Berlin etabliert sich als Sportmetropole und holt eine hochkarätige
Sportveranstaltung nach der anderen in die Hauptstadt. Der Sport hat als
größte Personenvereinigung Berlins eine herausragende Bedeutung als
Tourismusmagnet und Wirtschaftsfaktor erhalten. Die Sportgeschichte jedoch wird
als Stiefkind behandelt: Der Historische Turnplatz in der Hasenheide wäre
ohne den Berliner Turnerbund schon längst dem Verfall preisgegeben, im
Sportmuseum Berlin auf dem Olympiagelände lagern einzigartige
Bestände der Berliner Sportgeschichte, die nicht gezeigt werden
können, weil Ausstellungsräume fehlen. Ähnlich ergeht es dem
Grünauer Wassersportmuseum.
Die Stiftung Stadtmuseum Berlin will nach jüngsten Planungen beide
Museen aufgeben - ein Sterben auf Raten ist vorprogrammiert. Niemand kann
ernsthaft daran interessiert sein, die Berliner Sportmuseen sang- und klanglos
abzuwickeln. Oder ist die Sportgeschichte und ihre differenzierte Aufarbeitung,
ist die Bewahrung und Pflege der vielfältigen Sporttraditionen unserer
Stadt wirklich so wenig wert?
Das Sportmuseum Berlin muß an seinem derzeitigen idealen Standort
Deutsches Sportforum erhalten bleiben und schrittweise entwickelt werden,
ebenso das Grünauer Wassersportmuseum. Eine gemeinsame Suche nach
Möglichkeiten zum Erhalt der Museen auf solider finanzieller Basis
muß möglich sein.
Kann ein Trägerwechsel eine Chance bedeuten - Mit welchen Konzepten
kann in die Zukunft geschaut werden ?
Die Fraktion B 90/Grüne der BVV Charlottenburg lädt ein zu einer
Diskussionsveranstaltung über die Zukunft des Sportmuseum Berlin am
Mittwoch, den 28. März 2001 um 19.30 Uhr im Großen Hörsaal,
Haus des Deutschen Sports, Deutsches Sportforum, Hanns?Braun?Straße,
14053 Berlin?Charlottenburg (U2 Olympiastadion).
Wir laden alle Freunde, Förderer und Wegbegleiter unseres Museums
ebenfalls sehr herzlich zu dieser Veranstaltung ein und bitten um rege
Teilnahme. Mit Ihrer Teilnahme, Ihren Fragen an die Podiumsgäste, Ihren
Vorschlägen, Wünschen und Forderungen können Sie mithelfen, die
Perspektive unseres Museums zu sichern.
Martina Behrendt
Museumsleiterin
Statements, Wünsche und Anregungen werden erbeten an:
Sportmuseum Berlin Fax: (030) 3 05 83 40 E-Mail: GeSteFoS@t-online.de
Statement von Prof. Dr. Gertrud Pfister
Als Vorsitzende des Forum für Sportgeschichte - Fördererverein des
Sportmuseum Berlin, erhebe ich Einspruch gegen die das Sportmuseum betreffenden
Ausführungen im "Masterplan".
Ich fordere vielmehr den Beirat, den Stiftungsrat auf, sich dafür
einzusetzen bzw. zu beschließen, daß "beim Sportmuseum
zunächst der status quo gewahrt werden soll" mit dem Ziel, den
derzeitigen Standort im Deutschen Sportforum als endgültigen
Ausstellungsort für das Sportmuseum Berlin zu sichern.
Begründung:
1. Berlin braucht ein Sportmuseum, u.a. wegen der Bedeutung des Sports in
der heutigen Zeit, der Notwendigkeit der kritischen Aufarbeitung der
Sportgeschichte und des Stellenwerts des Sports in der "Sport- und
Olympiastadt Berlin".
2.Das Sportmuseum Berlin ist unter dieser Dachmarke national und
international bekannt, und sein derzeitiger Standort, die "Deutsche
Turnschule" auf dem Gelände "Deutsches Sportforum", ist ein
herausragendes Baudenkmal, das in idealer Weise mit der thematischen
Ausrichtung und der musealen Nutzung übereinstimmt. Die Nähe zum
Olympiastadion ermöglicht die unabdingbar notwendige kritische Bearbeitung
der Stadiongeschichte und führt zudem zu synergetischen Effekten im
Hinblick auf die Zahl der Besucher.
3. In Politik, in den Sportverbänden und in der Presse wird der
Standort "Deutsches Sportforum" als einzig richtiger und denkbarer
Standort bezeichnet. Inzwischen wurden Verhandlungen mit den zuständigen
Senatsverwaltungen geführt. Die Senatssportverwaltung gab zu erkennen,
daß eine dauerhafte Entgeltfreiheit für das Sportmuseum an diesem
Standort möglich ist. Verschiedene Mitarbeiter der Senatsverwaltung
Wissenschaft und Kultur, unter ihnen auch Herr Staatssekretär Dr.
Hans-Martin Hinz, haben sich "vor Ort" von den Vorteilen des
Standortes Deutsches Sportforum überzeugt.
4. Das Forum für Sportgeschichte - Fördererverein für das
Sportmuseum Berlin hat eine Finanzierungskonzeption vorgelegt, so daß in
den jeweils zuständigen Senatsverwaltungen die Arbeit an den
Detailplanungen und Kostenplänen begonnen werden kann. Nach diesem Konzept
(Fassung vom 25.1.2001) erwartet das Sportmuseum Berlin an seinem Standort
"Deutsche Turnschule" mind. 120.000 Besucher jährlich und kann
damit die Ausstellungsbetriebskosten voll abdecken. Die Erstellung von
Sonderausstellungen wird über Auftraggeber und/oder Sponsoren
finanziert.
5. Als sofort wirksame Sparmaßnahme können Museumsgüter, die
auf angemieteten Depotflächen lagern (jährliche Mietkosten: 94.752
DM) in Räumen des Deutsches Sportforums deponiert werden, weil die
Senatssportverwaltung die dauerhafte Entgeltfreiheit für diesen
Gebäudeteil in Aussicht gestellt hat.
6. Der Beirat der Stiftung Stadtmuseum Berlin hat am 9. Oktober 2000
beschlossen, den status quo beim Sportmuseum bis zu einer Klärung der
offenen Fragen zu erhalten. Nachdem nun einige Fragen (Entgeltfreiheit)
geklärt sind und sich Lösungen für den Ausbau des Standorts
"Deutsches Sportforum" abzeichnen, wäre es kontraproduktiv, wenn
die im Masterplan vorgelegte "Lösung" für das Sportmuseum
beschlossen würde.