Er starb nach einem langen Nierenleiden. Schon früh hatte sich der
Angehörige des Kisii-Volkes von der Leichtathletik zurück gezogen.
Die größte Leidenschaft seines Lebens war gar nicht das Laufen, wo
er in Mexico-City 1968 über 10 000 m die erste olympische Goldmedaille
für sein ostafrikanisches Land holte, sondern das in seiner Heimat
populäre Tauziehen. Als Trainer des Militär-Teams von Nakuru betreute
der Armeeangehörige mehrere Male den kenianischen Meister. Unvergessen
sind seine fröhlichen Umzüge auf den breiten Schultern seiner
vierschrötigen Modellathleten. Das war eine andere Welt als die
Leichtathletik, und er passte sich ihr schnell an. Der spindeldürre junge
Bursche verwandelte sich in einen kugelrunden selbstzufriedenen Mann.
Temu, Kipchoge Keino über 1500 m und Amos Biwott über 3000 m
Hindernis schienen ihre Olympiasiege im 2240 m hoch gelegenen Mexico City einem
Zufall zu verdanken. Als "Höhenmenschen" tituliert und gewiss
auch unterschätzt, kam ihnen die dünne Luft der olympischen
Stätte zweifellos entgegen. Aber wenig später stellte sich schon
heraus, dass sie nur knapp fünf Jahre nach ihrer Unabhängigkeit von
der britischen Kolonialmacht nicht zufällig die Weltspitze des Laufs
erobert hatten. Als die Urväter begründeten sie eine
Erfolgsgeschichte, wie der internationale Sport sie bis dahin nicht kannte.
Heute besetzen ihre Nachfolger aus einem Talente-Teich von nur rund drei
Millionen Menschen auf den Strecken zwischen 800 m und Marathon rund die
Hälfte der Weltranglisten der besten Zwanzig. Die Leistungsexplosion ist
dermaßen gewaltig, dass Temus Siegerzeit von 1968, 29:27,4 Minuten, ihm
nicht einmal mehr einen Platz im Finale der zwanzig Besten bei den kenianischen
Titelkämpfen einbringen würde.