Wie schnell läuft Naoko Takahashi am Sonntag? Bei der Pressekonferenz
wurden die japanische Olympiasiegerin und ihr Trainer Yoshiu Koide mehrfach auf
das Thema Tempo angesprochen. Doch eine klare Antwort wird es erst am Sonntag
geben. Vor einem Jahr war die 30-Jährige in Berlin als erste Frau unter
2:20 Stunden gelaufen, doch inzwischen wurde ihr Weltrekord von 2:19:46 Stunden
bereits von zwei Läuferinnen unterboten.
„Ich weiß nicht wie ich laufen kann, das weiß ich erst
wenn ich am Sonntag laufe“, sagte Naoko Takahashi und erklärte:
„Meine Vorbereitungszeit auf den real,- BERLIN-MARATHON war kürzer
als vor einem Jahr. Und da ich krankheits- und verletzungsbedingt seit einem
Jahr kein Rennen mehr gelaufen bin, werde ich dieses Mal einfach nur sehen, wie
ich laufen kann. Deswegen renne ich auch ohne Tempomacher.“ Und Yoshiu
Koide sagt zum Thema Ergebniserwartung: „Sie will natürlich
gewinnen. Und ich habe auch eine zeitliche Vorstellung, aber ich will keinen
Druck auf sie ausüben. Und deswegen spreche ich vorher nicht über
meine Erwartungen.“ Was sie laufen kann, muss man also abwarten. Aber
immerhin sagte Naoko Takahashi: „Ich fühle mich sehr gut – die
Kondition ist so wie ich es mir gedacht hatte.“
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Zum zweiten Mal profitiert der real,- BERLIN-MARATHON von einem
Takahashi-Effekt. Japans Sportstar zieht nicht nur ein unglaubliches
Medieninteresse an, sondern sorgt zudem auch für große
wirtschaftliche Effekte. Eigentlich, möchte man meinen, könnte sich
der real,- BERLIN-MARATHON im Konkurrenzkampf gegen die finanzkräftigeren
Läufe aus Chicago oder London die Olympiasiegerin Naoko Takahashi nicht
leisten. Doch Japans Marathonbegeisterung macht es möglich.
So konnten die Berliner Veranstalter des SCC die Fernsehrechte an den
japanischen Sender Fuji TV verkaufen. Von diesem Geld wurde, wie schon vor
einem Jahr, die Läuferin verpflichtet, die 2001 in Berlin als erste Frau
den Marathon unter 2:20 Stunden gelaufen war. Auch für Fuji TV ist es eine
lohnende Investition, denn die Einschaltquoten sind unglaublich. Als Naoko
Takahashi 2001 ins Ziel lief, schaute ihr fast jeder zweite Japaner zu. Die
Einschaltquote betrug 53,5 Prozent. Ähnlich dürfte es auch am Sonntag
sein. Insgesamt über 100 japanische Journalisten werden vom real,-
BERLIN-MARATHON berichten. Auch der SFB, der die Live-Sendung produziert und in
der ARD sowie in B1 überträgt, profitiert vom japanischen
Marathon-Wahn. Dank der Japaner kommt eine neue Technik zum Einsatz, die es
auch bei schlechtem Wetter erlaubt, Bilder von der Strecke zu senden. Das geht
normalerweise nur über Hubschrauber. Ist aber das Wetter sehr schlecht,
gab es bislang keine Bilder von der Strecke, so wie jüngst beim
Männermarathon der EM in München.
Drei weitere Sponsoren hat der real,- BERLIN-MARATHON bekommen, weil Naoko
Takahashi startet. Während Titelsponsor Real auf der Startnummer den
oberen Bereich einnimmt, ist der untere mit japanischen Schriftzeichen des
Unternehmens Daiwa besetzt. Citizen und Ricoh sind ebenfalls dazugekommen, so
dass der Etat des real,- BERLIN-MARATHON auf rund drei Millionen Euro stieg.
Bis zu 30 Prozent des Etats machen die drei japanischen Sponsoren aus. Und
schließlich hat der real,- BERLIN-MARATHON auch an internationalem
Renommee gewonnen. Denn keinem anderen City-Marathon außerhalb Japans ist
es bisher gelungen, Naoko Takahashi zu verpflichten.