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Neuer Triumph für Evans Rutto

Als Generalprobe für den olympischen Marathon in Athen wurde der

London-Marathon angesichts des hochkarätigen Starterfeldes bezeichnet. Am

Ende jedoch siegte einer, der gar nicht für Olympia nominiert worden ist:

Evans Rutto. Der 26-jährige Kenianer stürmte in der Weltklassezeit

von 2:06:18 Stunden ins Ziel am Buckingham Palast. Es war somit ein

großer Triumph für die Trainingsgruppe von Dieter Hogen und Uta

Pippig. Denn Rutto wird von dem Berliner Coach betreut.

Es ist fast 50 Jahre her, als Roger Bannister einen historischen

Leichtathletik-Weltrekord aufstellte. 1954 lief der Engländer als erster

die Meile unter vier Minuten. Gestern nun gab Bannister das Startsignal

für den 24. London-Marathon. Doch Rekorde fielen dieses Mal nicht in der

britischen Metropole. Aber auch bei den Frauen gab es ein hochkarätiges

Ergebnis: Margaret Okayo (Kenia) siegte in der Jahresweltbestzeit von 2:22:35

Stunden.

Während deutsche Marathonläufer in der Weltspitze schon seit

über zehn Jahren keine Rolle mehr spielen, hat ein deutscher Trainer einen

großen Anteil am Triumph von Evans Rutto in London: Der Berliner Dieter

Hogen, der in den 90er Jahren Uta Pippig zu Triumphen bei den Marathonrennen in

Berlin, New York und Boston führte, ist der Coach von Evans Rutto.

Bereits vor gut zehn Jahren begann Dieter Hogen in Kooperation mit dem

zwischenzeitlich verstorbenen englischen Manager Kim McDonald, eine Gruppe von

kenianischen Marathonläufern zu betreuen. Seine Athleten hatten bald

Erfolg. So gewann zum Beispiel Sammy Lelei den Berlin-Marathon 1995, Lameck

Aguta siegte beim Boston-Marathon 1997, und Ondoro Osoro triumphierte in

Chicago 1998. Seit gut einem Jahr hat Dieter Hogen seine Arbeit mit den

Kenianerin intensiviert. Mehrere Monate im Jahr betreut er eine rund

achtköpfige Gruppe wechselnd in Kenia und in seiner Wahlheimat Boulder

(USA).

Schon im Herbst 2003 zahlte sich die intensive Trainingsbetreuung aus: Evans

Rutto gewann seinen ersten Marathonlauf in Chicago und erzielte mit 2:05:50

Stunden die schnellste je gelaufene Zeit eines Debütanten. Rutto war damit

45 Sekunden schneller als Haile Gebrselassie (Äthiopien) in London 2002.

Nun siegte er auch bei seinem zweiten Marathon in London, der angesichts der

hochkarätigen Besetzung als olympische Generalprobe bezeichnet wurde. Doch

es ist eine Ironie, dass der Sieger von London in Athen nicht am Start sein

wird. Kenias Verbandsfunktionäre haben Evans Rutto nicht nominiert.

Starten wird dagegen für Kenia Sammy Korir, der gestern in 2:06:48 Stunden

Zweiter wurde. Er war auch beim Berlin-Marathon 2003 Zweiter in der nach wie

vor zweitschnellsten Zeit von 2:04:56.

"5" />„Es ist ein tolles Gefühl, der Champion des London-Marathons

zu sein. Ich ging davon aus, dass ich stärker als Sammy Korir sein

würde“, sagte Evans Rutto und erklärte: „Nur der Regen

hat mich gestört.“ Allerdings gab es für Rutto auf dem Weg zum

Sieg eine Schrecksekunde. Denn bei Kilometer 35 rutschte er in einer engen

Kurve auf dem durch den Regen an dieser Stelle glatten Boden aus und knallte

auf das Pflaster. Es war eine Leichtsinnigkeit der Veranstalter, diese Stelle

nicht abzusichern bei diesen Witterungsbedingungen. Rutto riss auch den neben

ihm laufenden Sammy Korir mit, der ebenfalls fiel. Der spätere

Drittplatzierte, Jaouad Gharib (Marokko/2:07:02), fiel ebenfalls an dieser

Stelle. Mit blutigen Knien lief Rutto weiter und ließ bald darauf auch

seinen letzten Widersacher Korir hinter sich. Anstelle des olympischen

Marathons wird sich Rutto nun auf den Chicago-Marathon im Oktober vorbereiten.

Rutto war es, der nach der ersten Hälfte, die die Tempomacher nach 63:10

Minuten passiert hatten, als erster die Initiative ergriff. Sein

Trainingspartner John Yuda forcierte ebenfalls die Pace, hatte aber später

Pech, weil er sich eine Muskelverletzung zuzog. Der Tansanier wurde Neunter in

2:10:13.


Kenias Lauf-Legende Kip Keino (rechts) und David Okeyo, Genralsekretär des

kenianischen Leichtathletik-Verbandes gratulieren den Siegern des

London-Marathons, Evans Rutto und Margaret Okayo (links).

Mit der Nominierung von Margaret Okayo für den olympischen Marathon

liegen Kenias Verbandsfunktionäre auf jeden Fall richtig. Die Kenianerin

hat nach Triumphen in Boston und New York nun zum ersten Mal den

London-Marathon gewonnen. Die britische Marathon-Weltrekordlerin Paula

Radcliffe (2:15:25 Stunden) hatte im Hinblick auf eine langfristige

Olympiavorbereitung auf das gestrige Rennen verzichtet und feuerte statt dessen

an der Strecke ihren Bruder an. Dabei konnte sie mit Margaret Okayo eine

potenzielle starke Konkurrentin im Kampf um das olympische Marathon-Gold

beobachten.

„Ich wollte eine schnellere Zeit laufen, aber es war bei diesem Wetter

nicht möglich“, erklärte Margaret Okayo, die vom Start weg ihr

eigenes Tempo lief. Dabei führte sie zunächst, und ihre

Zwischenzeiten liefen auf ein Ergebnis von unter 2:20 hinaus. Doch dann wurde

die Kenianerin langsamer und lag zeitweise sogar hinter der späteren

drittplatzierten Constantina Tomescu-Dita (Rumänien/2:26:52) zurück.

Am Ende aber war es Okayo, die souverän gewann.

Der London-Marathon war wie in den vergangenen Jahren nicht nur das

hochklassigste sondern auch das größte Rennen über die 42,195

km im Frühjahr. Über das Jahr hinweg war zuletzt nur der

New-York-Marathon noch etwas größer. Rund 45.000 Startnummern wurden

für die 24. Auflage des Klassikers vergeben. Bereits vor gut einem halben

Jahr wurden die Nummern verlost. Dieses Lotteriespiel ist in London nötig,

denn die Zahl der Interessenten ist in etwa doppelt so groß wie die

Anzahl der Startplätze. Der große Zeitunterschied zwischen der

Verlosung und dem Veranstaltungstermin erklärt auch die große

Diskrepanz zwischen den vergebenen Nummern und den tatsächlichen Startern.

In dem halben Jahr vor dem Rennen blieben rund 12.000 Athleten im Training auf

der Strecke.

Die Ausfallquote während des Laufes ist dagegen sehr gering. Nur wenig

mehr als 200 von fast 33.000 gaben im vergangenen Jahr auf dem Weg von

Greenwich zum Buckingham Palast auf. Über eine Million Zuschauer treiben

die Läufer voran – egal ob sie bei dem Spektakel gut zwei oder

über sieben Stunden unterwegs sind. Noch etwas treibt die Briten an beim

London-Marathon: das so genannte „Charity Running“. Tausende von

Volksläufern lassen sich von Freunden und Bekannten sponsern. Sie bitten

unter der Voraussetzung um Spenden für einen karitativen Zweck, dass sie

beim London-Marathon ins Ziel kommen. Auf diese Weise werden jährlich

mehrere Millionen Euro bei diesem Rennen gesammelt. Besondere Ideen erwecken

stärkere Aufmerksamkeit, wodurch wiederum mehr Spenden zusammenkommen. Elf

Geschwister liefen gestern gemeinsam den London-Marathon. Eine andere Gruppe

von Läufern ging in den Trikots der englischen Fußball-Weltmeister

von 1966 an den Start. Bobby Moore war auch dabei – die Läufer

trugen ein großes Foto des Weltmeisters durch die Straßen von

London.

Ergebnisse, London-Marathon:

Männer: 1. Evans Rutto (Kenia) 2:06:18, 2. Sammy Korir (Kenia) 2:06:48,

3. Jaouad Gharib (Marokko) 2:07:02, 4. Stefano Baldini (Italien) 2:08:37, 5.

Tesfaye Tola (Äthiopien) 2:09:07, 6. Benoit Zwierzchiewski (Frankreich)

2:09:35, 7. Abdelkader El Mouaziz (Marokko) 2:09:42, 8. Lee Troop (Australien)

2:09:58, 9. John Yuda (Tansania) 2:10:13, 10. Joseph Kadon (Kenia) 2:11:30.

Frauen: 1. Margaret Okayo (Kenia) 2:22:35, 2. Ludmila Petrowa (Russland)

2:26:02, 3. Constantina Tomescu-Dita (Rumänien) 2:26:52, 4. Albina Iwanowa

(Russland) 2:27:25, 5. Joyce Chepchumba (Kenia) 2:28:01, 6. Swetlana Sacharowa

(Russland) 2:28:10, 7. Sun Yingjie (China) 2:28:32, 8. Alina Iwanowa (Russland)

2:28:48, 9. Swetlana Demidenko (Russland) 2:33:06, 10. Tracey Morris

(Großbritannien) 2:33:52.

 

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