Wer erinnert sich nicht an die Nordische Ski WM in Oslo, an 20.000 im Schnee campende Norweger und an Jochen Behle, der seine Sportler leidenschaftlich wie immer anfeuerte? Einer dieser Sportler sucht schon die nächste Herausforderung und das auf Rollen. Tim Tscharnke (21), Silbermedaillengewinner der Olympischen Winterspiele in Vancouver 2010 im Teamsprint, wird beim 31. Vattenfall BERLINER HALBMARATHON an den Start gehen. Wir haben mit dem Thüringer Langlauf-As und Zollwachtmeister im Vorfeld gesprochen.
Was motiviert Dich, nach einer kräftezehrenden Saison statt in den Urlaub zu fahren an einem Inline-Rennen teilzunehmen?
Tim Tscharnke: Ich skate einfach gerne auf Rollen! Gerade nach einer langen Wintersaison bietet sich die Gelegenheit, in der Ruhephase mal etwas anderes zu machen und aus dem gewohnten Trainingsalltag auszubrechen. So früh wie in diesem Jahr habe ich aber noch nie an einem Inline-Wettkampf teilgenommen. Die Idee kam spontan aufgrund einer Anfrage eines guten Freundes zustande und ich habe sofort zugesagt.
Was gefällt Dir am Inline-Sport, hast Du schon an Wettbewerben teilgenommen?
Schon als 13jähriger bin ich das erste mal bei einem Inline-Rennen gestartet. Freunde hatten mich dazu verleitet. Das war sogar eine Veranstaltung des XSpeed-Teams... das allererste XRace 2003! Seitdem bin ich immer mal wieder bei Inline-Rennen in ganz Deutschland gestartet. Inline-Rennen sind geprägt durch Taktik. Neben der reinen Physis entscheiden auch Teamgeist und geschicktes Verhalten während des Rennens. Das Ganze ist sehr gut vergleichbar mit Massenstartrennen im Skilanglauf. Außerdem ist Inlineskaten sehr rasant. Und man friert meistens vor dem Start nicht... ein großer Unterschied zum Wintersport!
Welches sind die Unterschiede zum Langlauf, wo liegen die Gemeinsamkeiten?
Wie bereits erwähnt, gibt es Parallelen zu den Massenstartrennen im Skilanglauf. Skilanglauf ist aber technisch wesentlich komplexer, da hier neben der guten Beinarbeit auch noch die Bewegungsabläufe des Oberkörpers koordiniert werden müssen. Was dazu führt, dass Skilanglauf physisch deutlich anspruchsvoller ist als Inlineskating. Jeder Skater, der sich schon mal auf Ski probiert hat, wird das bestätigen können.
Gibt es für Langläufer ein Sommertraining auf Inlinern?
Definitiv ja. Wir trainieren aber weniger mit echten Speedskates als vielmehr mit herkömmlichen Softboots, da diese den Skischuhen im Winter wesentlich näher kommen. Außerdem arbeiten wir in den meisten Fällen auch mit Stöcken - Nordic Blading sozusagen. Neben dem Inlineskating erfolgt der Grundlagenaufbau viel mit dem Rennrad und vor allem auf Skirollern. Generell gilt: Je später im Jahr desto skispezifischer wird das Training. Deshalb sind Starts bei Inline-Rennen in der zweiten Hälfte des Jahres kaum noch möglich.
Mit u.a. Bart Swings, Yann Guyader und Severin Widmer stehen die ganz großen Namen der Inline-Welt am Start. Hinten locker mitlaufen oder vorne gucken was geht, was ist Dein Ziel?
Ich komme gerade aus einer äußerst anspruchsvollen Wintersaison, die aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht ganz so gut verlief wie erhofft. Gerade die Nordischen Weltmeisterschaften und zuletzt ein 50-km-Lauf in Russland sowie die internationalen Zoll-Skimeisterschaften haben viel Kraft gekostet. Außerdem fehlt mir natürlich die Team-Unterstützung, so dass ich vor dem Rennen keine allzu großen Ambitionen habe. Ich bin nicht so vermessen, dass ich hier wirklich die Spezialisten herausfordere. Bei einem Einzelzeitfahren sähe das sicherlich anders aus. Aber im Ernst: Ich werde am Wettkampftag zum ersten Mal seit August 2010 auf Skates stehen. Gesund durchkommen und Spaß haben, das ist meine Devise.