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Mediterranean SuperMarathon Palermo

Puenktlich zum Marathon in Palermo haben sich die Wolken verzogen und das

feuchte kuehle Wetter ist dem milden sizilianischen Herbstklima gewichen.

Vom Zentrum Palermo aus sind es gut zehn Kilometer bis zur

Startnummernausgabe in Mondello. Dort befinden sich dann auch Start und Ziel

des Rennens. Mit dem Bus ist die Strecke in aller Regel in 20 Minuten zu

bewaeltigen. Nur leider fahren heute die Busse wie bei uns die Bahn. Der

Fahrplan ist allenfals ein unverbindlicher Hinweis des Transportunternehmens.

An der Haltestelle gibt es so gleich Gelegenheit zu Gespraechen mit

Einheimischen. "Ein Reitturnier in Mondello," so sagen sie, halte

heute den Verkehr auf "und wegen des Marathons faehrt Sonntag gar kein

Bus".

Mondello ist der Badeort des nahen Palermos. Die Startnummernausgabe in

Mondello befindet sich im "Antico Stabilmento Balneare", einer

wunderbaren Badebruecke, im Jugendstil gebaut, wahrscheinlich die schoenste

Startnummernausgabe fuer ein Rennen weltweit. Die Organisation arbeitet rasch

und problemlos, so dass noch reichlich Zeit fuer eine Pizza fuer das Rennen und

einen Wein fuer den guten Schlaf bleibt.

Am Sonntagmorgen beginnt das Rennen dann um 9 Uhr frueh. Insgesammt gehen

knapp 1.000 Laeuferinnen und Laeufer gemeinsam auf die Strecke. Der groesste

Teil des Starterfeldes wird nur Halbmarathon laufen, einige die klassische

Marathondistanz und der kleinste Teil der Teilnehmer wird an diesem Tag 50

Kilometer weit laufen.

Der erste Kilometer fuehrt ueber Mondellos Promenade, dann biegt die Strecke

in Richtung Palermo ab. Es geht zwei Kilometer weit staendig bergauf. Im

Schatten grosser Birkenfeigen laufen die Sportler durch die gruene

sizilianische Landschaft bis bei Kilometer sieben das Zentrum von Palermo

erreicht wird. Ueber die Via della Libertas geht es immer geradeaus bis zum

Theatro Massimo, Palermos beruehmter Oper, in einem weiten Bogen auf die Via

Roma und auf der gleichen Strecke wieder zurueck bis Mondello.

Ist die Strecke zwischen Mondello und Palermo gaenzlich publikumsfrei, so

interessieren sich auch die Bewohner Palermos nur wenig fuer das Treiben der

Laeufer auf ihren Strassen. Hupende Autos und Diskussionen von motorisierten

Menschen mit den Streckenposten deuten darauf hin, dass der Marathon hier mehr

als Verkehrshindernis denn als interessantes Ereignis wahr genommen wird.

Zurueck in Mondello sind die Halbmarathonlaefer im Ziel, es gibt hier

freundlichen Zuschauerzuspruch und mittlerweile auch waermende Sonne und

Temperaturen deutlich ueber 20 Grad.

Die Marathonlaeuferinnen und -laeufer werden auf eine zweite, landschaftlich

wenig spektakulaere Runde durch Palermos Vororte geschickt. 21 Kilometer ueber

Land- und Stadtstrassen mit reichlich Wendepunkten und einem weit auseinander

gezogenen Laeuferfeld. Schoen haben es dann die 50-Kilometer-Laeufer auf den

letzten acht Kilometern. Diese letzte Runde fuehrt noch einmal am Mittelmeer

entlang und bildet eine schoenen Abschluss des Rennens.

Fuer Marathontouristen ist die Strecke wenig ueberzeugend. Sie ersetzt auf

keinen Fall den ausfuerlichen Stadtrundgang durch die engen Gassen der Altstadt

und vorbei an den vielen Sehenswuerdigkeiten Palermos. Bei diesem Marathon

steht ganz eindeutig der Sport im Vordergrund. Interessant auch, dass

Streckenposten mit eindeutigen Gesten und Worten darauf hinweisen, dass

Kurvenschneiden bei diesem Rennen nicht gern gesehen wird, strenge Sitten.

Schnell gelaufen sind wie immer die anderen. So Giorgio Calcaterra als

erster ueber 50 Kilometer in 2:56:03, schnellste Frau war hier Monica Casiraghi

in 3:31:46. Den Marathon gewannen Alberto Fieramosca in 2:41:36 bei den Herren

und Sandra Lienhart aus der Schweiz in 3:50:14.

Und wer hinterher lief konnte viele Laeufer in den Finisher-T-shirts vom

letzten Jahr sehen und einen Rennen lang spekulieren, ob der Satz auf der

Rueckseite der Hemden "Niente ci fa ..." (Uns macht das nichts aus

...)nur eine schoene Einstellung zu Laufen demonstriert oder auch eine

ironische Nachricht fuer den Ueberholten enthaelt.

Frank Bielefeld

 

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