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"Ja, warum laufen sie denn?"

"Ja, warum laufen sie denn?"

Eine Frage mit vielen Antworten ...

"Ja, wo laufen sie denn?" Jeder, der Loriot kennt, hat diese Frage

beim legendären Pferderennen

schon mal gehört. Wandeln wir sie einmal ab in "Ja, warum laufen sie

denn?", dann bin ich nicht

sicher, was uns Loriot darauf in seiner unnachahmlichen Art antwortet.

Würde man dagegen

Läuferinnen und Läufer befragen, dann erhielten wir vermutlich nicht

die gleichen, aber immer

wieder ähnliche Antworten, die sich in verschiedene Motivgruppen

bündeln lassen. Wie wäre es mit

einem kleinen Selbstversuch: Bevor Sie hier weiterlesen, beantworten Sie die

Frage - sofern sie

selbst regelmäßig laufen - einmal für sich selbst. Okay?

Ich vermute, wie immer vom genauen Wortlaut her Ihre Antwort auch

ausfällt - sie läßt sich

irgendwie einordnen in die seit Jahren in der Sportwissenschaft diskutierten

sog. Sinnbezirke

des Sporttreibens, die der Bielefelder Sportpädagoge Dietrich Kurz (selbst

ein begeisterter

Langstreckenläufer und Finisher beim BERLIN-MARATHON) allgemein

aufgestellt hat und die sich

sehr gut auf das Laufen übertragen lassen. Jeweils auf eine

"Kurz"-Formel gebracht, lassen sie

sich so darstellen: (1) Menschen suchen im Sport den körperlichen

Ausgleich, der Wohlbefinden

und Fitness auslöst. (2) Menschen suchen im Sport die Reize, die durch

körperliche Aktivität

in der Natur ausgelöst werden. (3) Menschen suchen im Sport nach

Möglichkeiten, ihre eigenen

Fähigkeiten und Grenzen durch selbstproduzierte Leistungen wahrzunehmen.

(4) Menschen suchen

im Sport Situationen, die in gewisser Hinsicht offen sind, die sie aber selbst

aktiv steuern

können. (5) Menschen suchen im Sport den Kontakt mit anderen, die

Erfahrungen eines besonderen

menschlichen Miteinanders. (6) Menschen suchen im Sport Situationen, in denen

sie sich mit

ihren Bewegungen als besonders schön und gelungen darstellen

können.

Das Laufen - egal ob ab und zu im Park oder regelmäßig bei

Wettkämpfen betrieben - scheint

für alle diese sog. Sinnbezirke offen zu sein, wahrscheinlich sogar weit

mehr als andere

Sportarten oder körperliche Aktivitäten. Das Laufen als

"Prototyp" des modernen Sports? Einige

mögen das gern hören, andere wiegeln vermutlich energisch ab. Wie dem

auch sei: Die vier "F" der

Turner (Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei) sind längst zu den vier

"L" der Läuferinnen und Läufer

lautverschoben worden. Das geht dann nämlich so: "Laufen ist

lebenslang lebensbegleitender

Lebensinhalt!" Aber Vorsicht: Nur alleiniger Lebensinhalt darf das Laufen

dennoch nicht werden.

Dr. DETLEF KUHLMANN

 

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