Am Pfingstsonntag erlebte Kigali, die Hauptstadt Ruandas, die wohl beeindruckendste internationale Sportveranstaltung seit dem furchtbaren Völkermord vor nunmehr 11 Jahren. Im frisch herausgeputzten Nationalstadion, dem Ort, wo damals Tausende von zuflucht-suchenden Ruandis bestialisch niedergemetzelt wurden, versammelten sich an dem sonnigen, bis 30°C heißen Frühlingstag über 1600 Läufer/innen aus Ruanda und weiteren 20 Ländern Afrikas, Europas, aus Nordamerika und Australien, um gemeinsam an diesem Lauffest des Friedens und der Solidarität teilzuhaben.
Soroptimist Europa hatte die IDEE
Besonders glücklich und vielfach geehrt war dabei die Luxemburger Künstlerin Bettina Scholl- Sabbatini, die als Vizepräsidentin von Soroptimist Europa die Idee zu diesem Friedensmarathon hatte und nicht zuletzt durch riesiges persönliches Engagement ihr großes Ziel verwirklicht sah.
Soroptimist International, eine weltweite Frauenorganisation, welche leidgeprüften Völkern ideelle und materielle Hilfe leistet, hatte als Hauptsponsor der Veranstaltung die volle Unterstützung der Regierung Ruandas - Schirmherr der Veranstaltung war kein Geringerer als der sportbegeisterte Staatspräsident Paul Kagame, sowie des Ruandischen Leichtathletik-Verbandes, der für eine professionelle Organisation der Wettkämpfe sorgte.
Nach AIMS-Regeln
Der nach AIMS-Regeln vermessene hügelige 10,5 km Rundkurs mit Start und Ziel im 1.600 m hoch gelegenen Nationalstadion war während des Laufes komplett abgesperrt, verkehrsfrei und mit 6 Verpflegungsstationen besetzt. Die Zeiterfassung erfolgte mit Luxemburger und belgischer Hilfe.
Für alle 3 Laufwettbewerbe(3,5 km Run for Fun, Halbmarathon, Marathon) wurde per Chip gemessen und es und funktionierte reibungslos.
25 Grad Celsius beim Start – Lebens- und Lauflust
Gegen 8.30 Uhr, die Temperaturen waren bereits auf 25°C geklettert, erfolgte die feierliche Eröffnung der Wettkämpfe. Unter afrikanischem Trommelwirbel wurden die rund 800 Teilnehmer des Run for Fun -ganz diszipliniert - zu beiden Seiten ins Stadion geführt.
Eine Militärkapelle war aufmarschiert, spielte die Nationalhymne und nach kurzer Ansprache gab der Gesundheitsminister von Ruanda mit einer Flagge! das Startsignal.
Was nun folgte, war Lebens- und Lauflust pur! Die fast ausnahmslos schlanken Kinder und Jugendlichen rannten mit einer Begeisterung und einer Leichtigkeit, zum großen Teil barfuß, so dass man als laufbegeisterter Sportlehrer aus Deutschland schon recht neidisch werden konnte.
Für die jungen Ruandis ist das Laufen glücklicherweise noch etwas ganz Natürliches. Nicht auszudenken, wenn all die vielen – unentdeckten - Lauftalente später einmal ernsthaft trainieren würden oder könnten ...
Halbmarathon
10 Minuten später starteten 650 Halbmarathonläufer auf ihren 2-Runden-Kurs, von denen immerhin 526 das Ziel erreichten. Aufgrund der ausgelobten Preisgelder für Platz 1 - 6 ( wie beim Marathon erhielten die Sieger je 3000 Dollar) hatten eine Reihe von Spitzenläufern aus Kenia, Uganda, Tansania und Ruanda gemeldet.
Anfangs mit hohem Tempo laufend, mussten sie allerdings dem Wetter und der schweren Strecke(350 Höhenmeter pro Runde) Tribut zollen und blieben im Schnitt 4 - 5 Minuten über ihrer Bestzeit.
Sieger wurde Sammy Kosgei (Uganda) in 1:07:42 h vor vier ruandischen Läufern und dem Kenianer Chepkoi, die alle unter 1:09 h liefen.
Bei den Frauen gewann, barfuß laufend, die erst 17-jährige Pelagie Musengimana nach 1:20:50 h vor Angelique Nyiransabimana (beide Ruanda) in 1:22:32 h und Susan Teimet aus Kenia( 1:24:46 h).
Die beste Plazierung einer Europäerin mit Rang 24 erreichte die österreichische Meisterin Eva-Maria Diertl nach 1:49:08 h.
Die Marathonläufer hatten es am schwersten ...
Am schwersten hatten es jedoch die knapp 150 Marathonläufer, die erst Viertel vor 9 Uhr das Stadion verließen.
Die zunehmende Hitze, die Steigungen, aber vor allem das ungenügende marathonspezifische Training, welches die meisten der ruandischen Läufer (noch) nicht kennen, sorgten dafür , dass nur 75 Teilnehmer (Zeitlimit war 6 h) im Ziel ankamen.
Mit einem mutigen Tempolauf von der Spitze siegte verdienterweise Joseph Nsubuga aus Uganda, der allerdings in der 4. Runde Mühe hatte, den stark aufkommenden Kenianer Joseph Rutto mit 2:28:23 h zu 2:28:40 h in Schach zu halten.
Erst auf Platz 7 kam mit Zubei Nsengiyumva nach 2:42:59 h der beste Läufer aus Ruanda ins Ziel.
Auch bei den Frauen siegte eine Läuferin aus Uganda. Margret Nakindu lief 3:18:06 h und verwies Rannveig Ottsdottir aus Island (3:20:41 h) und Epiphanie Nyirabarame aus Ruanda (3:21:40 h) auf die Plätze zwei und drei.
Tolle Stimmung
Während der Laufwettbewerbe und später bei der Siegerehrung sorgten Musik- und Tanzgruppen auf der großen Bühne im Stadion für tolle Stimmung. Tausende von Zuschauern auf der Strecke und im Stadion hatten ihren Spaß und feuerten die Läufer begeistert an. Für Ruanda war dieser 1. Friedensmarathon ein nationales Ereignis und wurde sogar live im ruan-dischen Fernsehen übertragen!
14. Mai 2006 - der 2. Friedensmarathonin Kigali
Schade war, dass es bei der - zu Recht - hochgelobten Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda von deutscher Seite aus keinerlei Unterstützung für diesen Lauf gab.
Doch das kann sich hoffentlich schon im nächsten Jahr ändern, denn am 14. Mai 2006 findet -wieder in Kigali - der 2. Internationale Friedensmarathon statt.
Roland Winkler
Ergebnisse unter:
15/05/2005 International Peace Marathon
Teilnehmende Länder:
Ruanda, Burundi, Kenia, Tansania, Uganda, USA, Kanada, Australien, Luxemburg, Belgien, Niederlande, Frankreich, Finnland, Großbritannien, Italien, San Marino, Schweiz, Norwegen, Österreich, Island, Deutschland.