Großvereine und Leistungssport, passt das zusammen? Diese Frage
unterzog der Freiburger Kreis (FK) einer kritischen Analyse. SSF Bonn,
Gastgeber des Frühjahrsseminars der Arbeitsgemeinschaft größerer
deutscher Sportvereine, war Initiator der Diskussion.
Am Ende stand für gut 40 der 171 Großvereine die Leitlinie: Leistung im Sport ja, aber kaum mehr Hochleistungssport.
Der FK-Vorstand erhielt den Auftrag, das Reizthema auf die
Tagesordnung eines der nächsten Seminare zu setzen. Dabei geht es um
eine Grundhaltung, was Leistungssport für die Großvereine bedeutet. Die
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Großsportvereine, Silvia
Glander (Ratingen), erkannte: "Wir haben dieses Thema im FK so noch
nicht diskutiert." Zu diesem Schwerpunkt passt zugleich der Auftrag des
DSB- Generalsekretärs Dr. Andreas Eichler, in die Fusionsdebatte
zwischen DSB und NOK mit einem Thesenpapier die Position der
Großvereine einfließen zulassen. Auch hier sieht der Freiburger Kreis
Handlungsbedarf.
Die Großvereine des Freiburger Kreises und der Spitzensport
Großvereine und Leistungssport - ein Beispiel ist SSF Bonn selbst: In
den siebziger Jahren (6500 Mitglieder) zählten die Schwimm- und
Sportfreunde 20 Olympiateilnehmer im Schwimmen, darunter der heutige
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, und huldigten dem Spitzensport.
Plötzlich gingen die Mitglieder in Scharen von der Fahne, weil sie
nicht länger ihre Beiträge für den Spitzensport opfern wollten. 3.700
waren es noch 1992, als der Vorstand das Ruder herumriss: Breiten- und
Gesundheitsport, Kursangebote. Heute bilanziert Bonn wieder fast 8.000
Mitglieder.
Vorsitzender Michael Scharf, früher selbst Topathlet im Modernen
Fünfkampf, heute Leiter des Olympiastützpunktes Köln/Bonn/Leverkusen,
hat ein gedeihliches Miteinanders mit entwickelt: Förderung des eigenen
Nachwuchses, Pflege eigener Talente im Schwimmen, Volleyball oder
Modernen Fünfkampf. Abkehr vom kostspieligen Leitbild. Für diesen Kurs
findet sich die Solidarität der Breite. Scharf: "Wir fördern Breiten-
und Leistungssport, den Leistungssport nicht um jeden Preis." Heißt für
Bonn: "Wir kaufen keine Spitzensportler ein. Wir schaffen auch gute
Umfeldbedingungen" (Teilzeitinternat, Trainer, Einbindung von
Vorbildern). "Wir fördern den Wechsel", beispielsweise in der
Kooperation mit den Leichtathleten von Bayer Leverkusen, die Talente
übernehmen. "Wir sind bereit, Athleten an andere Vereine abzugeben."
"Spitzensport entwickelt auf den Breitensport unheimliche Anziehungskraft"
Michael Scharf beziffert Kosten zur "Produktion" einer
Olympiamedaille auf einen hohen sechsstelligen Euro-Betrag. "Da gibt es
wenig Möglichkeiten zur Refinanzierung." Noch fließe das Geld üppig
("Der Spitzensport hängt am Tropf des Innenministeriums").
Nach Peking 2008 erwartet der Olympiastützpunkt-Leiter einen harten
Struktur- und Verteilungskampf. "Diese jetzige Diskussion um Topteams
ist mehr eine Armutsdiskussion. Die Konzentration der Verbände kann nur
dahin gehen, wo professionelle Strukturen sind." Auch das mit
unverantwortlichem Geldaufwand in vielen Vereinen künstlich am Leben
erhaltene Legionärstum ist für Scharf Indiz für den Verfall der
Spitzensportstrukturen.
Scharf: "Wenn es um die Zukunft des Leistungssports geht, sollte sich
der Freiburger Kreis nicht in die Ecke Breitensport stellen lassen."
Silvia Glander betonte: "Die Vereine sind ziemlich alleine gelassen.
Ich denke, da ist von den Verbänden eine Lücke. Die Basis, die den
Grundstein legt, wird meistens vergessen." Ein Belohnungssystem für
Klubs, die Talente reifen lassen, könnte Anerkennung und Legitimation
bedeuten. "Die Leute, die die Arbeit machen, die sind frustriert."
Kritische Stimmen im Freiburger Kreis betonten: "Unsere Zukunft liegt
nicht in Goldmedaillen und Ähnlichem. Ob wir sie in Zukunft überhaupt
brauchen? Das kostet sehr viel Geld, das dem Sport verloren geht."
Oder: "Für die Vereine bietet sich kein Anreiz, sich im Leistungssport
zu engagieren."
Nachwuchsarbeit und -Förderung ist Kernaufgabe moderner Vereinsarbeit
Konsens herrscht: Nachwuchsarbeit und -Förderung ist Kernaufgabe
moderner Vereinsarbeit, denn "Spitzensport entwickelt auf den
Breitensport unheimliche Anziehungskraft". Eine Stimme unterstrich den
olympischen Wert Leistung sowie die pädagogische Verantwortung und
Verpflichtung: "Leistung zu fördern, ist nötig. Die Verbände können
keine Basisarbeit tun. Wir sind die Zivilgesellschaft."
Michael Scharf : "Wir werden im Leistungssport weiter runter gehen. Ich
beobachte eine Ausdünnung der Vereinslandschaft und Konzentration auf
einige Sportarten." Synergien zwischen Vereinen und Verbänden? "Dafür
sind die Verbände noch nicht bereit." Eine Reihe von Großvereinen
investiert in die Nachwuchsarbeit so gut und soweit es wirtschaftlich
gegenüber den Mitgliedern vertretbar ist. Silvia Glander: "Es gibt eine
Grenze, wo die Leistungsfähigkeit eines Vereins endet." Damit erlischt
die Solidarität des Umfeldes.
Großvereine und Leistungssport, passt das zusammen? Diese Frage
unterzog der Freiburger Kreis (FK) einer kritischen Analyse. SSF Bonn,
Gastgeber des Frühjahrsseminars der Arbeitsgemeinschaft größerer
deutscher Sportvereine, war Initiator der Diskussion.
Am Ende stand für gut 40 der 171 Großvereine die Leitlinie: Leistung im Sport ja, aber kaum mehr Hochleistungssport.
Der FK-Vorstand erhielt den Auftrag, das Reizthema auf die
Tagesordnung eines der nächsten Seminare zu setzen. Dabei geht es um
eine Grundhaltung, was Leistungssport für die Großvereine bedeutet. Die
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Großsportvereine, Silvia
Glander (Ratingen), erkannte: "Wir haben dieses Thema im FK so noch
nicht diskutiert." Zu diesem Schwerpunkt passt zugleich der Auftrag des
DSB- Generalsekretärs Dr. Andreas Eichler, in die Fusionsdebatte
zwischen DSB und NOK mit einem Thesenpapier die Position der
Großvereine einfließen zulassen. Auch hier sieht der Freiburger Kreis
Handlungsbedarf.
Die Großvereine des Freiburger Kreises und der Spitzensport
Großvereine und Leistungssport - ein Beispiel ist SSF Bonn selbst: In
den siebziger Jahren (6500 Mitglieder) zählten die Schwimm- und
Sportfreunde 20 Olympiateilnehmer im Schwimmen, darunter der heutige
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, und huldigten dem Spitzensport.
Plötzlich gingen die Mitglieder in Scharen von der Fahne, weil sie
nicht länger ihre Beiträge für den Spitzensport opfern wollten. 3.700
waren es noch 1992, als der Vorstand das Ruder herumriss: Breiten- und
Gesundheitsport, Kursangebote. Heute bilanziert Bonn wieder fast 8.000
Mitglieder.
Vorsitzender Michael Scharf, früher selbst Topathlet im Modernen
Fünfkampf, heute Leiter des Olympiastützpunktes Köln/Bonn/Leverkusen,
hat ein gedeihliches Miteinanders mit entwickelt: Förderung des eigenen
Nachwuchses, Pflege eigener Talente im Schwimmen, Volleyball oder
Modernen Fünfkampf. Abkehr vom kostspieligen Leitbild. Für diesen Kurs
findet sich die Solidarität der Breite. Scharf: "Wir fördern Breiten-
und Leistungssport, den Leistungssport nicht um jeden Preis." Heißt für
Bonn: "Wir kaufen keine Spitzensportler ein. Wir schaffen auch gute
Umfeldbedingungen" (Teilzeitinternat, Trainer, Einbindung von
Vorbildern). "Wir fördern den Wechsel", beispielsweise in der
Kooperation mit den Leichtathleten von Bayer Leverkusen, die Talente
übernehmen. "Wir sind bereit, Athleten an andere Vereine abzugeben."
"Spitzensport entwickelt auf den Breitensport unheimliche Anziehungskraft"
Michael Scharf beziffert Kosten zur "Produktion" einer
Olympiamedaille auf einen hohen sechsstelligen Euro-Betrag. "Da gibt es
wenig Möglichkeiten zur Refinanzierung." Noch fließe das Geld üppig
("Der Spitzensport hängt am Tropf des Innenministeriums").
Nach Peking 2008 erwartet der Olympiastützpunkt-Leiter einen harten
Struktur- und Verteilungskampf. "Diese jetzige Diskussion um Topteams
ist mehr eine Armutsdiskussion. Die Konzentration der Verbände kann nur
dahin gehen, wo professionelle Strukturen sind." Auch das mit
unverantwortlichem Geldaufwand in vielen Vereinen künstlich am Leben
erhaltene Legionärstum ist für Scharf Indiz für den Verfall der
Spitzensportstrukturen.
Scharf: "Wenn es um die Zukunft des Leistungssports geht, sollte sich
der Freiburger Kreis nicht in die Ecke Breitensport stellen lassen."
Silvia Glander betonte: "Die Vereine sind ziemlich alleine gelassen.
Ich denke, da ist von den Verbänden eine Lücke. Die Basis, die den
Grundstein legt, wird meistens vergessen." Ein Belohnungssystem für
Klubs, die Talente reifen lassen, könnte Anerkennung und Legitimation
bedeuten. "Die Leute, die die Arbeit machen, die sind frustriert."
Kritische Stimmen im Freiburger Kreis betonten: "Unsere Zukunft liegt
nicht in Goldmedaillen und Ähnlichem. Ob wir sie in Zukunft überhaupt
brauchen? Das kostet sehr viel Geld, das dem Sport verloren geht."
Oder: "Für die Vereine bietet sich kein Anreiz, sich im Leistungssport
zu engagieren."
Konsens herrscht: Nachwuchsarbeit und -Förderung ist Kernaufgabe
moderner Vereinsarbeit, denn "Spitzensport entwickelt auf den
Breitensport unheimliche Anziehungskraft". Eine Stimme unterstrich den
olympischen Wert Leistung sowie die pädagogische Verantwortung und
Verpflichtung: "Leistung zu fördern, ist nötig. Die Verbände können
keine Basisarbeit tun. Wir sind die Zivilgesellschaft."
Michael Scharf : "Wir werden im Leistungssport weiter runter gehen. Ich
beobachte eine Ausdünnung der Vereinslandschaft und Konzentration auf
einige Sportarten." Synergien zwischen Vereinen und Verbänden? "Dafür
sind die Verbände noch nicht bereit." Eine Reihe von Großvereinen
investiert in die Nachwuchsarbeit so gut und soweit es wirtschaftlich
gegenüber den Mitgliedern vertretbar ist. Silvia Glander: "Es gibt eine
Grenze, wo die Leistungsfähigkeit eines Vereins endet." Damit erlischt
die Solidarität des Umfeldes.
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