna) blieb in 1:47,72 Minuten gut zwei Sekunden
über seiner Saisonbestzeit. Herms lief als Vorletzter ins Ziel,
während der Südafrikaner Hezekiel Sepeng rund drei Sekunden vorher
gewonnen hatte (1:44,71). Sepeng schlug im Spurt noch den Kenianer Wilfred
Bungei. “Dieser Erfolg bringt mir viel Auftrieb für die WM in Paris.
200 Meter vor dem Ziel dachte ich, ich werde Zweiter. Doch dann hatte ich am
Ende noch viel Kraft“, sagte Sepeng.
Mit Blick auf die WM in Paris bleibt wohl wieder einmal Dieter Baumann die
Hoffnung der deutschen Läufer. Der Tübinger wird bei der WM 10.000 m
laufen. Er wurde zwar über 3000 m auch nur Sechster, rannte aber eine
deutsche Jahresbestzeit mit 7:43,93 Minuten. Der Abstand zu den Kenianern
– keineswegs die besten ihres Landes – war beträchtlich.
Leonard Muchero gewann in 7:38,36 vor drei kenianischen Landsleuten.
In ihrem einzigen internationalen Rennen vor der WM gewann die
türkische 1500-m-Europameisterin Süreyya Ayhan in souveräner
Manier. Ayhan rannte hinter der Tempomacherin Youlia Gutovenko (Ukraine) und
hatte schon nach 300 Metern rund 20 Meter Vorsprung. Mit 3:59,58 Minuten rannte
die Türkin die erste Zeit unter vier Minuten in diesem Jahr. “Ich
bin heute in Berlin gelaufen, weil das Meeting wunderbar in meinen Trainings-
und Wettkampfplan gepasst hat“, erklärte Ayhan.