Brütende Hitze, Dauerregen, eisige Kälte mit Schneeschauern, was haben die Rennsteigläufer nicht alles in den bisher 32 Jahren bei ihrem Lieblingslauf so erlebt. Trotzdem, oder auch deshalb, kommen sie Jahr für Jahr im Mai wieder, um an diesem anspruchsvollen Lauf über die Höhen des Thüringer Waldes teilzunehmen. Vor allem aber wegen der einzigartigen Atmosphäre halten sie dem Rennsteiglauf die Treue. Viele Läufer zitieren immer wieder den Slogan „Das schönste Ziel der Welt ist Schmiedefeld“. Dies hat zwei Gründe: Natürlich ist es die Freude über die eigene sportliche Leistung auf den anspruchsvollen Strecken des Rennsteiglaufes, die einen zum Schwärmen bringt. Es ist aber auch ein unvergleichliches Gefühl, von der Zuschauermenge getragen, in das herrliche Schmiedefelder Waldstadion einzulaufen.
Beim Rennsteiglauf verschmelzen Sport und Volksfest, auch dies begründet die Beliebtheit des Laufes. Zudem ist die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Thüringer an der Strecke sprichwörtlich. Und noch ein Pfund hat dieser Lauf. Er führt durch eine wunderschöne Landschaft, durch herrliche Natur, und ermöglicht den Blick über die Höhen und Täler des Thüringer Waldes.
Aufs Ganze
Nachdem bereits im vergangenen Jahr Läuferinnen und Läufer durch die Aktion „Aufs Ganze“ motiviert wurden, vom Halbmarathon auf den Marathon umzusteigen, wurde diese Aktion in diesem Jahr fortgesetzt. Neben einer längerfristigen Vorbereitung kam die Möglichkeit der Inanspruchnahme einer sportspezifischen Betreuung hinzu. Mehr als 400 Umsteiger sagen sich in diesem Jahr: Keine halben Sachen mehr.
Berlin mit 941 Startern
Noch vor wenigen Jahren wurde der Rennsteiglauf eindeutig von Läufern aus den neuen Bundesländern dominiert. Zwar stellen auch in diesem Jahr die Thüringer (5242) und Sachsen (2185) die stärksten Teilnehmerfelder, aber mit den Nordrhein-Westfalen (1090) rückten Läuferinnen und Läufer aus den alten Ländern auf Rang drei. Der Rennsteiglauf hat also durchaus auch in den alten Bundesländern an Akzeptanz und Beliebtheit gewonnen. Erst auf Rang vier und fünf folgen Sachsen-Anhalt (1050) und Brandenburg (1023). Berlin folgt mit 941 Startern. Bayern ((752), Niedersachsen (523) und Baden-Württemberg (492) sind ebenfalls gut vertreten. Die kleinste „Abordnung“ stellt Bremen mit 25 Athleten.
Rennsteiglauf international
Der Rennsteiglauf gewinnt mehr und mehr auch an internationaler Anziehungskraft. In diesem Jahr werden Sportler aus 22 Ländern an den Start gehen. Die stärksten Teams aus dem Ausland stellen dabei die Schweiz mit 46, Österreich mit 34 und die Niederlande mit 21 Startern. Gemeldet haben aber auch Läufer aus Kanada, Hong Kong, Peru, Japan und den USA. Das teilnehmerstärkste Team aus dem Ausland stellt der Laufverein RUN FIT THURGAU aus der Schweiz.
Alle vier Gründungsläufer dabei
Für die 33. Auflage des GutsMuths-Rennsteiglaufs am 21. Mai haben sich alle vier Läufer, die 1973 am 1. GutsMuths-Rennsteiglauf teilgenommen haben, wieder gemeldet.
Wolf-Dieter Wolfram (Weimar) war damals einer der wichtigsten Organisatoren der ersten Testläufe. Er läuft in diesem Jahr zum 32. Mal mit und wird auf dem Halbmarathon (Startnummer 11524) dabei sein. Dr. Hans-Georg Kremer (Jena) war der Ideengeber und von 1971 – 1975 Gesamtleiter der Rennsteigläufe. Er läuft auf der Marathonstrecke (Startnummer 3919) und ist zum 33. Mal dabei. Jens Wötzel (Goslar) ist seit 1972 dabei und war bis 1975 Meldechef. Er läuft zum 32. Mal mit und wird die Halbmarathonstrecke (Startnummer 12670) bewältigen. Hans-Joachim Römhild (Berlin) ist ebenfalls seit 1972 dabei und ist immer die lange Strecke gelaufen. In diesem Jahr läuft er zum 32. Mal auf der Königsstrecke des Rennsteiglaufs über 74 Kilometer (Startnummer 1433).
GutsMuths-Maske restauriert
Zahlreiche Gedenksteine entlang des Rennsteigs sind Zeugnis der aktiven Traditionspflege des Rennsteiglaufvereins. Die Steine und Stelen erinnern an historische Ereignisse oder Persönlichkeiten, die sich um den Rennsteig verdient gemacht haben. Natürlich sind auch dem Namensgeber des Rennsteiglaufs, GutsMuths, Tafeln und Gedenksteine gewidmet. Einer dieser Steine steht vor der Sporthalle im Startort Neuhaus, die als Festhalle und Ausgabestelle der Startunterlagen des Rennsteiglaufs dient und ebenfalls den Namen GutsMuths trägt.
Nordic Fitness beim Rennsteiglauf
In enger Kooperation mit dem Thüringer Skiverband organisiert die Rennsteiglauf GmbH ein ganzjähriges sportliches Angebot auf dem Rennsteig. Die Organisatoren des größten Crosslaufs Europas zeigten sich neuen sportlichen Trends stets aufgeschlossen, so verwundert es kaum, dass Nordic Walking Einzug auch ins Rennsteiglauf-Programm fand.
Der Rennsteiglauf und der Haferschleim
Haferschleim ist nicht nur ein typischer Bestandteil des Frühstücks in Harry Potters Zauberschule auf Hogwarts, er ist auch ein legendäres Ernährungsmittel beim Rennsteiglauf. Von Haferschleim steht zwar nichts im Rennsteiglied, doch irgendwie ist dieses unkonventionelle Ernährungsmittel typisch für den Höhenlauf. Es sieht zwar nicht unbedingt nach einem Feinschmeckeressen aus, was da in großen Kesseln vor sich hinblubbert, aber viele Läufer schwören auf den energiereichen „Schleim“. Beim Rennsteiglauf dabei gewesen zu sein ohne den Haferschleim probiert zu haben, ist eigentlich nur das halbe Rennsteiglauf-Erlebnis.
Rennsteiglauf-Haferschleim, gelegentlich wie beim schwedischen Wasalauf mit Heidelbeeren versetzt, ist ein Renner. Der leicht verdauliche Haferschleim steht auch bei Ernährungswissenschaftlern hoch im Kurs.
Historie:
Der 1. GutsMuths-Rennsteiglauf fand am 13. Mai 1973 statt. Es liefen damals: Jens Wötzel, Hans-Joachim Römhild, Wolf-Dieter Wolfram, Hans-Georg Kremer. Die Strecke war 100 km lang und führte von der Hohen Sonne bei Eisenach nach Masserberg.
Taschenlampenstart: Der 3. GutsMuths-Rennsteiglauf wurde am 10. Mai 1975 am Heuberghaus nachts 1.00 Uhr gestartet. Die rund 700 Teilnehmer der 50-Meilen-Strecke mit dem Ziel Neuhaus am Rennweg liefen mit Taschenlampe. Eine 2. Strecke, der Frauenlauf, führte über 25 Meilen vom Bahnhof Rennsteig ebenfalls bis nach Neuhaus.
Seit 1976 ist Schmiedefeld Zielort. In jenem Jahr wurde erstmals die Teilnehmerzahl von 1000 überschritten. Die zwei Strecken 1976: 75 km Hohe Sonne - Schmiedefeld, 1084 Aktive im Ziel
38 km Steinheid - Schmiedefeld, 263 Aktive im Ziel.
1995 hatte der Rennsteiglauf erstmals über 10.000 Teilnehmer (einschließlich der Wanderer und der Teilnehmer an den Kinderläufen).
1997: Der Supermarathon wird erstmals auf dem Markt in Eisenach gestartet. Die Streckenlänge des Supermarathons beträgt nach neuesten Messungen 74,3 km.