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Kein gutes Omen für die deutsche Laufszene

2003 wird in die Geschichte des Deutschen Leichtathletik-Verbandes als ein Jahr

der Enttäuschungen eingehen. Die WM in Paris brachten nicht das erwartete

Medaillenresultat, die Leistungseinbrüche in zahlreichen Disziplinen

spiegeln sich ebenso in den Welt- und Europa-Ranglisten wider. Auf nationaler

Ebene ist das Niveau auffällig – im Abwärtstrend. Dies gilt

freilich (oder aber vorrangig?) für den Laufbereich. Die

Langstreckenmeisterschaften im Dante-Stadion in München hatten nicht

zuletzt durch die unmittelbare Friedhofsnähe schon etwas von Trauer, die

Laufwettbewerbe im Ulmer Donaustadion setzten den Niedergang in erschreckender

Weise fort. Die Straßenszene der Freizeit- und Hobbyläufer boomt

– nur die deutsche Leistungsspitze hinkt bedenklich dieser Entwicklung

hinterher. Zu „guter“ (?) Letzt hat sich nun auch noch kurz vor

Saisonbeginn der Deutsche Cross-Cup sang- und klanglos verabschiedet, das

letzte starke Bindeglied in der Entwicklung und Förderung der deutschen

Laufszene im Jahreszyklus. Die SG Walldorf Astoria kann/ will aus finanziellen

und organisatorischen Gründen ebenso nicht mehr wie die

Veranstaltergemeinschaften in Neuss und Köln/ Leverkusen. Bleibt alleine

noch der ASC Darmstadt mit dem Darmstadt-Cross als „Fähnlein der

Aufrechten“, der seit Jahren mit dem idealen Crossparcours auf der

Lichtwiese unweit des ehrwürdigen Hochschulstadions als eine der ersten

Adressen national gilt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Dabei kommt das Aus im Cross-Cup ein Jahr früher als befürchtet.

Eine Planungssicherheit sah der DLV-Cross-Beauftragte Wilfried Raatz im Verbund

mit dem AG Lauf-Vorsitzenden Otto Klappert seit der vom DLV-Verbandsrat in

einer Nacht- und Nebel-Aktion eigenmächtig vorangetriebenen Verlegung der

deutschen Crossmeisterschaften 2004 auf das letzte November-Wochenende

längst nicht mehr. Die Durchführung der Cross-Serie in der bislang

gewohnt kompakten Form im November und Dezember wird schon alleine wegen der

Cross-DM Ende November und der in letzter Konsequenz zwei Wochen zuvor partiell

geplanten Landesmeisterschaften nicht mehr möglich werden. Eine

Veranstaltungsreihe im Februar und März scheiterte an anders gelagerter

Orientierung so mancher Organisatoren. „Das gibt alles keinen Sinn

mehr“, sagt Wilfried Raatz und weiß sich als Veranstalter des

Darmstadt-Cross weitgehend alleine auf weiter Flur. „Natürlich werde

ich die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht gibt es mit Kurt Ring in Regensburg

schon bald einen Neuanfang....“.

Ein Blick zurück in die bewegte kurze Geschichte des Deutschen

Cross-Cup:

- 1995 startete man unter dem Titel ASICS-/ DLV-Cross-Cup mit Wettbewerben

in Berlin, Waiblingen und Neuss. Der angesehene Darmstadt-Cross musste aufgrund

von Sportausrüster-Verpflichtungen draußen bleiben. „Damit

haben wir nicht nur den Grundstock für eine Cross-Entwicklung in

Deutschland, sondern wohl in erster Linie eine Weiterentwicklung des

Laufbereiches über den Cross angelegt“ freute sich Lothar Hirsch als

Teamleiter Lauf über das belebende Serien-Modell. Diese drei

Veranstaltungsorte standen auch im Folgejahr parat als Anschub für den

Laufbereich.

- Nach dem über den DLV-Generalausrüster adidas angestrengten

Engagementsverzicht von ASICS erlebte die Querfeldeinserie 1997 eine Neuauflage

als Deutscher Cross-Cup mit den Veranstaltern in Darmstadt, Neuss, Köln/

Leverkusen und Herxheim. 1998 wurde das Finale nach den Wettbewerben in

Köln/ Leverkusen, Darmstadt und Neuss spektakulär auf dem

Hockenheimring ausgetragen. Allerdings nicht mit dem Erfolg, den sich Sponsor

Nike seinerzeit erhofft hatte.

- 1999 wurde der Deutsche Cross-Cup auf sechs Veranstaltungen erweitert,

erstmals integriert neben den Wettbewerben in Berlin, Köln/ Leverkusen,

Darmstadt, Neuss und Bonn auch die deutschen Titelkämpfe in Süchteln/

Viersen.

- Aufgrund der Auswertungsprobleme, die sich mit einer Serie über den

kalendarischen Jahreswechsel hinaus ergeben hatte, wurde 2000 der Rhythmus

geändert. Im Folgejahr stellte sich mit dem Rennbahncross in Walldorf/

Baden ein neuer Veranstalter Im Deutschen Cross-Cup vor, dafür

verabschiedete sich mit dem Berliner Cross die „Mutter der deutschen

Volksläufe“. Der Wechsel vom traditionsreichen Gelände am

Teufelsberg auf das Maifeld am Olympiastadion hatte einen bedenklichen

Teilnehmerrückgang zur Folge. Auch nach der Revidierung dieses

Standortwechsels 2002 soll der Berliner Cross allerdings eher eine regionale

Veranstaltung sein. Höhere Ansprüche ausgeschlossen.

- Nachdem die Neusser Organisatorengemeinschaft trotz erheblicher

(finanzieller und organisatorischer) Anstrengungen keine Rückendeckung

beim DLV sahen, strich man kurzerhand das Cross-Engagement gänzlich.

Walldorf und Köln folgten aus allerdings unterschiedlichen

Beweggründen. Die Konsequenz liegt nun auf der Hand: Knock-out für

den Deutschen Cross-Cup!

Die deutschen (crossorientierten) Läufer bleiben damit auf der Strecke.

Attraktive Veranstaltungen werden damit mehr denn je zu einer Rarität.

Kontraproduktiv wirkt zudem die Äußerung des kurzfristig von

DLV-Teamleiter Hirsch eingesetzten früheren Cross-Ass Detlef Uhlemann als

Cross-Betreuer, als dieser verstärkte „internationale Starts“

ankündigte. Schließlich habe man 2004 die Europameisterschaft im

eigenen Lande. Hier stellt sich schon heute allerdings die Frage: Wer bezahlt

die Zeche? Anstrengungen bislang engagierter Veranstalter wie der im Deutschen

Cross-Cup müssen dabei wohl auf der Strecke bleiben....

 

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