Newsarchiv

Newsarchiv

Runner's World: Das Prinzip der stillen Post

Stille Post ist ein Gesellschaftsspiel, bei dem eine Reihe

von Personen einen Text weitersagt, indem ihn jeder dem Nächsten in der Reihe

ins Ohr flüstert. Was der Letzte in der Reihenfolge noch versteht, hat oft kaum

noch etwas mit dem Ursprungstext zu tun. Nach diesem Prinzip entstehen heute

Meldungen zu Fitness und Gesundheit. In der „Apotheken-Umschau“ stieß ich auf

die Überschrift: „Jogging: Laufstil wichtiger als Schuhe“.

In der Kurzmeldung heißt es, Forscher hätten keine Belege

gefunden, wonach Laufschuhe vor Verletzungen bewahren könnten. Weiter heißt es,

„Dauerläufern wird empfohlen, ihren Laufstil zu schulen“. Zum Laufstil komme

ich noch. Zunächst gilt es festzuhalten, dass hier schlichtweg eine

Falschmeldung vorlag. Bei der zitierten Studie handelt es sich in Wahrheit um

eine Doktorarbeit zum Thema Schuh-Einlagen (damit beschäftigen wir uns in einer

der kommenden Ausgaben), wobei der Laufstil gar nicht zur Debatte stand.

Offensichtlich wurde dies vom Verfasser in die Meldung hineingemischt. Die

Meldung fand sich übrigens wenige Tage später im ARD-Videotext. Unklar bleibt,

wie viele Stationen von der Studie bis zur obigen Meldung durchlaufen wurden.

Stille Post allüberall: Ganze Redaktionsstäbe mühen sich ab,

die Seiten von Lifestyle- und Frauen-Magazinen mit Meldungen zu medizinischen

Themen, Fitness und Ernährung zu füllen, die sie allerorten zusammentragen. Nie

war es leichter, Informationen zu sammeln und sie aufzubereiten, wobei die

Seriosität meist auf der Strecke bleibt.

Der Verweis auf den Laufstil, den es zu verbessern gilt, ist

zwar nicht falsch, aber unrealistisch, weil sich über Beschreibungen kein

Laufstil verändern lässt: „Oberkörper möglichst gerade, die Arme im rechten

Winkel locker mitschwingen, zwei oder vier Schritte einatmen, vier Schritte

ausatmen“. Wichtiger sind hier Anleitungen zur Kräftigung der Beine.

Meldungen sind kurz gefasst, und in wenigen Sätzen lässt

sich kaum differenzieren. Manchmal wäre es allerdings besser, eine Meldung zu

unterlassen als Verwirrung zu stiften, wie das Beispiel vom Trinken mit

Todesfolge beim Marathon zeigt.

Aus dem Schatten milder Bescheidenheit heraustretend darf

ich als Vertreter dieser Redaktion behaupten, dass wir uns als Autorität in

Sachen Laufen verstehen. In unserem Team blicken wir auf mehr oder weniger

lange, in jedem Fall intensive Erfahrungen zurück, die wir sowohl im

Laufschritt als auch bei der Beschäftigung mit den unterschiedlichen Aspekten

sportlicher Aktivität gesammelt haben. Seit Jahren erreichen uns täglich Fragen

und Kommentare zu den verschiedensten Themen rund um Training und Gesundheit.

Kein anderer Lauf-Ratgeber kann seine Tipps auf einem solchen

„Feedback-Reservoir“ aufbauen.

Unsere Experten zählen zu den besten, die es gibt, und über unser amerikanisches

Mutter-Magazin steht uns eine „Informations-Tankstelle“ erster Güte zur

Verfügung. Rodale Press Inc., unser Partnerverlag, besitzt die größte

Privatbibliothek der USA mit Publikationen über Gesundheitsthemen aus aller

Welt. Diese Zugriffsmöglichkeit nutzen wir dazu, Informationen aufzubereiten

und an Sie weiterzugeben, damit Sie noch mehr Spaß beim Laufen haben. Damit stehen

unsere Informationen sehr weit vorne in der Kette der stillen Post. Ich hoffe,

dass auf dem Weg bis zur letzten Kurzmeldung in dieser Reihe nicht zu viel an

Inhalt verloren geht.

RUNNER’S WORLD EDITORIAL

Thomas Steffens, Chefredakteur

Anzeige

Anzeige