Robert K. Cheruiyots dramatischer Sieg beim LaSalle Bank
Chicago-Marathon brachte ihm nicht nur 140.000 US-Dollar Preisgeld
sondern auch einen eindrucksvollen Vorsprung bei der Jagd um den
500.000 US-Dollar-Jackpot, den der Gewinner der World Marathon
Majors-Serie 2007 erhalten wird.
Der Chicago-Marathon
war die vierte Station der insgesamt fünf WMM-Rennen. Der nächste und
letzte Lauf dieses Jahres wird der ING New York City-Marathon am 5.
November sein.
Cheruiyots Sieg in 2:07:35 Stunden wurde
im besonderen Maße dramatisch, weil er auf der Ziellinie ausrutschte
und nach hinten fiel, wobei er sich am Kopf verletzte. Er wurde ins
Krankenhaus gebracht und aufgrund einer Platzwunde am Kopf behandelt.
Die Ärzte haben ihn vorsorglich zur Beobachtung über Nacht im
Krankenhaus gelassen. Seine Verletzung sei aber nicht schwerwiegend.
Es
war der zweite World Marathon Majors-Sieg für Cheruiyot in diesem Jahr.
Schon in Boston konnte er im April gewinnen. Seine zwei ersten Plätze
katapultieren ihn an die alleinige Spitze in der World Marathon
Majors-Wertung mit insgesamt 50 Punkten, gefolgt von Felix Limo und
Haile Gebrselassie mit jeweils 25 Punkten. Limo musste als
Titelverteidiger aufgrund von Rückenbeschwerden auf das Rennen in
diesem Jahr verzichten.
Auch das Rennen der Frauen
hatte einen erheblichen Einfluss auf die World Marathon Majors-Wertung.
Mit ihrem Sieg in 2:20:42 Stunden konnte Äthiopiens Berhane Adere von
einem vierten Platz auf den ersten Platz in der Wertung klettern und
führt nun mit fünf Punkten Vorsprung vor Rita Jeptoo (Kenia) sowie
Deena Kastor (USA).
Beide Rennen entwickelten sich auf
den Straßen der „windigen Stadt“ in dramatischer, wenn auch
unterschiedlicher Weise. Bei den Frauen ging die Rumänin Constantina
Tomescu-Dita früh an die Spitze und überlief die Halbmarathonmarke in
1:08:07 Stunden. Damit hatte sie einen zweiminütigen Vorsprung vor
Adere, der Russin Galina Bogomolova, Australiens Benita Johnson und der
Mexikanerin Madia Perez Carrillo. Doch sie musste zwangsläufig dem
aggressiven Tempo Tribut zollen und wurde rund vier Meilen vor dem Ziel
von Bogomolova und Adere überholt. Beide lieferten sich ein
Schulter-an-Schulter-Rennen fast bis zur Ziellinie.
Aderes
bessere Grundschnelligkeit zahlte sich aus. Als die Äthiopierin 800 m
vor dem Ziel lossprintete, gewann sie danach mit 2:20:42 zu 2:20:47.
Interessanterweise hatten Adere und Bogomolova bereits beim Flora
London-Marathon im April den vierten und fünften Platz mit sechs
Sekunden Unterschied belegt. Außerdem stellten die ersten vier
Läuferinnen in Chicago jeweils einen neuen Landesrekord auf. Adere
verbesserte den erst kürzlich beim real,- BERLIN-MARATHON aufgestellten
Landesrekord von Gete Wami (2:21:34). Bogomolova verbesserte mit ihrer
Zeit den Rekord von Ludmila Petrova (London/2:21:29). Auf dem dritten
und vierten Platz stellten Johnson und Perez Carrillo einen neuen
australischen und mexikanischen Rekord mit 2:22:36 und 2:22:59 auf.
Bei
den Männern gab es in Chicago ein erbittertes Ausscheidungsrennen. Die
Führungsgruppe, in der alle Top-Läufer waren, erreichte die Hälfte in
1:03:14 Stunden. Bis zwei Kilometer vor dem Ziel waren nur noch drei
Läufer übrig: Cheruiyot, Daniel Njenga und Jimmy Muindi, alle aus
Kenia. Muindi war der erste der schwächelte als Cheruiyot das Tempo
forcierte. Njenga, der Zweiter, Dritter, Zweiter und Dritter in den
vergangenen vier Jahren in Chicago gewesen war, wollte nun endlich
einmal gewinnen, als er den Angriff von Cheruiyot zu kontern versuchte.
Doch dieser zog noch einmal an, und auch Njenga probierte noch einmal,
mit der Ziellinie vor Augen, dagegenzuhalten. Aber der Boston-Sieger
ließ sich nicht bezwingen. Er trat ein letztes Mal an, und das Drama
war vorbei.
So schien es zumindest. Als er seine Arme
vor Freude in die Luft streckte, rutschte Cheruiyot kurz vor der
Ziellinie aus. Schiedsrichter bestätigten, dass er die Ziellinie
überquert hatte, aber er fiel rückwärts und schlug mit seinem Kopf auf
den Boden.
Auch wenn nun vier der in diesem Jahr fünf
stattfindenden WMM-Rennen vorbei sind, wird das Ergebnis beim ING New
York City-Marathon dennoch einen großen Einfluss auf die Gesamtwertung
haben. Von den 19 Männern die zurzeit in der Gesamtwertung erfasst
sind, haben vier ihre Startzusage für New York gegeben. Darunter sind
Olympiasieger Stefano Baldini (ITA), der Olympia-Zweite Meb Keflezighi
(USA), Hendrick Ramaala (Zweiter in New York 2005) und Alan Culpepper
(USA), der in Boston in diesem Jahr den fünften Platz erlief. Eine gute
Platzierung würde für all diese Läufer einen Sprung nach oben in der
Gesamtwertung bedeuten, auch wenn keiner von ihnen zu Cheruiyot
aufschließen kann.
Vier Frauen von 18 zurzeit in der
WMM-Gesamtwertung erfassten Frauen werden in New York laufen. Zu ihnen
gehören die Boston-Siegerin Rita Jeptoo (Kenia), die Olympia-Dritte und
Flora London-Marathon Siegerin Deena Kastor (USA), die ING New York
City-Marathon-Siegerin 2005 und Zweite von Boston 2006 Jelena
Prokopcuka (Lettland) und die Drittplatzierte beim Flora
London-Marathon 2006 Susan Chepkemei (Kenia). Mit gerade einmal fünf
Punkten Abstand zwischen Adere und Jeptoo/Kastor, ist es so gut wie
sicher, dass sich der Stand nach dem Rennen in New York noch einmal
deutlich verändern wird.
Zurzeit sieht der Punktestand wie folgt aus:
Männer
1. Robert Cheruiyot, KEN, 50 Punkte; 1. Boston, 2:07:14; 1. La Salle Bank Chicago, 2:07:35
2. Felix Limo, KEN, 25 Punkte, 1. Flora London, 2:06:39
2. Haile Gebrselassie, ETH, 25 Punkte; 1. real,- Berlin, 2:05:56
4. Ben Maiyo, KEN, 15 Punkte; 2. Boston, 2:08:21
4. Martin Lel, KEN, 15 Punkte, 2. Flora London, 2:06:41
4. Gudisa Shentema, KEN, 15 Punkte, 2. real,- Berlin, 2:10:43
4. Daniel Njenga, KEN, 15 Punkte, 2. LaSalle Bank Chicago, 2:07:40
8. Meb Keflezighi, USA, 10 Punkte, 3. Boston, 2:09:56
8. Hendrick Ramaala, RSA, 10 Punkte, 3. Flora London, 2:06:55
8. Kurao Umeki, JPN, 10 Punkte, 3. real,- Berlin, 2:13:43
8. Jimmy Muindi, KEN, 10 Punkte, 3. LaSalle Bank Chicago, 2:07:51
12. Brian Sell, USA, 5 Punkte, 4. Boston, 2:10:55
12. Khalid Khannouchi, USA, 5 Punkte, 4. Flora London, 2:07:04
12. Terefe Yae, ETH, 5 Punkte, 4. real,- Berlin, 2:15:05
12. Abdi Adirahman, USA, 5 Punkte, 4. LaSalle Bank Chicago, 2:08:56
16. Alan Culpepper, USA, 1 Punkte, 5. Boston, 2:11:02,
16. Stefano Baldini, ITA, 1 Punkte, 5. Flora London, 2:07:22
16. Ahmed Ezzobayry, FRA, 1 Punkte, 5. real,- Berlin, 2:15:29
16. Robert Cheboror, KEN, 1 Punkte, 5. LaSalle Bank Chicago, 2:09:25
Frauen
1. Berhane Adere, ETH, 30 Punkte, 1. LaSalle Bank Chicago, 2:20:42; 4. Flora London, 2:21:52
2. Rita Jeptoo, KEN, 25 Punkte, 1. Boston, 2:23:38
2.Deena Kastor, USA, 25 Punkte, 1. Flora London, 2:19:36
2. Gete Wami, ETH, 25 Punkte, 1. real,- Berlin, 2:21:34
5. Galina Bogomolova, RUS, 16 Punkte, 2. LaSalle Bank Chicago, 2:20:47; 5. Flora London, 2:21:58
6. Jelena Prokopcuka, LAT, 15 Punkte, 2. Boston, 2:23:48
6. Ludmila Petrova, RUS, 15 Punkte, 2. Flora London, 2:12:29
6. Salina Kosgei, KEN, 15 Punkte, 2. real,- Berlin, 2:23:22
9. Reiko Tosa, JPN, 10 Punkte, 3. Boston, 2:24:11
9. Susan Chepkemei, KEN, 10 Punkte, 3. Flora London, 2:21:46
9. Monica Drybulska, POL, 10 Punkte, 3. real,- Berlin, 2:30:12
9. Benita Johnson, AUS, 10 Punkte, 3. LaSalle Bank Chicago, 2:22:36
13. Bruna Genovese, ITA, 5 Punkte, 4. Boston, 2:25:28
13. Asha Gigi, ETH, 5 Punkte, 4. real,- Berlin, 2:32:32
13. Madai Perez Carrillo, MEX, 5 Punkte, 4. LaSalle Bank Chicago, 2:22:59
16. Kiyoko Shimahara, JPN, 1 Punkt, 5. Boston, 2:26:52
16. Marcia Narlock, BRA, 1 Punkt, 5. real,- Berlin, 2:35:28
16. Constantina Tomescu-Dita, ROM, 1 Punkt, 5. LaSalle Bank Chicago, 2:24:25.
Die World Marathon Majors sind ein innovativer Zusammenschluss zwischen
den fünf weltweit führenden Marathonläufen – dem BAA Boston-Marathon,
dem Flora London-Marathon, dem real,- BERLIN-MARATHON, dem LaSalle Bank
Chicago-Marathon und dem ING New York City-Marathon. Während einer
zweijährigen Periode, in der Punkte bei jedem WMM-Marathon gesammelt
werden können, muss ein Athlet mindestens einen WMM-Marathon pro
Kalenderjahr gelaufen sein. Die vier besten Resultate werden gewertet.
Die Zwei-Jahres-Periode wird sich überlappen, um den WMM zu erlauben,
den großen Jackpot von insgesamt 1.000.000 US-Dollar auf jährlicher
Basis an den besten Mann und die beste Frau jeweils hälftig
auszuschütten. Das heißt, dass nach der Serie 2006-2007 die darauf
folgende WMM-Serie während der Kalenderjahre 2007/2008 stattfinden
wird. Danach folgt die Serie 2008/2009. Das Preisgeld für den ersten
Zyklus wird Ende 2007 ausgeschüttet. In den kommenden Jahren werden
auch die IAAF Marathon-Weltmeisterschaften und die olympischen
Marathonläufe, die während der zweijährigen Periode stattfinden, zur
WMM gewertet.
Wertungen, aktuelle News und weitere Informationen über die World Marathon Majors finden Sie im Internet unter: www.worldmarathonmajors.com