„Früher war ich bei Sportfesten immer krankgeschrieben. Heute ist das Laufen ein fester Bestandteil in meinem Leben.“ Christin Schaffer ist 24 Jahre alt, eine aufgeweckte junge Frau, der man ihre ehemalige Unsportlichkeit schon längst nicht mehr ansieht. Ganz im Gegenteil. Die Finanzwirtin steckt voller Energie und einfach nur zu laufen ist ihr schon längst nicht mehr genug. „Ich finde es wichtig, dass bei so großen Läufen wie dem BMW BERLIN-MARATHON möglichst viele Sportler mitmachen können und dazu möchte ich meinen Teil beitragen.“ So begründet Christin Schaffer ihre Motivation, in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal als Volunteer beim BMW BERLIN-MARATHON live dabei zu sein. „Wenn es nicht genug freiwillige Helfer geben würde, müssten die Läufer noch höhere Startgebühren zahlen und dann würde der Marathon nur noch die Leute erreichen, die viel Geld haben.“
Die junge Frau schätzt am Laufen besonders die Unabhängigkeit. „Das ist ja gerade das Schöne daran. Laufen kann man auch, ohne viel Geld für eine Ausrüstung ausgeben zu müssen. In die Laufschuhe rein und los geht’s. Es ist egal, welche Tages- oder Nachtzeit es ist. Man ist nicht auf Trainingspartner und feste Uhrzeiten angewiesen.“ Weil Christin weiß, wie beflügelnd dieser Sport sein kann, wird sie in diesem Jahr wieder samstags die Skater hinter der Ziellinie begrüßen und am Sonntag als Getränkehelfer an einem Verpflegungsposten stehen und die Läufer anfeuern. „Ich mache das gerne, und das nicht, weil es ein Shirt umsonst gibt, sondern weil ich an diesen beiden Tagen für meine Arbeit ganz viel zurückbekomme: Nämlich Motivation fürs ganze Jahr, selbst laufen zu gehen.“
Christin Schaffer hat vor eineinhalb Jahren mit dem regelmäßigen Lauftraining begonnen. Als die ursprünglich aus Stralsund stammende Frau vor drei Jahren nach Berlin zog, um hier nach ihrem dualen Studium eine feste Stelle als Zollbeamtin zu beginnen, fand sie keinen geeigneten Verein, in dem sie ihr Boxtraining, das sie zuvor eineinhalb Jahre betrieben hatte, fortsetzen konnte. Die langen Fahrzeiten zum jeweiligen Trainingsort war ein Umstand, an den sie sich nicht gewöhnen konnte. Deshalb versuchte sie es irgendwann mit dem Laufen und verbuchte schnelle Erfolge. Inzwischen läuft sie 10 Kilometer in 52 Minuten. Neue Zielzeit: 49 Minuten.
Um diese Zeit zu erreichen, integriert sie das Laufen in ihren Alltag. „Ich nehme zum Beispiel meine Laufsachen mit zur Arbeit und starte dann nach Feierabend von dort aus direkt meine Laufrunde nach Hause“, erzählt die Zollbeamtin. Da das Lauftraining einen großen Teil ihres Lebens bestimmt, ist sie umso glücklicher über die Tatsache, dass sie sowohl von ihrer Familie als auch ihrer Partnerin unterstützt wird. „Meine Freundin schenkt mir nicht nur Lauffilme oder -bücher zum Geburtstag, sie begleitet mich beim Training auch mit dem Rad. Das spornt an und macht mich glücklich.“ Zu offiziellen Läufen kommt gelegentlich auch Christins kleine Schwester aus Stralsund angereist und steht am Rand der Laufstrecke, um anzufeuern. „Das gibt viel Kraft, wenn ein Lauf mal nicht so gut läuft.“
Da Christin weiß, wie wichtig die Menschen am Rande eines großen Laufes sind, ist ihre Lieblingsposition als Volunteer die hinter der Ziellinie bei der Medaillenausgabe. „Diese ungläubigen Gesichter mancher Sportler, die laut fragen, ob sie die Strecke tatsächlich geschafft haben, das muss man mal live erlebt haben, um die Emotionen, die solche Läufern zeigen, nachvollziehen zu können.“