Hat Darmstadt Weichen gestellt? Diese Frage läßt sich gewiß
nicht heute oder morgen bereits beantworten, doch eines ist bei der
fünfzehnten Auflage des Darmstadt-Cross, zugleich zweiter Wertungslauf im
Deutschen Cross-Cup, auf der Lichtwiese deutlich geworden: Mehr und mehr
übernehmen jüngere Läufer auf nationalem Terrain Verantwortung.
Einige wenige, zugegebenermaßen. Erfreulich nämlich, wie ein
Sebastian Hallmann mit Courage nach der Streckenhälfte das Renngeschehen
eines gutbesetzten Männer-Wettbewerbes bestimmte, erfreulich aber auch,
wie eine Sabrina Mockenhaupt sich Schritt für Schritt der nationalen
Spitze nähert und dabei jede Scheu vor namhafter Konkurrenz verliert.
"Es lief einfach super", freute sich die 20jährige Frohnatur aus
dem Siegerland über ihren Coup, der ihr beim Darmstadt-Cross hinter der
wie auch in Köln siegreichen Kenianerin Caroline Kwambai und Sonja Oberem
Rang drei einbrachte und dabei so etablierte Läuferinnen wie Michaela
Möller in der Schlußphase stehen ließ. Das sagte sich auch ein
Sebastian Hallmann trotz einer vierwöchigen Trainingsreduktion wegen eines
Unteroffizierslehrgang und zog entgegen seines ursprünglichen Planes schon
in der dritten Runde aus einer kompakten Spitzengruppe auf und davon.
"Sebastian hat heute ein Ding herausgelaufen" anerkannte neidlos
Altmeister Rainer Wachenbrunner, der sich immer wieder um das Tempo
bemühte - aber als amtierender deutscher Meister diesmal als Dritter in
der Endphase ohne Chancen wurde. "Bei dieser Art des Laufens mit
ständigem Rhythmuswechsel war ich rasch am Limit".
Dieses sieht ein Sebastian Hallmann freilich noch längst nicht, hatte
er doch in dieser Saison mit seinen 13:26,43 erstmals an der Pforte zur
internationalen Klasse geklopft. "Die Cross-EM ist eine erste
Herausforderung in diesem Winter, da möchte ich schon mit vorne dabei
sein!" blickt der 23jährige Freisinger schon in Richtung Malmö.
Mit diesem Ziel jedenfalls darf sich nach seiner wiederum starken Vorstellung
in Darmstadt auch ein Michael Wolf vertraut machen, der sich diebisch freute,
mit Rainer Wachenbrunner den amtierenden Titelträger in die Schranken
verwiesen zu haben.
Sebastian Hallmann, Sabrina Mockenhaupt sind leider nur zwei Lichtblicke am
deutschen Läuferhimmel, die eingefahrene Strukturen aufbrechen
können. Andere wie die beiden Fünftplazierten Mario Kröckert und
Susanne Ritter sollten aber keineswegs sich mehr Zeit lassen, um weiter am
Sprung zur Spitze zu arbeiten. "Das ist aber zu wenig für eine
schlagkräftige Mannschaft für die Cross-EM", läßt
sich Bundestrainer Wolfgang Heinig in seiner eher pessimistischen Auffassung
beirren, "vor allem, wenn einige unserer besten Läufer für
Malmö schon abgewinkt haben". Einen kurzfristigen Ausfall muß
Heinig zumindest zudem noch wegstecken, denn wegen eines Muskelfaserrisses
fällt Melanie Kraus zumindest für die kommenden Wochen aus.
Spannende Positionskämpfe kennzeichneten aber auch die
Jugendwettbewerbe auf der Lichtwiese in Darmstadt, die sich einmal mehr als
ideales Crossgelände offenbarte: Im Schlepp von Oliver Dietz wächst
mit dem 18jährigen Jan Krauspe beim TSV Gerbrunn ein Talent heran, das
zumindest schon einmal in Darmstadt Akzente setzte. Im harten Finish verwies
der Franke Sören Lindner, Torben Everszumrode und den starken
B-Jugendlichen Christian Ritosek auf die Plätze. Gleiches gelang bei den
Mädchen der gleichaltrigen Antje Hoffmann, die sich gegen die 1500
m-B-Jugendmeisterin Valea Vadaleau, Romy Spitzmüller und Jana Peters
durchsetzen konnte. Mit 700 Meldungen hat der ASC Darmstadt mit dem
Darmstadt-Cross einen klaren Aufwärtstrend vorzuzeigen, daß
nämlich gute Aufbauarbeit belohnt wird. Die Darmstädter jedenfalls
verstehen ihr (organisatorisches) Handwerk, kurzweilig und attraktiv sind die
Zeichen der Gegenwart. Bestbesetzte Startfelder sind die beste Antwort für
den Stellenwert des Deutschen Cross-Cup, auch wenn der Deutsche
Leichtathletik-Verband mit der kurzfristig auf das Cross-Cup-Wochenende
angesetzten Trainertagung in Kienbaum den meisten der Disziplintrainer eine
Sichtungsmöglichkeit genommen hat. Mit hohem persönlichem Aufwand
ließen sich zumindest Wolfgang Heinig und der für den Nachwuchs
zuständige Lutz Zauber das Cross-Ereignis im Vorfeld der
"Deutschen" in Wetter nicht entgehen. Es dürfte sich in jeder
Hinsicht gelohnt haben, denn wieder einmal lagen Illusion, Hoffnung und
Ernüchterung nur eine Grasnarbe auseinander. Gerade deswegen brauchen die
deutschen Läufer (auch) den Deutschen Cross-Cup, auch wenn das von hoher
Warte aus nicht immer so gesehen wird.
Wilfried Raatz
Darmstadt (19.11.): Darmstadt-Cross/ Deutscher Cross-Cup 2000 (Zweiter
Wertungslauf):
Männer: Langstrecke (8000 m): 1. Hallmann (LAC Quelle Fürth/
München) 23:46, 2. Wolf (Dürener TV) 23:54, 3. Wachenbrummer (LG Nike
Berlin) 24:01, 4. Mintzlaff (LG Eintracht Frankfurt) 24:09, 5. Kröckert
(TSV Bayer Leverkusen) 24:14, 6. Rückerl (LAC Quelle Fürth/
München) 24:20, 7. Streit (TSV Bayer Leverkusen) 24:30, 8. Bruder (LG
Bäderkreis) 24:37, 9. Lenz (LG Weinstadt) 24:39, 10. Schuff (Gerolsteiner
LGV) 24:41, 11. Ahrenberg (Korschenbroicher LC) 24:44, 12. Bulic (BIH) 24:45,
13. Knoblich (LAC Quelle Fürth/ München) 24:48, 14. Haferkamp
(Gerolsteiner LGV) 24:49, 15. Wendler (1. LAV Rostock) 24:54, 16. Dietz (TSV
Gerbrunn) 24:59, 17. Grube (SC DHfK Leipzig) 25:02, 18. Seibert (SSC
Hanau-Rodenbach) 25:04, 19. Dirscherl (MTV Pfaffenhofen) 25:08, 20. Fritzsch
(SC DHfK Leipzig) 25:15, 21. Hoffmeister (SG Gomaringen-Pliezhausen) 25:18, 22.
Naumann (USC Mainz) 25:22, 23. Rau (LC Rehlingen) 25:25, 24. Legath (LAC Quelle
Fürth/ München) 25:27, 25. Römer (SVO Germaringen) 25:29.
Junioren (8000 m): 1. Kröckert 24:14, 2. Schuff 24:41, 3. Haferkamp 24:49,
4. Wendler 24:54, 5. Seibert 25:04. Offene Klasse (6000 m): 1. Allgeyer (LSG
Aalen) 18:39, 2. Hock (LC Breisgau-Denzlingen) 18:46, 3. Bourrouag (TSV Bayer
Leverkusen) 18:54. Masters M 40 (6000 m): 1. Kruse (TuS Sythen) 19:53, 2.
Schüttler (TV Waldstraße) 19:57, 3. Payne (Mönchengladbacher
LG) 20.13. M 50 (6000 m): 1. Schmidt (TuS Köln rrh) 20.30, 2. Schmitt (TV
Trebur) 20.45, 3. Müller (ASC Dillenburg) 21:30.
Frauen (6000 m): 1. Kwambai (KEN) 19:20, 2. Oberem (TSV Bayer Leverkusen)
19:49, 3. Mockenhaupt (LG Sieg) 19:59, 4. Möller (LG Ratio Münster)
20:06, 5. Ritter (LG Bonn/Troisdorf/Niederkassel) 20:19, 6. Stief (LAC Quelle
Fürth/ München) 21:01, 7. Ciric (YUG/ SG Gomaringen-Pliezhausen)
21:04, 8. Maak (LAV Uerdingen/ Dormagen) 21:07, 9. Maisch (1. LAV Rostock)
21:12, 10. Byrd (ABC Ludwigshafen) 21:31, 11. Lennartz (LLG St. Augustin)
22:04, 12. Heil (tuS Griesheim) 22:06, 13. Maier (LG Leinfelden-Echterdingen)
22:07, 14. Kizilarslam (TUR) 22:11, 15. Rau (LC Euskirchen) 22:18, 16. Scherz
(LGO Dortmund) 22.22, 17. Zipse (ABC Ludwigshafen) 22:28, 18. Reinhardt (LG
Weinstadt) 22:30, 19. Raunft (LSG Aalen) 22:42, 20. Schloßmacher (TSV
Bayer Leverkusen) 22:45. Juniorinnen (6000 m): 1. Mockenhaupt 19:59, 2. Ritter
20:19, 3. Byrd 21:31, 4. Maier 22:07, 5. Scherz 22:22. Masters W 35 (4000 m):
1. Lennartz (LLG St. Augustin) 14:27, 2. Dietz (LG Dorsten) 15:37, 3. Hock (ASC
Darmstadt) 15:33.
MJA (6000 m): 1. Krauspe (TSV Gerbrunn) 18:36, 2. Lindner (TSG Bergedorf)
18:37, 3. Everszumrode (LAZ Mönchengladbach) 18:42, 4. Sommer (Hallesche
LA-Freunde) 18:48, 5. Förster (SG EBT Berlin) 18:52, 6. Boyxen (TV
Lobberich) 19:04. MJB (6000 m): 1. Ritosek (TV Wattenscheid) 18.45, 2. Lohse
(KTSV Preußen Krefeld) 19.14, 3. Wilhelm (LAV Bayer Uerdinden/ Dormagen)
19.37, 4. Rodowski (TSV Bayer Leverkusen) 19:46, 5. Straulino (ASC Darmstadt)
19:50. WJA (4000 m): 1. Hoffmann (SC Magdeburg) 14:15, 2. Spitzmüller (LAZ
Leipzig) 14:32, 3. Kron (LC Breisgau-Denzlingen) 14:43, 4. Schedler (TF
Marpingen) 14:44, 5. Stucke (LAC Quelle Fürth/ München) 14:46, 6.
Heilemann (VfL Waiblingen) 14:53. WJB 4000 m): 1. Vadaleau (LG Nordwest
Hamburg) 14:32, 2. Peters (SSV Eisleben) 14:37, 3. Goldfuß (TV
Wattenscheid) 14:40, 4. Kahl (1. LAV Rostock) 14:58, 5. Schleifer (VfL
Waiblingen) 15:00.