Die Premiere des Stückes MARATHON von Joachim Meyerhoff war am 13. April 2006.
Der TAGESSPIEGEL schreibt“ …das Maxim Gorki ist in ein Trainingscamp verwandelt. Als Meyerhoff dafür zu recherchieren begann, fing er selbst zu laufen an. Der zwischen Wien und Berlin pendelnde Schauspieler und Regisseur hat bei seiner ersten Teilnahme am BERLIN-MARATHON eine respektable Zeit erlaufen. Auf der Bühne strebt er nun Bestzeit an …
Die BERLINER MORGENPOST schreibt unter der Überschrift „Ja, wo laufen sie denn: „Marathon“ fast in Echtzeit“: … in das sportive Projekt floß reichlich Selbsterfahrung ein. Der Theatermascher und seine Darsteller haben sich in den Wochen zuvor den Strapazen des Langstreckenlaufs ausgesetzt, um die Faszination, die der Marathon ausübt, nachzuvollziehen. … Zum Glück verfügt das Gorki über großartige Darsteller, die nicht nur ihrer sportlichen Leistung wegen vom Publikum Anfeuerungsrufe ernten. Ihretwegen könnte der Dauerläufer zum Renner werden …
Die Schauspieler des Maxim Gorki sind auch gute Läufer – das haben sie beim 25 Km von Berlin unter Beweis gestellt:
Thomas Müller lief 1:57:44, Felix Rech 1:59:45, Thomas Bischofsberger 2:20:29 und Rainer Kühn 2:31:27! Klassezeiten.
Die letzte Vorstellung von "MARATHON 2:04:55" ist am 17. Juni 2006 um 19.30 Uhr.
Theater und Marathonlauf basieren auf antikem Mythos: „Der Mythos des Läufers von Marathon ist doch der einzige wirklich in eine andere Welt transportierte Mythos, der ganz lebendig ist. 40.000 Läuferinnen und Läufer laufen beim BERLIN-MARATHON einen Mythos.
Das ist einmalig!
Immer mehr Menschen weltweit suchen in den großen Metropolen die Herausforderung des Marathonlaufs. Die vierzig Kilometer der ersten Olympischen Spiele wurden erst 1908 in London auf die berühmten 42,195 Kilometer verlängert, der Distanz zwischen Windsor Castle und dem Stadion, damit die königliche Familie den Lauf bequem vom Balkon verfolgen konnte.
In unheroischen und an Herausforderungen armen Zeiten trägt die Legende vom Tod des ersten Läufers wesentlich zur Faszination bei. Und tatsächlich sterben auch heute noch immer wieder einzelne Teilnehmer, meistens wegen nicht vollständig auskurierter Erkrankungen.
Dreiaktiges Drama
Der Ablauf eines Marathonlaufes ist mit einem dreiaktigen Drama vergleichbar: die Vorbereitungs- und Startphase, in der Menschenmassen in unzähligen Dixi-Klos geräuschvoll versuchen, sich ihrer Ängste zu entledigen, um dann, nachdem sie, je nach Laufbestzeit, in ihren Gruppen lange auf den Start gewartet haben, endlich frohen Mutes, vom Terror der krudesten Musikmischung begleitet, in die ersten Kilometer loslaufen zu können.
In der zweiten Phase, wenn der Stoffwechsel von Kohlenhydrat- auf Fettverbrennung umschaltet, begegnen viele dem berüchtigten »Mann mit dem Hammer«, die Beine werden schwer, die Zeit dehnt sich ins Endlose, bis als Erlösung Endorphine den »runner’s high« auslösen und die Schmerzen von euphorischem Delirium überlagert werden, in dem man in wildeste Traumszenarien reisen kann.
Rückkunft in die Wirklichkeit
Schließlich das Ziel, der Erfolg, die warmen Decken die den Eingetroffenen umgehängt werden, die Massageliegen und die Rückkunft in die Wirklichkeit.
»Marathon: 2 Stunden, 4 Minuten, 55 Sekunden«, ein Abend, der exakt so lange dauern wird wie der derzeit gültige Weltrekord, erzählt in einem Kaleidoskop Geschichten von getriebenen Menschen, die ihr Glück an der Grenze suchen: ein Familienvater, der sich in die Welt des ersten Marathonläufers Pheidippides träumt, in die Schlacht bei Marathon und den Sieg der Athener über die Perser; ein Hobbyläufer, der auszieht, das Fürchten zu lernen; der ehrgeizige Profiläufer, der sich in kenianische Höhen phantasiert; der Apokalyptiker, der den Untergang der Bewegungslosen prophezeit; der Geschäftsmann, der alle Sitzenden hasst und sich nach den Extremerfahrungen der asiatischen Marathonmönche sehnt; eine junge Frau, in der mythische Jägerinnen wie Atalante wiederauferstehen; der Lüsterne, der im Marathon seinen persönlichen Porno gefunden hat; die Geschäftsfrau, die ihrer Angst vorm Fliegen davonläuft; eine junge Frau mit dem Spitznamen Bombe, die nach Extremdiäten wie „Abnehmen durch Angst“ auf der Strecke nach kalorienhaltigen Genüssen sucht.
Am Ende wird einer den Tod finden.
Regie Joachim Meyerhoff - Ausstattung Sabine Volz - Musik Matthias Trippner
Mit Anya Fischer, Bettina Hoppe, Francesca Tappa; Ulrich Anschütz, Thomas Bischofberger, Horst Fischer, Tim Hoffmann, Wolfgang Hosfeld, Rainer Kühn, Thomas Müller, Dietmar Obst, Felix Rech u.a.
Maxim Gorki Theater
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
Tel. (030) 20221-356
Fax (030) 20221-365
www.gorki.de
MARATHON: 2 STUNDEN, 4 MINUTEN, 55 SEKUNDEN -
im Maxim Gorki Theater letzte Vorstellung am 17. Juni 2006