Schon beinah traditionell wird die Doppelstarterwertung von Inline-Skatern dominiert. Augenscheinlich fällt es Inline-Skatern leichter einen starken Marathon zu laufen als umgekehrt. 191 Sportler nahmen in diesem Jahr an beiden Wettbewerben teil. Die Sieger heißen Ulla Hingst (1:24:12/4:08:43 Stunden) aus Schwerin und Nico Wieduwilt (1:17:01/3:06:26 Stunden) aus Gera. Für Ulla war der Regen vor allem beim Skaten hinderlicher: „Mit den schmalen Rollen auf dem nassen Asphalt kam man deutlich stärker ins Rutschen als beim Laufen“. Für Nico gab es einen großen Unterschied: „Skaten heißt Taktik, Körperkontakt und Tempowechsel. Beim Laufen hingegen musste ich gleich von Anfang an meinen eigenen Rhythmus finden und diesen durchziehen. Am Ende habe ich nur noch den Kilometerschildern entgegengefiebert“. Im Interview berichten beide von ihren Erlebnissen.
Nico, was hat Dich motiviert einen Doppelstart in Berlin zu wagen?
Nico: Seit einigen Jahren schon wollte ich die Herausforderung des Marathons zu Fuß meistern, aber durch das intensive Skate-Training und den engen Wettkampfplan hat es nie wirklich gepasst, sich auf einen solchen vorzubereiten. Dieses Jahr habe ich dann Speedskating als Leistungssport beruflich bedingt hinten angestellt und bin mehr gelaufen. Das Training lief ganz gut und machte Spaß und so war es nach zehn Starts ausschließlich auf Skates beim Berlin-Marathon dieses Jahr an der Zeit einen Doppelstart zu wagen. Die Strecke, das Flair und die Organisation haben mich in den letzten Jahren überzeugt und Berlin musste mein erster Laufmarathon werden! Die Doppelwertung bot da natürlich einen großen Anreiz, denn nur wenige wollen sich gleich zweimal hintereinander quälen.
Und Dich Ulla?
Ulla: Ich bin mittlerweile schon viele Marathons geskatet. Wenn ich bei kombinierten Skate-/Laufveranstaltungen die Läufer gesehen habe, habe ich so manches mal gedacht: Irgendwann will ich die Marathondistanz auch einmal ohne acht Rollen bewältigen. Meinem guten Freund und Trainingspartner Alex Schmitz ging es ähnlich. So haben wir uns vor zwei Jahren zum ersten Mal für den Doppelstart angemeldet und sind in diesem Jahr zu Wiederholungstätern geworden. Eine bessere Veranstaltung als den Berlin-Marathon könnte ich mir für ein solches Unterfangen nicht vorstellen. An beiden Tagen ein hochkarätiges Starterfeld, eine einzigartige Kulisse, großartige Zuschauer, am Samstagabend die große Skaterparty, die so etwas wie eine Saisonsabschlussparty ist - Berlin ist für mich die perfekte Kombination aus sportlicher Herausforderung und Spaß.
Wie habt Ihr die beiden anstrengenden Tage erlebt, was waren die schwierigsten Momente?
Ulla: Die beiden Tage waren vor allem eines: schön! Beim Skaten war vorher der schwierigste Teil das Abholen der Startnummer - die Warteschlange war so lang. Hinterher war es eine Herausforderung für unseren Orientierungssinn, uns trotz der Straßenabsperrungen wieder zum Hotel zurück zu kämpfen.
Vor dem Laufen waren wir nicht sicher, ob unser recht eingeschränktes Lauftraining ausreichen würde. Wir hatten bis weit in den September hinein fast jedes Wochenende Skate-Rennen bestritten und vor allem dafür trainiert. Und die Skaterparty am Samstag hatten wir uns schließlich auch nicht nehmen lassen ;-). Nach dem Marathonlauf am Sonntag hatte dann irgendjemand die Bordsteine auf dem Weg zu unserem Hotel so hoch geschraubt, dass wir sie kaum mehr herunter kamen...
Nico: Beim Skaten musste man ständig hellwach sein um nicht die entscheidende Attacke zu verpassen oder zu stürzen. Das Rennen ist von viel Taktik und teilweise auch Körperkontakt geprägt, sodass man sich keine Fehler erlauben darf. Beim Laufen hingegen musste ich gleich von Anfang an meinen eigenen Rhythmus finden und habe versucht, diesen so lange wie möglich zu halten, was speziell auf den letzten 10 km extrem schwierig war!!! Ich habe nur noch den Kilometerschildern entgegengefiebert…
Wo war der Regen hinderlicher, beim Skaten oder beim Laufen?
Nico: Definitiv beim Skaten, denn hier rutscht man ständig weg und muss zusätzlich zur Fortbewegung noch Stabilisierungsbewegungen vornehmen, was wiederum sofort ins muskuläre Gedächtnis geht. Das merkt man auch noch die nächsten Tage… Wenn dann noch am Folgetag ein Laufmarathon ansteht, hat man plötzlich noch mehr Respekt vor den 42km…
War es für Euch eine einmalige Aktion oder würdet Ihr es wieder machen?
Nico: Frag mich das Bitte in einigen Wochen nochmal, denn momentan überwiegt noch der Schmerz. Wenn man aber an die Atmosphäre während der Läufe zurückdenkt, Tausende von fremden Menschen die einen motivieren wollen und das unglaubliche Gefühl nach dem Zieleinlauf, würde ich prognostizieren, dass mich das Lauffieber noch mal packen wird.
Ulla: Es war bereits mein zweite Doppelstart - und ich denke nicht der letzte...