Artikel des Running News Network - runnn.com
Auch wenn die Wetterprognosen nichts Erwärmendes versprechen, für die Marathonszene steht nach dem Berlin-Marathon erneut ein heißes Wochenende bevor. Beim München-Marathon stehen knapp 8000 Teilnehmer plus 1700 10-km-Läufer an der Startlinie, darunter 1029 bei den integrierten Deutschen Meisterschaften. In Köln werden es gar 13.500 Marathonläufer plus 6000 Halbmarathonläufer sein.
Die bayerische Metropole erwartet am zweiten Oktoberfest-Wochenende allerdings nicht nur die Marathonläufer, sondern auch rund 1700 Zehn-Kilometer-Läufer, so dass Marathonchef Gernot Weigl einmal mehr über 10 000 Starter im Olympiapark begrüßen kann. Eine Chance für die zweite Reihe dürften dabei allerdings die integrierte deutschen Titelkämpfe sein, denn die Eich, Beckmann und Steidl bzw. Maisch, Zaituc, Dreher, Kraus und Co. drehen der bayerischen Landeshauptstadt aus den unterschiedlichsten Gründen den Rücken zu. Man kann es aber auch auf den Nenner bringen: Eine deutsche Meisterschaft ist nicht (mehr) attraktiv, vor allem dann nicht, wenn heute Spitzenleistungen nur unter halbwegs professionellen Bedingungen machbar sind – und mit dem entsprechenden Preisgeld verbunden sind. Schließlich lockt die Konkurrenz in Berlin, Köln oder Frankfurt mit stattlichen Verdienstmöglichkeiten.
So bewerben sich in München bei den Frauen die dem Berglauf inzwischen zugeneigte Carmen Siewert (Greifswald) oder die Mastersläuferin Ulrike Hoeltz (Karlsruhe) um den Titel, während mit Nicole Leder (Darmstadt) eine unter normalen Umständen weitere Mitfavoritin erst fünf Minuten später das Rennen aufnehmen wird. Die für den ASC Darmstadt startende Triathletin kämpft im spannenden Zweikampf um die mit 10.000 Euro fürstlich dotierte „München Hero-Krone“ gegen die Südtirolerin Edith Niederfriniger, der EM-Langdistanzdritten, die im Juli mit zehn Sekunden Vorsprung vor Nicole Leder beim München-Triathlon gewonnen hatte und nun diesen geringen Rückstand aufholen muss. Dieses Honorar darf die schnellste Ausdauersportlerin einstreichen, die in der Addition Triathlon und Marathon unter der 5:00:00 Stunden-Marke bleibt. Neben dem Einbezug der Deutschen Meisterschaften präsentiert sich auch die Marathonmesse im neuen Umfeld: Das Olympia-Radstadion rückt anstelle der bisherigen Heimstatt, der Werner-von-Linde-Halle, für geschätzte 35.000 Besucher ins Blickfeld.
Wer wird bei den Männern Deutscher Meister? Titelverteidiger Dirk Nürnberger fehlt neben den bereits genannten besten Deutschen, zudem bevorzugt der Leverkusener Mario Kröckert in Essen die Baldeneysee-Strecke in der Folgewoche. So könnte einer aus dem Kreis Tobias van Ghemen (Darmstadt), Christian Dirscherl (Donau-Ilm), Jürgen Austin-Kerl (Kassel), Matthias Körner (Leipzig), Torsten Matthes (Halle), Philipp Büttner (Friedberg-Fauerbach) oder Sascha Diehr (Wolfsburg) zum Meistertitel kommen.
Köln: Neuer Teilnehmerrekord dank Halbmarathon
Unter dem Titel „Ganz Köln läuft“ ist es scheinbar gelungen, eine noch größere Zielgruppe zu erreichen. Mit 25.478 Anmeldungen konnte bereits vor dem Marathon-Wochenende die Höchstbeteiligung (25.135) aus dem Jahr 2003 gesteigert werden. Weitere Zuwächse durch Last-Minute-Entscheidungen sind nicht ausgeschlossen. Bewegung in die Teilnehmerzahlen ist dabei auffällig durch den erstmals ausgetragenen Halbmarathon-Wettbewerb gekommen, für den sich 5.811 Starter eingetragen haben. Als attraktives Zugpferd gilt hier die seit Jahresbeginn für den Veranstalter Kölner Verein für Marathon e.V. startende Cross-Vize-Europameisterin Sabrina Mockenhaupt, die mit ihrem keck-kessen Auftreten und einer trotz allmählich ausklingenden Saison in starker Verfassung für eine Belebung am Rhein sorgen dürfte. Für die Marathondistanz haben sich 13.505 Läufer entschieden, die sich nicht nur über die Streckenkorrektur am Kölner Dom freuen dürfen, sondern, sofern diese auch Klassik-Fans sind, auch über das Auftreten des Dom-Organisten Prof. Dr. Winfried Bönig als zusätzlicher Motivator. Die frühere EM-Marathon-Zweite und vielfache Deutsche Meisterin Luminita Zaituc hat sich dabei für einen Start in Köln entschieden wie auch die Sensations-Europameisterin von Göteborg, Ulrike Maisch. „Mal sehen, was da überhaupt noch geht“, gestand die Rostockerin am Rande des Berlin-Marathon, als sie in der ARD-Live-Übertragung am Mikrophon Rede und Antwort stand, und zielte dabei vornehmlich auf die äußerst kurze Regenerationsphase nach ihrem Husarenstück von Göteborg ab.
Das umfassende Jubiläums-Programm, schließlich feiern die Kölner den zehnten Geburtstag, schließt eine Generationenwertung ebenso ein wie Walking-Angebote oder skurile Wettbewerbe jenseits der Marathondistanz, so einen 105 km- und 63 km-Lauf wie auch den Duo-Marathon mit Inline- und Laufmarathon. Wilfried Raatz/RUNNN.com